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Wissenschaft
Wissenschaft, Wirtschaft und Politik diskutierten im Rahmen des International Roundtable on SMEs über die aktuellen Herausforderungen für die KMU
Wie wird sich die Covid 19-Krise kurz- bzw. langfristig auf die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) auswirken? Welche Unterstützungsmaßnahmen benötigen die KMU jetzt – und nach der Krise? Wird die Pandemie zu einem veränderten unternehmerischen Verhalten führen? Über diese und weitere Fragen diskutierten heute 40 renommierte Entrepreneurshipforscher und -forscherinnen aus Europa, den USA und Südafrika im Rahmen des International Roundtable on SMEs mit Vertretern und Vertreterinnen aus Wirtschaft und Mittelstandspolitik.
Der Beauftragte der Bundesregierung für den Mittelstand und Parlamentarische Staatssekretär, Thomas Bareiß, MdB, bedankte sich für die Impulse aus der Mittelstandsforschung: „Wir brauchen auch in Zukunft einen leistungsstarken und agilen Mittelstand, und wir tun gegenwärtig alles, um die unmittelbaren Folgen der Corona-Krise für die Unternehmen abzufedern. Zugleich schauen wir voraus – hier bieten die Analysen und Empfehlungen der Wissenschaft wertvolle Anregungen für die Mittelstandspolitik“.
In ihrer Einführung warnte Prof. Dr. Friederike Welter (IfM Bonn/Universität Siegen) davor, neben den wirtschaftlichen Folgen der Covid 19-Krise die gesellschaftlichen Konsequenzen außer Acht zu lassen. Schließlich würden beispielsweise in Deutschland insbesondere die mittelständischen Unternehmen einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leisten: “Sollten einzelne Formen des Mittelstands die aktuelle Krise nicht überleben, wäre nicht nur insgesamt die Vielfalt des mittelständischen Wirtschaftsgeschehens hierzulande nicht mehr gegeben, sondern es würden auch wichtige Teile des gesellschaftlichen Beitrags wegfallen.“
Laut Prof. Dr. Julia Rouse (Manchester Metropolitan University/UK) hat die Covid 19-Krise die Verletzlichkeit vieler Selbstständiger offenbart. Maßnahmen zu ihrer Unterstützung erfolgten jedoch in vielen Ländern nur partiell. Ihrer Ansicht nach, sei es jetzt an der Zeit, dass die politischen Entscheidungsträger darüber nachdenken, wie "tragfähige Selbständigkeit" gefördert werden könne.
Prof. Ewald Kibler (Aalto Universität/Finnland) griff in seinem Vortrag auf ein laufendes länderübergreifendes europäisches Forschungsprojekt – in Zusammenarbeit mit der Johannes Kepler Universität – zurück, um über die Frage nachzudenken, wie sich die existenzielle Bedrohung von Unternehmern und Unternehmerinnen in Zeiten der Covid 19-Krise auf ihre Venture-Ressourcen auswirkt. Insbesondere erörterte er, warum der Verlust von Ressourcen zu schwerer emotionaler Erschöpfung und Verzweiflung unter Unternehmern und Unternehmerinnen führt. Daraus leitete er praktische und politische Implikationen ab.
Nach Untersuchungen von Prof. Dr. Candida Brush (Babson College/USA) sind weltweit zwar Männer sehr viel stärker von den gesundheitlichen Folgen durch Covid 19 betroffen, Frauen hingegen wirtschaftlich: So seien die Branchen, in denen die meisten Unternehmerinnen tätig sind, unverhältnismäßig stark von der Krise getroffen worden. Auch hätten sich die Frauen in der Lockdown-Phase oftmals sowohl um die Rettung ihrer Unternehmen als auch parallel dazu um ihre Familie und den Haushalt kümmern müssen.
Prof. Dr. Erik Stam (Utrecht University/Niederlande) ging in seinem Vortrag hingegen der Frage nach, wie Krisen genutzt werden könnten, um die Wirtschaft umzugestalten und danach ein höheres quantitatives und qualitatives Wohlstandsniveau zu erreichen. In den Niederlanden hat es beispielsweise nach der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise in 2008/09 durchaus Regionen gegeben, die einen positiven wirtschaftliche Veränderungsprozess hierdurch vollzogen hätten.
In diesem Zusammenhang wies Dr. Georg Licht (Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung) darauf hin, dass bei der Gestaltung von wirtschaftspolitischen Unterstützungsmaßnahmen für KMU die reinigende Wirkung der “Schöpferischen Zerstörung“ nach Joseph Schumpeter einkalkuliert werden solle. So habe die Forschung gezeigt, dass Wirtschaftskrisen auch zu besonders wettbewerbsfähigen Neugründungen und innovationsfreudigen Bestandsunternehmen führten.
Prof. Dr. De Massis (Freie Universität Bozen/Italien) zeigte anhand einer europäischen Studie Handlungen und Managemententscheidungen auf, mit denen hochinnovative KMU gute Chancen haben, die Krise zu überstehen. Seine Untersuchungen, die er zusammen mit einem Forschungsteam der Universität Sant'Anna in Pisa/Italien durchgeführt hat, decken fünf verschiedene Paradoxien auf, mit denen die KMU konfrontiert sind. Zugleich zeigte er (Entscheidungs-)Wege auf, wie es gelingt, den durch die COVID-19-Pandemie verursachten Schock erfolgreich zu absorbieren und darauf zu reagieren.
Prof. Dr. Ute Stephan (King’s College, Großbritannien) ging hingegen in ihrem Vortrag der Frage nach dem unternehmerischen Verhalten in der Krise nach: So seien offenkundig die Überlebenschancen höher, wenn die Geschäftsführer nicht abwarten würden, bis die unsicheren Zeiten überstanden sind, sondern wenn sie aktiv nach neuen Geschäftsmöglichkeiten suchen.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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