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Verschlossene Verwaltungsgebäude, Schulen und Universitäten, Homeoffice für viele Beschäftigte, die Büro- und Arbeitsräume nicht betreten dürfen. Die erforderlichen Schutzmaßnahmen in der Corona-Pandemie haben weitgehende Auswirkungen auf das öffentliche Leben und das Gemeinwesen. Doch welche Möglichkeiten gibt es, um Infektionsrisiken in Gebäuden einzudämmen? Im Corona-Projekt SAVE entwickelt das Institut für Konstruktives Entwerfen, Industrie- und Gesundheitsbau (IKE) der Technischen Universität Braunschweig gemeinsam mit vier weiteren Partnern bauliche Musterlösungen, um Ausbreitungswege von Erregern in kritischen Infrastrukturen zu kontrollieren.
Bauliche und technische Maßnahmen, wie Schleusen oder geeignete Lüftungsfilter, können das Übertragungsrisiko von Infektionserregern in Gebäuden reduzieren und somit die Anzahl der Infektionen und Erkrankungen senken. Hier setzt das Forschungsprojekt „SAVE - Effektive Strategien zur Kontrolle und zum Umgang mit Ausbreitungswegen von Erregern zum Schutz kritischer Infrastrukturen“ an. Das Mitte September 2020 gestartete Projekt wird vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Rahmen der „Zukunft Bau“-Forschungsförderung gefördert. Ein Schwerpunkt der Untersuchung sind Einrichtungen, die zur Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens und zur Vermeidung von Versorgungsengpässen notwendig sind.
Dabei betrachtet das interdisziplinäre Forschungsteam sowohl die Bereiche Bauwesen, Materialforschung und technische Gebäudeausstattung als auch Hygiene: Es formuliert Maßnahmen zur Unterbrechung von Infektionsketten und Ausbreitungswegen. Eine wichtige Aufgabe ist zudem, vor dem Hintergrund einer unübersichtlichen, länderspezifischen Vorschriftenlage einheitliche Planungsempfehlungen zu benennen.
Die Rolle der Gebäude bei der Verbreitung von Infektionskrankheiten wurde bisher nur ansatzweise betrachtet, wie Projektleiter Dr. Wolfgang Sunder von der TU Braunschweig erläutert: „Eindeutige Planungsempfehlungen zur Infektionsprävention und Hygiene gibt es bisher nur für Gesundheitseinrichtungen. Für die Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens und der Ordnung des Gemeinwesens ist es jedoch unabdingbar, dass die dafür notwendigen Gebäude zukünftig auf Epidemien bzw. Pandemien vorbereitet sind.“
Die Ergebnisse des Forschungsprojekts werden 2022 in ein „Weißbuch zur baulichen Infektionsprävention kritischer Infrastrukturen“ zusammengeführt und der Öffentlichkeit durch eine frei zugängliche Datenbank vollständig zur Verfügung gestellt. Bereits Anfang 2021 ist zudem die Veröffentlichung eines ersten Berichts mit Empfehlungen zur Prävention der Verbreitung von Infektionskrankheiten im Gebäude geplant.
Projektdaten
SAVE wird von Oktober 2020 bis September 2022 vom BBSR mit rund 800.000 Euro gefördert. Die Projektkoordination hat das Institut für Konstruktives Entwerfen, Industrie- und Gesundheitsbau (IKE) der TU Braunschweig übernommen. Verbundpartner sind das Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité, das Hermann-Rietschel-Institut (HRI) der TU Berlin, das Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz (iBMB) der TU Braunschweig sowie als beratender Partner das Robert Koch Institut und die Informationsstelle des Bundes für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene (IBBS).
Institut für Konstruktives Entwerfen, Industrie- und Gesundheitsbau (IKE)
Das IKE der TU Braunschweig unter der Leitung von Professor Carsten Roth hat sich in den vergangenen zehn Jahren als zentraler Lehr- und Forschungsbereich für den Gesundheitsbau in Deutschland entwickelt. Ein interdisziplinäres Forschungsteam mit Expertinnen und Experten aus Architektur, Prozessplanung und Hygiene bearbeitet vielfältige und komplexe Themen des zukunftsfähigen Krankenhausbaus. Spezialisiert hat sich das Institut im Gesundheitsbau auf die bauliche Infektionsprävention. Hier werden sowohl bautechnische und konstruktive Entscheidungen untersucht als auch Prozessplanungen optimiert. So entwickelte das IKE zusammen mit Molekularbiologinnen und Molekularbiologen, Medizinerinnen und Medizinern sowie Industriepartnern im Projekt KARMIN einen Prototypen für ein infektionspräventives Patientenzimmer. Der Demonstrator für ein optimiertes Patientenzimmer wird im Oktober 2020 beim „World Health Summit“ in Berlin präsentiert. Des Weiteren werden gemeinsam mit dem ruandischen Gesundheitsministerium und dem Rwanda Biomedical Centre (RBC), sowie in Kooperation mit dem Robert Koch Institut und dem Institut für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit der Charité Berlin bauliche Sofortmaßnahmen zur Infektionsprävention in Gesundheitseinrichtungen in dem zentralafrikanischen Land umgesetzt.
Interview mit Dr. Wolfgang Sunder
Im Interview im Magazin der TU Braunschweig berichtet Dr. Wolfgang über die Forschungsthemen des IKE und das Krankenhaus der Zukunft:
https://magazin.tu-braunschweig.de/m-post/mit-architektur-krankheiten-vermeiden/
Dr.-Ing. Architekt Wolfgang Sunder
Technische Universität Braunschweig
Institut für Konstruktives Entwerfen, Industrie- und Gesundheitsbau (IKE)
Pockelsstraße 3
38106 Braunschweig
Tel.: 0531 391-2543
E-Mail: w.sunder@tu-braunschweig.de
www.tu-braunschweig.de/iike
Reinigung von hygienerelevanten Oberflächen.
Tom Bauer/IKE
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Bauwesen / Architektur, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsprojekte, Kooperationen
Deutsch
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