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Wissenschaft
Eine Steuer auf besonders fetthaltige Lebensmittel könnte sich vermutlich positiv auf die Ernährungsweise der Menschen auswirken. Jedoch gibt es hierzu noch zu wenige belastbare Studien. Zu diesem Schluss kommt eine heute (11.09.2020) in der Cochrane Database of Systematic Reviews veröffentlichte Studie eines internationalen Forscherteams der Universität Bremen, der Donau Universität Krems, der AOK Baden-Württemberg und weiterer internationaler Forschungseinrichtungen.
Dänemark hatte als einziges Land weltweit in den Jahren 2011-2012 eine Fettsteuer eingeführt. Sie lag bei 16 dänischen Kronen (gut zwei Euro) pro Kilogramm gesättigte Fettsäuren für alle Lebensmittel, in denen der Anteil dieses Typs von Fett mehr als 2,3% des Gesamtgewichts betrug. Der Erstautor des aktuellen Cochrane Reviews, Dr. Stefan K. Lhachimi (Universität Bremen) betont allerdings, dass es sich bei der kurzlebigen dänischen Fettsteuer um eine verlorene Chance handelt: „Es ist tragisch, dass es in Dänemark versäumt wurde, diese gesetzliche Maßnahme sinnvoll auf ihre Gesundheitswirkungen hin zu evaluieren“.
Den beiden gefundenen Studien zufolge sei mit der Fettsteuer in Dänemark der Absatz von Sahne um fast 6 Prozent zurückgegangen, Hackfleisch sei um 4 Prozent weniger nachgefragt gewesen. „Eine Studie hat eine Reduktion des Pro-Kopf-Fettkonsums von 42 Gramm pro Woche berichtet“, so Dr. Stefan K. Lhachimi. Allerdings basierte diese Beobachtung auf Einkäufen in Supermärkten. „Wir wissen leider nicht, was die Menschen tatsächlich gegessen haben: weniger, genauso viel oder möglicherweise sogar mehr Fett, nur aus anderen Quellen“.
Dabei könnte eine Steuer auf gesättigte Fettsäuren wie in Dänemark ein guter Ansatz sein, um sogenannte Junk-Foods teurer und damit unattraktiver zu machen. „Jeder hat ein grobes Bauchgefühl dafür, was Junk-Food ist“, so Lhachimi, „Jedoch ist es schwer hier eine lebensmittelrechtlich eindeutige Definition zu finden.“ Eine Steuer auf ungesättigte Fettsäuren würde automatisch viele Produkte aus der Gruppe der Junk-Foods treffen.
Angesichts einer wachsenden Zahl übergewichtiger Menschen in Deutschland sei eine Veränderung der Ernährungsgewohnheiten dringend notwendig. „Hierzulande bringt über die Hälfte der Erwachsenen zu viel Gewicht auf die Waage – Tendenz steigend“, so Dr. Manuela Bombana, Wissenschaftlerin bei der AOK Baden-Württemberg und Koautorin der Studie. Wenn man zugleich bedenke, dass Übergewicht einer der wichtigsten Risikofaktoren für Volkskrankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Beschwerden sei, könne man ermessen, wie groß der Handlungsdruck sei. Weitere gut geplante empirische Forschung sei dringend notwendig. „Unsere aktuelle Studie kann nur erste Anhaltspunkte über die tatsächliche Wirksamkeit einer Fettsteuer geben“, so Bombana weiter.
Hinweis für die Redaktionen:
Die Studie wurde finanziert von dem UK Medical Research Council, Scottish Government Chief Scientist Office, und dem Cochrane Review Support Programme 2019.
Dr. Stefan K Lhachimi,
Research Group for Evidence-Based Public Health,
Leibniz Institute for Prevention Research and Epidemiology, Bremen, Germany
Email: stefan.lhachimi@gmail.com
Lhachimi SK, Pega F, Heise TL, Fenton C, Gartlehner G, Griebler U, Sommer I, Bombana M, Katikireddi SVittal. Taxation of the fat content of foods for reducing their consumption and preventing obesity or other adverse health outcomes. Cochrane Database of Systematic Reviews 2020, Issue 9. Art. No.: CD012415. DOI: 10.1002/14651858.CD012415.pub2.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Politik
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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