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09.11.1998 00:00

Polio - Spritzimpfung statt Schluckimpfung

Dipl. Wirt. Marlis Gebuhr GB Unternehmenskommunikation
Charité-Universitätsmedizin Berlin

    Pressemitteilung zum 2. Berlin-Brandenburger Impftag an der Charité - Campus Virchow-Klinikum

    Pressemitteilung zum
    2. Berlin-Brandenburger Impftag an der Charité
    - Campus Virchow-Klinikum -

    im Kampf gegen Infektionskrankheiten sind Schutzimpfungen unverzichtbar. Sie sind eine der wirksamsten aerztlichen Praeventionsmaßnahmen. Das kurzzeitige Zurueckdraengen der großen Infektionskrankheiten hat ihre Bedeutung zunehmend in Vergessenheit geraten lassen. Auch koennen die großen Migrationsstroeme und die ungebremste Reiselust der Deutschen jederzeit laengst vergessene Infektionskrankheiten in die Bundesrepublik zurueckbringen. In Anbetracht dieser epidemiologischen Ausgangslage und der unzureichenden Durchimpfungsraten in der Bundesrepublik Deutschland ist die Verbesserung des Impfschutzes eine der vordringlichsten Praeventionsmaßnahmen. Im internationalen Vergleich ist Deutschland mit den zur Zeit erreichten Durchimpfungsraten, trotz der in den letzten Jahren erreichten Fortschritte, weiterhin als ein Entwicklungsland zu bezeichnen. International formulierte gesundheitspolitische Ziele wie etwa die Eradikation der Poliomyelitis und die Eliminierung der Masem sind in Deutschland nur zu erreichen, wenn die Impfakzeptanz deutlich erhoeht wird.
    Das erfordert eine intensive Information und Aufklaerung aller. "Echte Impfgegner" gibt es in der Bevoelkerung nur sehr selten. Veroeffentlichungen in der Presse ueber vermeintliche Risiken von Impfungen fuehren jedoch oft zu einer Verunsicherung.
    Impftage auf Laenderebene, wie der 2. Berlin-Brandenburger Impftag, dienen vor allem der Information, der Unterrichtung und dem Eerfahrungsaustausch der Aerzte. Ein Schwerpunkt war in diesem Jahr die Poliomyelitis und ihre weltweite Bekaempfung. Die Eradikation der Poliomyelitis macht weiterhin große Fortschritte. Die Gefahr einer Einschleppung von Polio-Wildviren nach Deutschland hat zwar deutlich abgenommen, sie ist aber noch nicht gebannt, wie es u.a. die Polio-Ausbrueche 1992/93 in Holland in einer Impfungen ablehnenden Sekte und 1996 in Albanien gezeigt haben.
    Zur Verhuetung stehen heute zwei Impfstoffe zur Verfuegung: die Schluckimpfung (SABIN) und die Spritzimpfung (SALK). Bei der Schluckimpfung wird ein abgeschwaechtes Lebend-Virus gegeben, das die Krankheit nachahmt. Ihr Vorteil liegt in der einfachen Darreichungsform, dem billigen Preis und der Verbreitung auch auf Kontaktpersonen. Ein gravierender Nachteil ist das zwar sehr seltene aber fuer den Betroffenen schwerwiegende Auftreten einer Impfpoliomyelitis. Die Haeufigkeit betraegt in Deutschland zirka 1 Laehmungsfall auf 4,5 Mio. Impfungen. Die letzte in Deutschland erworbene Poliomyelitis wurde 1986 gemeldet, die beiden letzten importierten Erkrankungen 1992, Angesichts der Tatsache, daß Polio. Erkrankungen durch Wildviren in Deutschland nicht mehr auftreten, war die Hinnahme von Impfpoliomyelitiden ethisch nicht mehr vertretbar.
    Bei der Spritzimpfung (SALK) handelt es sich dagegen um einen Totimpfstoff, eine Impfpoliomyelitis kann nicht auftreten. Sie wird vor allem in den nordeuropaeischen Laendern und in Kanada seit Jahrzehnten angewandt. Diese Impfung hinterlaeßt jedoch nur einen Individualschutz, so daß nicht Geimpfte bei Polio-Ausbruechen ungeschuetzt sind. Zusaetzliche Injektionen im Impfplan fuer unsere Saeuglinge und Kleinkinder waren aber weder den Impflingen noch den Eltern zumutbar. Nachdem im Dezember 1997 in Deutschland ein Kombinationsimpfstoff zugelassen worden war, der zusaetzlich eine Komponente einer inaktivierten Polio-Vakzine enthielt, empfahl die Staendige "Impfkommission" im Januar 1998 die Polio-Impfung nur noch mit der "Spritzimpfung" nach SALK durchzufuehren.

    Ein zweiter Schwerpunkt beschaeftigte sich mit den durch Impfungen hervorgerufenen Impfreaktionen und Impfschaeden. Sie werden in der Oeffentlichkeit und auch in der Aerzteschaft erheblich ueberschaetzt. Das Wissen um tatsaechliche "Unerwuenschte Arzneimittelnebenwirkungen" muß daher vor allem den Aerzten qualifiziert vermittelt werden. Denn das Wissen um solcher impfspezifischen Nebenwirkungen und die Haeufigkeit des Auftretens sind die Voraussetzung fuer eine sachgerechte Aufklaerung. Beim Verdacht auf einen Impfschaden muessen alle notwendigen diagnostischen Maßnahmen moeglichst unverzueglich durchgefuehrt werden. Unabhaengig davon muß die Erfassung vermuteten Nebenwirkungen verbessert werden.

    In einem dritten Schwerpunkt geht es schließlich um die Erfahrungen bei der Umsetzung von Impfstrategien bei der Masern-Mumps-Roeteln-Schutzimpfung im Land Brandenburg.

    Prof. Dr. Burghard Stueck -Praesident des Gruenen Kreuzes


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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