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11.02.2004 13:10

Von Bits und Bytes und realen Doktoren... Telemedizin - Medizin der Zukunft

Frauke Nippel Kommunikation
TSB Technologiestiftung Innovationszentrum Berlin

    Längst haben die neuen Medien Einzug in Arztpraxen und Krankenhäuser gehalten. Wie wird diese Entwicklung weitergehen? Fragen wie diese standen im Mittelpunkt des 15. Treffpunktes WissensWerte, der am 9. Februar 2004 stattfand. Die Aufzeichnung der Diskussion wird auf infoRADIO 93,1 am Sonntag, 22. Februar, um 9.06 Uhr sowie um 20.06 Uhr ausgestrahlt.

    Die drei Diskussionsteilnehmer auf dem Podium waren sich darüber einig, dass der Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnologie in der Medizin bereits eine kleine Revolution ausgelöst hat. Wie Prof. Dr. Manfred Dietel, Ärztlicher Direktor und Vorsitzender des Klinikumvorstandes Campus Virchow und Campus Mitte, erklärte, gilt dies insbesondere für Diagnostik, Instrumentensteuerung und Datenaufbereitung. Eine immer stärkere Vernetzung aller Einrichtungen und Clusterbildungen werden möglich, weil die relevanten Daten in kürzester Zeit über beliebige Strecken vermittelt werden können. Bei seltenen Befunden sind Telekonsultationen schon heute üblich. Die Daten werden von Spezialisten weltweit diagnostiziert. In einzelnen Bereichen wird ein solches Vorgehen bereits in absehbarer Zeit Standard werden. Als Beispiel wurde die Mamadiagnostik genannt. Hier wird die seit langem geforderte Einholung einer Zweitmeinung vermutlich auf Grund der technischen Möglichkeiten in den nächsten Jahren Pflicht werden, für die Frauen eine größere Diagnosesicherheit bieten - und Leben retten.

    Die durch die Datenübertragung an zentrale Standorte möglich werdende Clusterbildung wird auch strukturschwachen Regionen zugute kommen. Experten, die in hochspezialisierten Zentren arbeiten, können in entfernt liegende Operationssäle zugeschaltet werden, Mikroskope fernsteuern, direkt mitberaten und Einfluss auf das laufende Geschehen nehmen. Dabei sieht Dr. Georgi Graschew, wissenschaftlicher Koordinator des in Buch laufenden Projektes OP 2000, die Zukunft in einer Weiterentwicklung der Telemedizin zur Telepräsenz. Der Spezialist wird mit immer genaueren Daten dem Geschehen virtuell immer näher kommen. Da die Datenübertragung nicht nur von festen Standorten, sondern auch von Krankenwagen und Rettungshubschraubern aus möglich ist, kann auch Unfallopfern schneller gezielt geholfen werden.

    Probleme bereiten nach Meinung von Dirk Emmel, Leitender Informatiker an der Charité, Campus Virchow, die Datenmengen, die über die heute bestehenden Leitungen kaum zu übertragen sind. Die notwendige Komprimierung schließt immer auch einen Datenverlust ein. Ein weiteres Problem sieht er in der Archivierung der Daten. Daten, die vor 10 bis 15 Jahren mit Hilfe der damals vorhandenen Programme abgelegt wurden, sind mit der neuesten Software nicht mehr greifbar. Eine ständige Pflege und Neuaufbereitung der Daten ist notwendig. Seine Firma LoeScap Technology z.B. bietet die notwendige medical assistance und entwickelt neue Produkte, die auf diese Fragestellungen reagieren.

    Technische Probleme sehen die drei Diskussionsteilnehmer deshalb übereinstimmend nicht als zentral an. Hindernisse für die Telemedizin sind in anderen Bereichen zu suchen. Dazu gehört die Gesetzgebung, die hinter der technischen Entwicklung zurück bleibt. Wer wann auf welche Daten zurück greifen darf, ist bis heute nicht richtig geklärt. Wie stark die Rechtsunsicherheit die Entwicklung lähmt, macht ein Blick in die USA deutlich, wo die juristischen Fragen 1997/98 geklärt wurden und anschließend ein enormer Entwicklungsschub zu beobachten war. Die Vorbehalte der breiten Öffentlichkeit, die Angst vor dem gläsernen Patienten hat, teilen die Fachleute nicht. Auch mit Akten kann Missbrauch getrieben werden. Im Gegensatz zu diesem Missbrauch ist der von elektronischen Daten aber nachweisbar.

    Neben der Gesetzgebung verzögert das heutige Gesundheitssystem und seine Finanzmisere die weitere Entwicklung der Telemedizin. Schließlich kann niemand bestreiten, dass dieser Bereich besonders investitionsintensiv ist. Doch zahlen sich solche Investitionen in der Zukunft aus: Schnellere Datenübertragungen beispielsweise machen nicht nur schnellere Diagnosen möglich, sondern sorgen in der Folge auch für kürzere Krankenhausaufenthalte. Außerdem trifft auch auf medizinische Geräte zu, was jeder Verbraucher aus seinem Privatleben kennt: Zunehmende Nachfrage und technische Entwicklung sorgen für einen schnellen Verfall der Preise. Was heute kaum finanzierbar erscheint, ist morgen für moderate Preise zu haben und damit wirtschaftlich.

    Letztlich, davon ist Prof. Dr. Dietel überzeugt, wird sich durchsetzen, was technisch möglich ist. Es ist die Aufgabe des aufgeklärten Patienten, sich für seine optimale Versorgung einzusetzen. Und hierzu gehört in zunehmendem Maße eben auch die Telemedizin.

    Der Treffpunkt WissensWerte wurde von der TSB Technologiestiftung Innovationszentrum Berlin, infoRADIO Berlin-Brandenburg und der Investitionsbank Berlin in Zusammenarbeit mit TSBmedici durchgeführt.

    Die Reihe Treffpunkt WissensWerte wird zu verschiedenen Themen ca. alle zwei Monate fortgesetzt.

    TSB Technologiestiftung Innovationszentrum Berlin
    Frauke Nippel
    Fasanenstr. 85
    10623 Berlin
    Tel.: 030/46302-504
    Fax: 030/46302-444
    E-Mail: nippel@technologiestiftung-berlin.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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