idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Populisten akzeptieren selten Wahlniederlagen und verlassen ihr Amt anschließend meist nicht freiwillig. Dies zeigt eine Auswertung zur Geschichte populistischer Machthaber in 60 Ländern. In den letzten 50 Jahren schieden demnach von insgesamt 41 populistischen Regierungen nur 9 Regierungschefs auf reguläre Weise aus ihrem Amt. „Die Vergangenheit lehrt uns leider, dass Trump sein Amt wohl nicht kampflos aufgeben würde“, sagt IfW-Studienautor Christoph Trebesch.
Populisten werden in der Studie (Funke, Schularick und Trebesch 2020: „Populist Leaders and the Economy"/https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/kieler-arbeitspapiere/populist-leaders-...) als Politiker klassifiziert, die den Konflikt zwischen „dem Volk“ und „den Eliten“ heraufbeschwören und sich dann als einzige Vertreter des Volkes präsentieren. Die Autoren identifizieren nach dieser Definition 41 populistische Regierungen seit 1970. Von diesen schieden lediglich 9 Machthaber auf reguläre Weise aus ihrem Amt. Bei der überwiegenden Mehrheit (32 Fälle) kam es hingegen zu irregulären Abgängen, das heißt sie weigerten sich aus dem Amt zu gehen (8 Fälle), sie starben im Amt (3 Fälle), sie traten zurück (13 Fälle) oder wurden zu ihrem Rücktritt gezwungen, weil es zu einem Putsch, Amtsenthebungsverfahren oder Misstrauensvotum kam (8 Fälle).
„Die Geschichte zeigt, dass Populisten nur selten geräuschlos von der Bühne gehen. Auch Trump dürfte, ähnlich wie andere Populisten vor ihm, viel dafür tun, trotz einer möglichen Wahlniederlage im Amt zu bleiben“, sagte Trebesch. „Schon seit Wochen säht er Zweifel an einer ordnungsgemäßen Stimmenauszählung. Er wird sein Amt nicht kampflos aufgeben, sollte er verlieren.“
Trump könnte dem Beispiel Silvio Berlusconis folgen, der nach seiner Niederlage bei der italienischen Parlamentswahl 2006 von Wahlbetrug sprach, die Neuauszählung von einer Million Stimmen verlangte, mehrfach Tumult im Parlament auslöste und seinem Nachfolger nie gratulierte. „Es ist im Falle einer Wahlniederlage Trumps, mit Kontroversen und Konflikten bis in den Januar zu rechnen“, so Trebesch. Hier sei Neuseeland ein warnendes Beispiel, wo der Populist Muldoon nach seiner Wahlniederlage 1984 eine Verfassungskrise auslöste und sich die Währungskrise des Landes deutlich zuspitzte. „Auch in den USA könnte ein chaotischer Übergang erhebliche negative Folgen für Wirtschaft und Finanzmärkte haben.“
Eine Kurzanalyse zum Verhalten von Populisten nach Wahlniederlagen ist jetzt auch auf Deutsch erschienen (Funke, Trebesch: „Populisten scheiden selten ohne Drama aus dem Amt: Lehren aus der Geschichte“:https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/policy-papers/populisten-scheiden-selte...).
Medienansprechpartner:
Mathias Rauck
Pressesprecher
T +49 431 8814-411
mathias.rauck@ifw-kiel.de
Institut für Weltwirtschaft
Kiellinie 66 | 24105 Kiel
T +49 431 8814-774
F +49 431 8814-500
www.ifw-kiel.de
Prof. Dr. Christoph Trebesch
Leiter Internationale Finanzmärkte und Makroökonomie
T +49 431 8814-577
christoph.trebesch@ifw-kiel.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).