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Wissenschaft
Das Berliner Institut für Islamische Theologie und das Institut für Katholische Theologie haben sich im ersten Jahr dynamisch entwickelt.
„Nach einem Jahr haben sich die islamische und katholische Theologie an der Humboldt-Universität herausragend etabliert – und das bei weitgehend digitalem Lehrbetrieb“, sagt die Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin (HU), Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine Kunst. „Der hier praktizierte fächerübergreifende Dialog in Forschung und Lehre ist richtungsweisend für unsere Universität. Dass die neuen Kolleginnen und Kollegen mit ihrem Know-how von Anfang an auch als Impulsgeber für die aktuellen gesellschaftlichen Debatten der Hauptstadt gefragt sind, freut mich ganz besonders.“
Nachfrage hat Erwartungen weit übertroffen
Den Start des Berliner Instituts für Islamische Theologie (BIT) bezeichnet Gründungsdirektor Prof. Dr. Michael Borgolte als „verheißungsvoll“. Die studentische Nachfrage nach dem neuen Fach lag weit über den Erwartungen. „Das Professorenkollegium überzeugte durch innovative Forschungsprojekte, die die Überlieferungen kritisch im Hinblick auf die Bedürfnisse der Gesellschaft bearbeiten. Die Vernetzung mit anderen Theologien und weiteren Fächern innerhalb der HU, mit wissenschaftlichen Vorhaben im übrigen Berliner Raum sowie mit den Moscheegemeinden wurde engagiert aufgenommen,“ fasst Prof. Dr. Borgolte zusammen. Außerdem ist es 2020 gelungen, den BA-Studiengang „Bildung an Grundschulen“ zu etablieren und eine Promotionsordnung zu erlassen.
Studierende erwerben forschungsnahe Kenntnisse in der katholischen Theologie
Auch das Institut für Katholische Theologie (IKT) ist innerhalb des ersten Jahres an der HU und in Berlin angekommen und präsent. Es wurde gegründet, um mit einem starken Profil die katholische Theologie in wissenschaftliche Diskurse und gesellschaftliche Diskussionen einzubringen. „Zusammen mit den anderen Theologien steht unser Institut dafür ein, dass Religionen in aufgeklärter Weise ihre je eigenen Traditionen in die Suche nach einem Miteinander in unserer Gesellschaft einbringen. Unsere Professorinnen und Professoren sind gefragte Gesprächspartner, weil in säkularen Gesellschaften der religiöse Deutungsbedarf steigt. Unsere Studierende erwerben am Institut für Katholische Theologie forschungsnahe Kenntnisse in der katholischen Theologie und Kompetenzen, die sie befähigen werden, mit einer reflektierten Positionalität als Theolog*innen in ihren künftigen Berufsfeldern tätig zu sein,“ sagt Prof. Dr. Georg Essen, stellvertretender Direktor und Professor für Systematische Theologie am IKT.
Der Dekan der Theologischen Fakultät der HU, Prof. Dr. Markus Witte, ergänzt: „Die Institute für Katholische Theologie und für Islamische Theologie bereichern das Feld religionswissenschaftlicher und theologischer Forschung in Berlin. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Reflexion und zum Transfer religiöser Traditionen und ihrer Deutungsangebote.“
Forschungsprojekte zu Ethik und praktischer Theologie am Berliner Institut für Islamische Theologie
Das BIT nahm im Wintersemester 2019/20 mit dem BA „Islamische Theologie“ seinen Lehrbetrieb auf. Im Corona-Semester 2020 konnten alle Lehrveranstaltungen mit drei besetzten Professuren vollumfänglich durchgeführt werden. Inzwischen ist als vierte auch die Professur für „Islamische Religionspädagogik und Praktische Theologie“ besetzt, so dass das Studium der Grundschulpädagogik ab WS 2020/21 aufgenommen werden kann. Ein Schwerpunkt dieses Lehrstuhls liegt in der Entwicklung einer Didaktik der Konvivenz aus islamischer Perspektive.
Das BIT fühlt sich einer Theologie der Vielfalt verpflichtet, es will also die verschiedenen islamischen Traditionen kritisch aufarbeiten und vergleichend auf nichtislamische Lehren beziehen. Diesen Ansatz verfolgt es stets problemorientiert im Hinblick auf die Bedürfnisse der Gegenwart. Im September 2020 startete das diesem Ansatz entsprechende Forschungsprojekt „Wege zu einer Ethik. Neue Ansätze aus Theologie und Recht zwischen modernen Herausforderungen und islamischer Tradition“. Ziel des Projekts ist es, anhand von Studien klassischer und nachklassischer theologischer Quellen ethische Ansätze zu identifizieren und diese auf ihren Nutzen beispielsweise für Fragen der Sexualethik zu überprüfen. Es handelt sich um eine zweijährige Zusammenarbeit mit dem Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam der Goethe-Universität Frankfurt am Main und wird von der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) unterstützt.
Mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung werden zwei Nachwuchsgruppen mit je vier Wissenschaftlerinnen gefördert, die „Perspektiven religiöser Vielfalt in der islamischen Tradition“ sowie „Islamische Theologie im Kontext: Wissenschaft und Gesellschaft“ erforschen. Eine der Gruppen ist bereits Kooperationen mit verwandten Projekten anderer Religionen in Berlin eingegangen, die u.a. die Weiterbildung von Personen in der sozialen Arbeit fördern.
