idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Wer den menschengemachten Klimawandel einfach leugnet und die Wissenschaft offen ignoriert, findet bei den politisch Verantwortlichen kaum noch Gehör. Trotzdem tut sich zu wenig – nach den Berechnungen des Weltklimarats werden die im Paris-Abkommen verabredeten Temperaturziele mit den bislang beschlossenen Maßnahmen bei weitem verfehlt. Wie heutzutage der Widerstand gegen ambitionierten Klimaschutz rhetorisch funktioniert, das beleuchtet eine neue Studie unter Federführung des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change). Die Studie wurde jetzt in der Fachzeitschrift Global Sustainability veröffentlicht.
„Als mit dem Klimawandel befasste Sozialwissenschaftler haben wir uns die neueren Diskussionen angeschaut und eine Typologie der Verzögerungsargumente erstellt“, berichtet William Lamb, Forscher in der MCC-Arbeitsgruppe Angewandte Nachhaltigkeitsforschung und Leitautor der Studie: „Dabei ging es uns um Argumente, die scheinbar den Klimawandel als Problem anerkennen – aber den Handlungsbedarf herunterspielen. Unterfüttert wird die Analyse durch Zitate und Diskussionsbeiträgen aus Politik, Wirtschaft und Medien. „Unsere Übersicht ermöglicht allen Interessierten aus der Wissenschaft, der Klimaschutzbewegung und der Politik, in Diskussionen die Argumentationsmuster zu erkennen und darauf adäquat zu reagieren“, so Lamb.
Das Plädoyer dafür, nicht oder zumindest nicht adäquat auf die Klimakrise zu reagieren, stützt sich der Studie zufolge in aller Regel auf eine oder mehrere von zwölf Argumentationsmustern, und zwar entlang der vier folgenden Kernaussagen: (1) Zunächst einmal muss jemand anderes handeln, (2) es geht ohne grundlegende, disruptive Veränderungen, (3) konsequente Klimapolitik ist politisch und sozial nicht vertretbar, und (4) Umsteuern ist nicht mehr möglich. „Das Vertrackte ist, dass in allen solchen Einlassungen immer auch ein Körnchen Wahrheit steckt“, sagt MCC-Forscher Lamb. „Aber diese durchaus relevanten Aspekte der Klimadebatte werden oft zu Instrumenten einer Verhinderungsstrategie, die darauf zielt, einschneidende Maßnahmen abzuwenden und materielle Besitzstände auf kurze Sicht zu schützen. Deshalb braucht ambitionierter Klimaschutz eine klare Kommunikation. Unsere Studie liefert dazu einen Beitrag.“
https://www.mcc-berlin.net/ueber-uns/team/lamb-william.html
Weitere Informationen:
Lamb, W., Mattioli, G., Levi, S., Roberts, J., Capstick, S., Creutzig, F., Minx, J., Müller Hansen, F., Culhane, T., Steinberger, J., 2020, Discourses of climate delay, Global Sustainability
http://dx.doi.org/10.1017/sus.2020.13
https://www.mcc-berlin.net/index.html
Discourses of delay (Quellenhinweis: Global Sustainability)
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Energie, Meer / Klima, Politik, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).