idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
11.02.2004 12:25

Tarifliche Altersvorsorge - Ein Instrument mit Nebenwirkungen

Karin Rahn Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

    Die Tarifpolitik hat in den vergangenen Jahren zunehmend sozialpolitische Aufgaben übernommen, wie das Beispiel der Altersvorsorge belegt. Auf diese Weise konnten zwar teilweise Lücken in der sozialpolitischen Versorgung geschlossen werden, aber dieser Erfolg von sozialpolitischer Regulierung durch Tarifverträge hat auch bislang kaum berücksichtigte tarif- und verteilungspolitische Nebenwirkungen.

    Zu diesem Ergebnis kommt der Tarifexperte des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-Böckler-Stiftung, Reinhard Bispinck, in einer aktuellen Analyse*.

    Bis Ende vergangenen Jahres haben die Tarifparteien nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums in rund 370 Tarifbereichen mit rund 19 Millionen Arbeitnehmer/-innen Regelungen zur Altersvorsorge vereinbart und damit ein differenziertes und durchaus attraktives Angebot zur Altersvorsorge durch Entgeltumwandlung bereitgestellt (vgl. Übersicht). Auf diese Weise soll vor allem die Absenkung des Niveaus der gesetzlichen Rente ausgeglichen werden, die sich als Folge der Rentenreform von 2001 ergibt. Betriebe und Beschäftigte haben die neuen tariflichen Angebote positiv aufgegriffen: 15 Prozent der Betriebe haben von Dezember 2001 bis März 2003 ein Zusatzversorgungssystem neu eingerichtet und der Anteil der Beschäftigten mit Zusatzversorgung ist seitdem um 6 Prozent gestiegen. Allerdings kann von einer flächendeckenden Verbreitung der "zweiten Säule" der Altersversorgung bislang nicht die Rede sein. In der Privatwirtschaft verfügten im vergangenen Jahr lediglich 35 Prozent der Betriebe mit 43 Prozent der Beschäftigten über eine betriebliche Altersversorgung. Nach wie vor bestehen erhebliche Unterschiede nach Geschlecht, Betriebsgröße, Branche, West- und Ostdeutschland. Es stellt sich daher die Frage, ob mit tariflichen oder gesetzlichen Mitteln eine obligatorische Beteiligung der Beschäftigten an einer betrieblichen Altersvorsorge sichergestellt werden sollte.

    Die erfolgreiche Sozialpolitik durch Tarifvertrag wird wohl nicht ohne Folgen bleiben: Eine zukünftige (stärkere) Beteiligung der Arbeitgeber an der Finanzierung dürfte bei anderen tarifpolitischen Forderungen gegengerechnet werden. Das ist der verteilungspolitische Pferdefuß, den die Gewerkschaften der Rentenreform 2001 verdanken.

    ____________________________

    * Reinhard Bispinck, Wie die 2. Säule wächst, in: Die Mitbestimmung 1+2/2004


    Weitere Informationen:

    http://www.boeckler.de/rde/xchg/hbs/hs.xsl/107_30055.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).