idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
01.10.2020 10:22

Stressreport 2019: Beschäftigte brauchen Handlungsspielräume

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

    Die Arbeitsanforderungen von Beschäftigten in Deutschland sind weiterhin hoch. Zugleich zeigen sich Trends zur Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort. Während etwa zwei von drei Beschäftigten ihre Arbeit planen und einteilen können, hat weniger als jeder Dritte Einfluss auf die Arbeitsmenge, mit abnehmender Tendenz. Etwa jeder siebte Beschäftigte (15 Prozent) sieht seinen Gesundheitszustand als weniger gut oder schlecht an. Bei den genannten Beschwerden haben Schlafstörungen und Erschöpfung als Anzeichen gestörter Erholung zugenommen. Dies und mehr zeigt der Stressreport 2019, den die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) veröffentlicht hat.

    Dabei geht der Stressreport 2019 dezidiert auf Schlüsselfaktoren der belastungsgünstigen Arbeitsgestaltung ein.

    „Eine gute Gestaltung der Arbeit trägt wesentlich zur Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten bei“, sagt Isabel Rothe, Präsidentin der BAuA. „Dazu sind die Arbeitsanforderungen, wie Arbeitsmenge und Arbeitszeit, angemessen zu steuern. Zudem brauchen die Beschäftigten ausreichende Handlungsspielräume, um ihre Aufgaben zu bewältigen. Wichtige Kraftquellen sind dabei auch eine gute Erholung von der Arbeit sowie die Unterstützung durch Kolleginnen und Kollegen und Vorgesetzte.“

    So zeigt der Stressreport, dass die Arbeitsintensität für rund die Hälfte der Beschäftigten seit einigen Jahren unverändert hoch ist. Etwa die Hälfte der befragten abhängig Beschäftigten gibt an, häufig von starkem Termin- oder Leistungsdruck betroffen zu sein. Zugleich verringern sich bei einem Teil der Beschäftigten – auch vor dem Hintergrund digitaler Steuerungssysteme – die Handlungsspielräume. Dies trägt offensichtlich auch bei, dass die gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei diesen Beschäftigten eher zunehmen.

    80 Prozent der Befragten geben an von ihren Kollegen und 60 Prozent von ihrem Vorgesetzten unterstützt zu werden. Die Belastung der Führungskräfte selber ist, beispielsweise durch ortsflexible Arbeit und überlange Arbeitszeiten, oft sehr hoch. Dabei ist die Rolle der Vorgesetzten als Unterstützer immer dann besonders wichtig, wenn Organisationsveränderungen oder neue Aufgaben zu bewältigen sind.

    Im Trend ist Arbeit immer weniger an feste Zeiten und Arbeitsplätze gebunden. So berichtet beispielsweise fast jeder fünfte Erwerbstätige, in Rufbereitschaft und Bereitschaftsdienst zu arbeiten. Haben Beschäftigte zeitliche Handlungsspielräume, geht das häufig auch mit einer besseren Gesundheit einher. Arbeitszeit sollte für Beschäftigte planbar und vorhersehbar sein. Etwa jeder vierte Beschäftigte arbeitet laut Stressreport ortsflexibel, was mit Dienstreisen, Auswärtsübernachtungen oder wechselnden Arbeitsorten verbunden ist. Mobil beziehungsweise ortsflexibel Tätige berichten – im Vergleich zu den übrigen Beschäftigten – seltener, dass ihnen die Trennung zwischen Arbeit- und Privatleben gelingt.

    So haben seit 2012 auch Erholungsbeeinträchtigungen zugenommen. Immerhin gibt etwa jeder dritte Beschäftigte lange oder überlange Arbeitszeiten an. Von häufiger Müdigkeit berichtet fast die Hälfte und von häufigen Schlafstörungen fast ein Drittel der Beschäftigten. Über körperliche Erschöpfung klagen zudem aktuell 37 Prozent, über emotionale Erschöpfung mehr als ein Viertel der Beschäftigten und 22 Prozent der Befragten geben an, von der Arbeit häufig nicht abschalten zu können.

    Tätigkeiten, die von hohen Arbeitsanforderungen geprägt sind und gleichzeitig eher geringe Handlungsspielräume aufweisen, haben besondere Gestaltungsanforderungen. Der Stressreport legt hier ein besonderes Augenmerk auf Tätigkeiten im Gesundheitsbereich und in den Logistikberufen.

    Mit dem Stressreport 2019 liefert die BAuA Daten und Fakten zum Thema psychische Gesundheit für die Debatte in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Grundlage des Stressreports 2019 ist die BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018, für die mehr als 20.000 Erwerbstätige befragt wurden. Ausgewertet wurde im Vergleich zu den Erwerbstätigenbefragungen von 2006 und 2012. Zudem flossen auch Daten aus der BAuA-Arbeitszeitbefragung 2017 sowie der BAuA-Studie zur Mentalen Gesundheit bei der Arbeit (S-MGA) ein.

    Die BAuA bringt den Stressreport sowie ihre Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung in die „Offensive Psychische Gesundheit“ ein, die gemeinsam vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales, dem Bundesministerium für Gesundheit und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend getragen wird. Ihr Startschuss fällt am 5. Oktober in Berlin. In diesem Rahmen leistet die BAuA mit ihren Erkenntnissen zur menschengerechten Gestaltung von Arbeit einen wichtigen Beitrag und trägt zur Vernetzung der vorhandenen Präventionsangebote zur psychischen Gesundheit bei.

    „Stressreport Deutschland 2019. Psychische Anforderungen, Ressourcen und Befinden“; Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2020; 1. Auflage; 225 Seiten; ISBN: 978-3-88261-259-2; DOI: 10.21934/baua:bericht20191007. Den Stressreport gibt es im PDF-Format zum Herunterladen im Internetangebot der BAuA unter www.baua.de/publikationen.

    Direkter Link: http://www.baua.de/dok/8824662.

    Forschung für Arbeit und Gesundheit
    Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des BMAS. Sie betreibt Forschung, berät die Politik und fördert den Wissenstransfer im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Zudem erfüllt die Einrichtung hoheitliche Aufgaben im Chemikalienrecht und bei der Produktsicherheit. An den Standorten Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz arbeiten über 700 Beschäftigte.
    http://www.baua.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Psychologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).