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Wissenschaft
Luftbefeuchtung in der kalten Jahreszeit nicht zwingend notwendig
Kalte Luft ist trockene Luft. Insbesondere im Winter klagen Beschäftigte in Büros oder Industriehallen über Beschwerden wie trockene, teils juckende Haut oder brennende, trockene und juckende Augen. Bei Luftfeuchten unter 40 Prozent kommt es zudem zu vermehrten elektrostatischen Aufladungen. Der Bericht "Trockene Luft" - Literaturstudie zu den Auswirkungen auf die Gesundheit, den die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) jetzt veröffentlicht hat, präsentiert den aktuellen Forschungsstand. Die Studie schließt an ein Review aus dem Jahr 2007 an.
Die Literaturstudie kommt zu dem Schluss, dass es keine ausreichenden Erkenntnisse für die Aussage gibt, dass oberhalb einer bestimmten Luftfeuchte die Gesundheit der Beschäftigten positiv beeinflusst wird. Auch lässt sich aus den vorliegenden Daten kein unterer Richtwert für die relative Luftfeuchte in Räumen von Arbeitsstätten ableiten.
In einer gemeinsamen Literaturstudie untersuchten das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) und die BAuA den Einfluss von trockener Raumluft auf die Aspekte Gesundheit von Haut, Augen und Schleimhäuten der Atemwege sowie die Übertragung krankheitserregender Keime. Die Literaturstudie betrachtete dabei hauptsächlich Beschäftigte in Arbeitsstätten, wie Bürobereiche oder Industriehallen, in der kalten Jahreszeit und in Ländern mit gemäßigtem Klima im Zeitraum 2006 bis 2019. Insgesamt wurden 10 Reviews sowie 27 Labor-, Feld- und sonstige Studien erfasst, jedoch keine Fragebogenerhebungen berücksichtigt.
Die Auswertung zeigt für die einzelnen Aspekte verschiedene Effekte wie trockenere Haut und eine längere Aktivität von Influenzaviren bei niedriger Luftfeuchtigkeit. Bei den an Augen und Schleimhäuten der Atemwege beobachteten Effekten überwiegt oft der Einfluss anderer Faktoren. Diese Effekte setzen zudem bei unterschiedlichen nicht fest begrenzten Bereichen der Luftfeuchte ein. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass trockene Luft alleine im Allgemeinen nicht zu gesundheitlichen Problemen führt. Vielmehr treten Kombinationseffekte auf, insbesondere aus Luftfeuchte, Lufttemperatur und Luftgeschwindigkeit zusammen mit Verunreinigungen der Luft oder mangelhafter ergonomischer Gestaltung der Bildschirmarbeit. Diese müssen vor dem Hintergrund der individuellen gesundheitlichen Situation der Beschäftigten bewertet werden. Angesichts der Datenlage lässt sich keine Notwendigkeit für konkrete Maßnahmen insbesondere bezüglich einer Erhöhung der Luftfeuchte in der kalten Jahreszeit in Räumen von Arbeitsstätten ableiten.
Dennoch sollten Beschwerden von Beschäftigten immer ernst genommen werden. Im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung lassen sich mögliche Ursachen ermitteln, erforderliche Maßnahmen festlegen und deren Wirksamkeit überprüfen.
"Trockene Luft" – Literaturstudie zu den Auswirkungen auf die Gesundheit; Kersten Bux, Nadja von Hahn; Dortmund; Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2020; 45 Seiten; DOI: 10.21934/baua:bericht20200624. Den Bericht gibt es im PDF-Format im Internetangebot der BAuA unter http://www.baua.de/publikationen.
Direkter Link: http://www.baua.de/dok/8839704
Forschung für Arbeit und Gesundheit
Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des BMAS. Sie betreibt Forschung, berät die Politik und fördert den Wissenstransfer im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Zudem erfüllt die Einrichtung hoheitliche Aufgaben im Chemikalienrecht und bei der Produktsicherheit. An den Standorten Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz arbeiten über 700 Beschäftigte.
http://www.baua.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Bauwesen / Architektur, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Psychologie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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