Ein im November beginnendes Projekt widmet sich dem Verhältnis von Kanon und Zensur in der islamischen Geschichte und den Aushandlungsprozessen in diesem Spannungsverhältnis mit dem Ziel, anhand von Fallstudien zu untersuchen, welche rezeptionsgeschichtlichen Faktoren die Etablierung bestimmter theologischer Konzepte sowie Texte begünstigten oder hemmten.
Anthropologie, Medizinethik und intertheologische Forschungsschwerpunkte am Institut für Katholische Theologie
Im Frühjahr 2019 erfolgte am IKT die Ernennung aller erstplatzierten Professorinnen und Professoren. Zugleich startete der Kombi-Bachelorstudiengang „Katholische Theologie“. Momentan wird an der Einführung eines BA Studiengangs „Religion und Gesellschaft“ gearbeitet. Im WiSe 2020/21 beginnt die Lehrkräfteausbildung für die Grundschule. Die Lehrkräfteausbildung für Integrierte Sekundarschulen und Gymnasien läuft im Bachelorstudium und wird ab dem WiSe 2020/21 auch als Masterstudium angeboten.
Als forschungsstarkes Institut nimmt die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses eine wichtige Rolle ein, für den künftig Promotions- und Habilitationsmöglichkeiten angeboten werden können.
Das aktuelle Forschungsprogramm „Theologische Anthropologie“ fragt nach der Bedeutung, Relevanz und Funktion religiöser Menschen- und Weltbilder in säkularen und pluralen Gesellschaften. Besonderes Augenmerk gilt ethischen und insbesondere medizinethischen Themen, da in diesen Bereichen die Frage nach der Würde des Menschen in allen Lebensphasen dringlich ist und die hier laufenden Menschenbild-Kontroversen hoch aktuell sind. Das Forschungsprogramm „Theologische Anthropologie“ wird ein Forschungskolleg beinhalten. Unter dem Titel „Intertheologie“ haben sich das IKT, das BIT, die School of Jewish Theology (Universität Potdsam) zusammengefunden, um ein gemeinsames interdisziplinäres Forschungsprogramm zu erarbeiten.
Weiterführende Links:
Berliner Institut für Islamische Theologie: https://www.islamische-theologie.hu-berlin.de/de/institut-fuer-islamische-theolo...
Institut für Katholische Theologie:
https://www.katholische-theologie.hu-berlin.de/de/zentralinstitut-fuer-katholisc...
Theologische Fakultät: https://www.theologie.hu-berlin.de/de
Interview mit Prof. Dr. Tuba Isik (BIT), 05.11.2020: „‘Islamische Religionspädagogik’ ist eine deutsche Erfindung“: https://www.hu-berlin.de/de/pr/nachrichten/november-2020/nr-20115-2
HU-Podcast mit Prof. Dr. Katharina Pyschny (IKT), 15.10.2020: „Mose wurde viel kritisiert“: https://blogs.hu-berlin.de/podcast/2020/10/15/mose-wurde-viel-kritisiert/
Projekt „Wege einer Ethik“ (BIT): https://www.islamische-theologie.hu-berlin.de/de/forschung/sfg-wege-zu-einer-eth...
AG Gender in den Theologien: https://gender-in-den-theologien.hu-berlin.de/de
rbb-Beitrag vom 17.10.2020 mit u.a. der HU-Präsidentin Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine Kunst: https://www.rbb-online.de/rbbkultur/radio/programm/schema/sendungen/unser_leben/...
Kontakt:
Cordula de Pous
Pressereferentin
Humboldt-Universität zu Berlin
E-Mail: cordula.de.pous@hu-berlin.de
Tel.: +49 30 2093 12714
ANHANG: DIE THEOLOGIEN AN DER HU
Berliner Institut für Islamische Theologie (BIT)
Professuren
Islamische Textwissenschaften (Koran und Hadith):
WiSe 2020/21 Vertretung durch Gast
Islamische Religionspädagogik und Praktische Theologie:
neu ab WS 2020/21: Prof. Dr. Tuba Isik
Islamisches Recht in Geschichte und Gegenwart:
Prof. Dr. Serdar Kurnaz
Islamische Glaubensgrundlagen, Philosophie und Ethik:
Prof. Dr. Mira Sievers
Islamische Ideengeschichte der postklassischen Periode (1200–1800):
Prof. Dr. Mohammad Gharaibeh
Vergleichende Theologie in islamischer Perspektive:
WiSe 2020/21 Vertretung durch Gast
Studierende*: 146, Einschreibungen WS 2020/21*: 64
Institut für Katholische Theologie (IKT)
Professuren
Biblische Theologie: Prof. Dr. Katharina Pyschny
Historische Theologie: Prof. Dr. Günther Wassilowsky
Praktische Theologie: Prof. Dr. Teresa Schweighofer
Systematische Theologie: Prof. Dr. Georg Essen
Theologische Ethik: Prof. Dr. Benedikt Schmidt
Guardini-Professur für Religionsphilosophie und Theologische Ideengeschichte:
Prof. Dr. Ugo Perone
Studierende*: 73, Einschreibungen WS 2020/21*: 39
Theologische Fakultät
Seminare und Professuren:
https://www.theologie.hu-berlin.de/de/professuren/professuren
Studierende*: 706, Einschreibungen WS 2020/21*: 139
* Vorläufige Zahlen – Stand: 09.11.2020
Im Frühjahr 2020 erfolgte am IKT die Ernennung aller erstplatzierten Professorinnen und Professoren.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Organisatorisches, Studium und Lehre
Deutsch
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