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Wissenschaft
Neuer Band der „Schriftenreihe zu Familienunternehmen“ des Wittener Instituts für Familienunternehmen (WIFU) gibt praxistaugliche Anregungen zur Vermeidung von Regelverstößen gegen die Familienverfassung
Die Familienverfassung – häufig auch Familiencharta oder -kodex genannt – ist heutzutage weitgehend anerkannt als wichtiges Mittel der Streitvermeidung unter Familiengesellschaftern. Die Charta drückt den Konsens der Familie über zentrale Fragen im Umgang mit dem Unternehmen aus. Weil sie „nach innen“, an die Familie gerichtet ist, handelt es sich explizit nicht um ein rechtsverbindliches Dokument. In der Praxis bedeutet dies, dass das Familienmanagement Verstößen gegenüber oft weitgehend hilflos ist. Im Bewusstsein dieser Problemlage widmet sich Marco Henry Neumueller im Rahmen seiner Dissertation, die jetzt auch in der WIFU-Schriftenreihe erschienen ist, der Frage nach Möglichkeiten zur effektiven Eindämmung von derartigen Regelverstößen. Auf der Grundlage einer empirischen Untersuchung, die in Art und Umfang einzigartig ist, hat Neumueller eine Reihe von Maßnahmen der Regeleinhaltung zusammengestellt. Das vorgestellte Maßnahmenbündel umfasst dabei sowohl konkrete präventive Maßnahmen, die die Wahrscheinlichkeit der Regeltreue erhöhen können, als auch mögliche Reaktionen auf bereits erfolgte Regelverstöße. Präventiv kann etwa die Einbeziehung eines Experten wirken, der bei der Sicherung von Expertise sowie der Vermeidung von Fallstricken hilft. Die Antwort auf einen bereits erfolgten Regelbruch kann – je nach Grad und Schwere des Vergehens – etwa eine einfache Verwarnung oder ein Ausschluss aus der Familiengemeinschaft und von Privilegien sein.
„Der Mehrwert einer Familienverfassung für die Familie und damit auch für den langfristigen Fortbestand des Unternehmens wird heute ganz grundsätzlich nicht mehr infrage gestellt. Umso wichtiger ist es, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass die aufgestellten Regeln stets auch möglichst von allen befolgt werden. Auch bei einer Familienverfassung gilt: Der Weg ist das Ziel“, so Neumueller.
„Die Kraft der Charta liegt gerade in der Freiwilligkeit der Unterschrift. Strafen kann es nicht geben, denn sie würden ihre Legitimationskraft mindern“, ergänzt Prof. Dr. Arist von Schlippe, Inhaber des WIFU-Stiftungslehrstuhls Führung und Dynamik von Familienunternehmen und Betreuer der Dissertation, „wie die Studie zeigt, hat das Familienmanagement durchaus Möglichkeiten, auf offenkundige Abweichungen zu reagieren, dies aber eben auf Familienart – ohne ‚Handschellen‘ sozusagen!“
Das WIFU beschäftigt sich seit über zwanzig Jahren mit den Besonderheiten von Familienunternehmen und Unternehmerfamilien. Da diese Unternehmensform ebenso spannend wie komplex ist, nimmt der Umfang der hierzu herausgegebenen Veröffentlichungen in den letzten Jahren immer stärker zu. Die seit 2009 erscheinende WIFU-Schriftenreihe soll es ermöglichen, einzelne Themen in dem erforderlichen und angemessenen Umfang zu veröffentlichen, ohne dabei Praxisnähe und Verständlichkeit aus den Augen zu verlieren.
Der 27. Band der Schriftenreihe ist im Verlag V&R unipress als Open Access Publikation erschienen und über die Verlags-Homepage kostenfrei erhältlich.
Weitere Informationen erhalten Interessierte bei Dr. Ruth Orenstrat unter der Telefonnummer +49 2302 926-506 oder per E-Mail (Ruth.Orenstrat@uni-wh.de).
Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit über 2.600 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.
Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.
Das Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU) der Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft der Universität Witten/Herdecke ist in Deutschland der Pionier und Wegweiser akademischer Forschung und Lehre zu Besonderheiten von Familienunternehmen. Drei Forschungs- und Lehrbereiche – Betriebswirtschaftslehre, Psychologie/Soziologie und Rechtswissenschaften – bilden das wissenschaftliche Spiegelbild der Gestalt von Familienunternehmen. Dadurch hat sich das WIFU eine einzigartige Expertise im Bereich Familienunternehmen erarbeitet. Ein exklusiver Kreis von rund 75 Familienunternehmen macht dies möglich. So kann das WIFU auf Augenhöhe als Institut von Familienunternehmen für Familienunternehmen agieren. Mit derzeit 20 Professoren leistet das WIFU seit mehr als 20 Jahren einen signifikanten Beitrag zur generationenübergreifenden Zukunftsfähigkeit von Familienunternehmen.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter
Wirtschaft
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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