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09.10.2020 11:37

Ein Frosch erobert Galápagos: Invasive Froschart im Nahrungsnetz der Inselgruppe untersucht

Sabine Wendler Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

    Dresden, 09.10.2020. Senckenberg-Wissenschaftler Raffael Ernst hat zusammen mit Kolleg*innen der „Charles Darwin Foundation“ und einem internationalen Team die Rolle des Knickzehenlaubfroschs Scinax quinquefasciatus im Nahrungsnetz des Galápagosarchipels untersucht. Der Frosch wurde Ende der 1990er-Jahre auf die Inselgruppe eingeschleppt und breitet sich seitdem dort aus. Die Wissenschaftler*innen zeigen in ihrer heute im Fachjournal „NeoBiota“ erschienenen Studie, dass die eingeschleppten Frösche keine natürlichen Feinde haben, die den Bestand maßgeblich verringern könnten. Das Team empfiehlt daher die Auswirkungen auf die endemische Insel-Fauna weiterhin zu beobachten.

    "Ich habe große Mühe auf mich genommen, und ich finde die Annahme bestätigt, dass Frösche, Kröten und Molche auf den meisten ozeanischen Inseln fehlen“ – so stellte es Charles Darwin im bekannten Werk „On the Origin of Species“ fest. Lange Zeit galt die Beobachtung des berühmten Naturforschers auch für die mit ihm so eng verbundenen Galápagosinseln. „Erst die Ankunft des Knickzehenlaubfroschs Scinax quinquefasciatus in den Jahren 1997 oder 1998 auf der Inselgruppe änderte dies“, erklärt Dr. habil. Raffael Ernst von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden und fährt fort: „In unserer Studie haben wir die Interaktionen dieses Neuankömmlings mit der heimischen, überwiegend endemischen Fauna auf Galapagos untersucht.“

    Ernst und seine Kolleg*innen wollten wissen, wie sich der eingewanderte etwa 33 bis 38 Millimeter große Frosch im Nahrungsnetz der Inselfauna verhält. „Sozusagen eine Studie zum Fressen und Gefressen werden“, ergänzt Ernst. Zu diesem Zweck untersuchten die Forschende 228 Frosch-Mägen, die sie während einer Expedition im Jahr 2017 gesammelt hatten. „Insgesamt konnten wir elf verschiedene Gruppen von Wirbellosen in den Mägen der Frösche identifizieren. Mit 60 Prozent machen Schmetterlinge den größten Anteil der Beutetiere aus, darüber hinaus fanden wir unter anderem Schaben-, Spinnentier- und Heuschrecken-Überreste“, erläutert Ernst und fügt hinzu: „Die Frösche haben keine besonderen Nahrungspräferenzen – sie fressen einfach was lokal am häufigsten vorhanden ist.“

    In einem zweiten Schritt schaute das Team auf wessen Speiseplan der Frosch stehen könnte und wurden beim endemisch auf den Inseln lebenden Schwimmkäfer Thermonectus basillarus galapagoensis fündig. „Die Larven der Käfer ernähren sich auch von den Kaulquappen der Frösche. Wir wollten wissen, ob dies zu einer natürlichen Regulierung der Froschbestände führen könnte“, so Ernst. Hierfür führten die Wissenschaftler*innen kontrollierte Räuber-Beute-Experimente durch. Diese zeigen, dass die Käferlarven in der Regel bereits „gesättigt“ sind bevor die angebotenen Kaulquappen vollständig gefressen wurden. „Dieses Ergebnis zeigt uns, dass die Käfer die Bestände des invasiven Froschs nicht nachhaltig eindämmen können. Dessen Ausbreitung und die Auswirkung auf das Ökosystem sollte demnach weiterhin sorgfältig beobachtet werden“, schließt Ernst.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. habil. Raffael Ernst
    Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden
    Tel. 0351- 795841 4315
    raffael.ernst@senckenberg.de


    Originalpublikation:

    Moretta-Urdiales MM, Ernst R, Pontón-Cevallos J, Bermúdez R, Jäger H (2020) Eat and be eaten: trophic interactions of the introduced frog Scinax quinquefasciatus in anthropogenic environments in Galápagos. NeoBiota, doi: 10.3897/neobiota.61.53256


    Bilder

    Der Knickzehenlaubfroschs Scinax quinquefasciatus wurde Ende der 1990er-Jahre auf dem Galápagosarchipel eingeschleppt.
    Der Knickzehenlaubfroschs Scinax quinquefasciatus wurde Ende der 1990er-Jahre auf dem Galápagosarchi ...

    Foto: Senckenberg/Ernst

    Der zwischen 33 und 38 Millimeter große Frosch hat keine natürlichen Freßfeinde auf den Inseln.
    Der zwischen 33 und 38 Millimeter große Frosch hat keine natürlichen Freßfeinde auf den Inseln.

    Foto: Senckenberg/Ernst


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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