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08.10.2020 14:02

Neues Buch dokumentiert die Besetzung und Räumung der Mainzer Straße 1990 in Berlin-Friedrichshain

Dr. Stefanie Eisenhuth Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF)

    Im Mai 1990 besetzten Menschen aus Ost und West zwölf Häuser in der Mainzer Straße in Berlin-Friedrichshain. Sie wollten ihren Traum von einem autonomen Leben verwirklichen. Doch rasch kam es zu Konflikten mit der Nachbarschaft, mit Neonazis und untereinander. Im November 1990 wurden die Häuser gegen erbitterten Widerstand geräumt. 30 Jahre nach den Ereignissen dokumentiert ein neues Buch die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Es entstand am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF).

    »Traum und Trauma« ist das Buch zum 30. Jahrestag der Räumung der Mainzer Straße am 14. November. Christine Bartlitz, Hanno Hochmuth, Tom Koltermann, Jakob Saß und Sara Stammnitz haben Essays von Historikerinnen und Historikern, Interviews mit Zeitzeugen und zahlreiche Fotografien zusammengestellt, die ein besonderes Kapitel des deutschen Vereinigungsprozesses erzählen. Denn die Beiträge schildern nicht nur einen Teil deutscher Hausbesetzergeschichte, sondern auch eine Episode Berlins, in der die Stadt gerade frisch zusammenwächst und der gesellschaftliche Frieden auf die Probe gestellt wird. Der Polizeieinsatz hatte zudem weitreichende Folgen: Er markierte weitestgehend das Ende der Berliner Hausbesetzerbewegung und führte zum Bruch des rot-grünen Senats.

    Hanno Hochmuth, Historiker am ZZF in Potsdam, ist deshalb überzeugt, dass man viel über den Prozess der Deutschen Einheit lernen kann, wenn man sich mit der Mainzer Straße beschäftigt: »Auch in der Hausbesetzerbewegung trafen Ost und West aufeinander. Der ›kurze Sommer der Anarchie‹ in Ost-Berlin war nur in dem kurzen Zeitfenster zwischen dem Zusammenbruch der SED-Herrschaft und der Etablierung der neuen Ordnung möglich. Die Nachwirkungen beschäftigen uns bis heute, denn noch immer gibt es in Berlin-Friedrichshain Häuser, die damals besetzt wurden.«

    Die Publikation entstand im Rahmen des Master-Studiengangs »Public History«, den das Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam und die Freie Universität Berlin gemeinsam anbieten. Als Ergebnis eines Seminars ging 2016 die Website www.mainzerstrasse.berlin online. Christine Bartlitz, Dozentin des Seminars, erinnert sich: »Unsere Ausgangsfrage war: Was können wir in Archiven und durch Interviews über eine einzelne Straße und ihre Bewohnerinnen und Bewohner erfahren? Wie veränderten die politischen Verhältnisse das Leben vor Ort? Welche Ausgrenzungen fanden statt und welche Freiräume entstanden?«

    Die Studierenden entschieden sich dafür, die Mainzer Straße in den Blick zu nehmen, deren Geschichte an euphorische Aufbrüche nach dem Mauerfall erinnert und zugleich aktuelle Fragen berührt. Ausschlaggebend dafür, dass auf die Website nun ein Buch folgte, waren die Fotografien von Holger Herschel: »Seine Bilder entstanden in der Nacht der Räumung. Sie haben uns so beeindruckt, dass wir entschieden, das Projekt weiterzuführen«, erklärt Bartlitz. »Viele der Studierenden von damals sind nun auch an dem Buch beteiligt.«

    _______________________

    Mit Fotografien von Harald Hauswald, Holger Herschel, Katrin Marschner und Axel Büchner sowie Merit Schambach. Interviews mit u.a. Renate Kün-ast, Walter Momper, Freke Over und Hartmut Moldenhauer.

    Fotos stellt der Ch. Links Verlag gern zur Verfügung.

    Ort: Berlin
    Jahr: 2020
    Verlag: Ch. Links Verlag
    Seiten: 144, 40 s/w Fotos
    ISBN: 978-3-96289-104-6
    Preis: 20,00 Euro

    Geplante Veranstaltungen zu »Traum und Trauma«:
    • Mi, 11.11.2020 | FHXB Museum (Live-Stream): Buchpremiere mit Renate Künast und Gerhard Dettling, Moderation Krijn Thijs
    • Fr, 13.11.2020 | Jugend[widerstands]museum: Buchvorstellung
    • Mi, 20.01.2021 | Studiobühne in der Alten Feuerwache Friedrichshain: Buchvorstellung


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Hanno Hochmuth
    Tel.: 0331/28991-58
    E-Mail: hochmuth@zzf-potsdam.de

    Christine Bartlitz
    Tel.: 0331/28991-14
    E-Mail: bartlitz@zzf-potsdam.de


    Originalpublikation:

    Christine Bartlitz, Hanno Hochmuth, Tom Koltermann, Jakob Saß, Sara Stammnitz (Hg.), Traum und Trauma. Die Besetzung und Räumung der Mainzer Straße 1990 in Ost-Berlin, Berlin 2020.


    Weitere Informationen:

    https://zzf-potsdam.de
    https://zzf-potsdam.de/de/public-history (Mehr zum Studiengang »Public History«)


    Bilder

    Buchcover
    Buchcover

    Ch. Links Verlag

    In der Mainzer Straße
    In der Mainzer Straße
    Stefanie Eisenhuth
    ZZF


    Anhang
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Politik
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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