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27.10.2020 13:37

Provenienzforschung zum geraubten Hab und Gut jüdischer Emigranten wird auf Hamburg erweitert

Deutsches Schifffahrtsmuseum Kommunikation
Deutsches Schifffahrtsmuseum - Leibniz-Institut für Maritime Geschichte

    Die Forschungsarbeit des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte zum Verbleib von NS-Raubgut erfährt eine umfangreiche Erweiterung und wird durch das Deutsche Zentrum für Kulturgutverluste mit rund 200.000 Euro unterstützt. Der Radius der Untersuchungen wird nun auf Hamburg erweitert. Kooperationspartner sind die Hamburger Kunsthalle, das Museum für Kunst und Gewerbe, das Altonaer Museum, das Museum am Rothenbaum sowie das Staatsarchiv und die Hamburger Staatsbibliothek.

    Für als Jüdinnen und Juden aufgrund der NS-Ideologie verfolgte Menschen war ab 1933 die Emigration aus dem Deutschen Reich oftmals der einzige Weg, das eigene Leben und das der Familie zu retten. Detaillierte Packlisten waren dabei der Gestapo vorzulegen und hohe Abgaben zu zahlen. Das Übersiedlungsgut - in Lifts und Kisten verstaut - verließ Deutschland mit Frachtschiffen meist über die Häfen Hamburg und Bremen. Das Transportgut wurde von Speditionen in den Hafen verbracht und lagerte dort bis zur Verschiffung.

    Mit Kriegsbeginn im September 1939 stellte man die zivile Schifffahrt weitestgehend ein. Noch nicht verladene Frachtgüter verblieben in den Lagern, bereits ausgelaufene Schiffe wurden zurückbeordert. Ab Frühjahr 1940 beschlagnahmte die Gestapo das Übersiedlungsgut, um dessen Inhalt zu „verwerten“ und die Erlöse dem Deutschen Reich zukommen zulassen. Die Privatgegenstände der Emigranten wurden im Auftrag der Oberfinanzdirektion öffentlich meistbietend versteigert. Käufer waren nicht nur Privatpersonen, sondern auch Händler, Museen und Bibliotheken.

    Die bereits im Vorgängerprojekt erstellte Datenbank zu Übersiedlungsgut aus Bremen wird nun durch wichtige Informationen zu den Vorgängen in Hamburg erweitert und mit der mühsam erarbeiteten Expertise durch das zweiköpfige Team des DSM weiterhin begleitet. Die Datenbank soll es zukünftig den Kooperationspartnern in Hamburg und Teilen der Öffentlichkeit ermöglichen, auf Informationen zu Objekten zuzugreifen, die während der NS-Zeit beschlagnahmt und versteigert wurden.

    „Speditionen, Hafengesellschaften, Zollbehörden, die Gestapo, Treuhänder und die Gerichtsvollzieher haben die Güter und ihre Wege gut dokumentiert, sodass wir nachvollziehen können, über welche Umwege ein Gegenstand an einen neuen Besitzer gelangt ist“, sagt Projektleiterin Dr. Kathrin Kleibl. „Teilweise wurden Objekte über Zwischenhändler verkauft, bevor sie einem Museum angeboten wurden. Bestimmte Namen tauchen dabei immer wieder auf.“ Ziel des Projekts ist es, den Weg des Übersiedlungsgutes vom Verlassen des Hauses des Eigentümers bis hin zum neuen Besitzer detailliert nachzuzeichnen, um eine Grundlage für die Auffindung und Restitution der verschollenen Gegenstände und Kunstwerke zu ermöglichen.

    „Das Projekt LIFTProv leistet Grundlagenforschung und eine überfällige Aufarbeitung vorhandener Dokumente in den Archiven“, sagt Kleibl. „Neben dem Wiedergutmachungswillen und der angestrebten Rückgabe von Objekten an die Erben werden die Vorgänge und involvierten Beteiligten historisch neu eingeordnet.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Kathrin Kleibl
    kleibl@dsm.museum


    Bilder

    Das DSM forscht zum Verbleib von Umzugsgütern aus jüdischen Haushalten.
    Das DSM forscht zum Verbleib von Umzugsgütern aus jüdischen Haushalten.

    Speicherstadtmuseum Hamburg / Gustav Werbeck HHLA Fotoarchiv


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Meer / Klima
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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