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Studie der Ärztlich-psychologischen Beratungsstelle für Studierende belegt besondere Situation.
(ukg) Langzeitstudierende haben im Vergleich zu anderen Studierenden einen deutlich größeren Leidensdruck und suchen deshalb wesentlich häufiger die Ärztlich-psychologische Beratungsstelle der Universität Göttingen (Leiter Prof. Dr. Ulrich Rüger, Abteilung Psychosomatik und Psychotherapie - Bereich Humanmedizin) auf. In einer Studie der Beratungsstelle wurde auch deutlich, dass Langzeitstudierende ein höheres Potenzial an psychozialen Defiziten haben. Außerdem sind Männer mit höherer Semesterzahl, die die Beratung aufsuchen, deutlich überrepräsentiert (rund 60 Prozent von der Gesamtzahl der Langzeitstudierenden, die in der Beratungsstelle Hilfe suchten). Die Probleme, wegen derer die Beratungsstelle aufgesucht wurde, können durchaus existenzielle bis hin zur Selbstmordgefährdung sein. "Die Gruppe der Langzeitstudierenden ist genauso wie die Probleme nicht homogen", sagt Dr. Manfred Kuda, Arbeitsgruppe "Langzeitstudierende". Prüfungsangst, Probleme im sozialen Setting und die Hintergründe für die längere Studienzeit, wie zum Beispiel zusätzliche Berufstätigkeit oder Geburt von Kindern, spielen eine große Rolle. Deshalb sei eine spezifische Unterstützung für jede hilfesuchende Person notwendig. Dies könne zum Beispiel auch durch psychotherapeutische Beratung geschehen, so Oberarzt Dr. Hermann Staats, Arbeitsgruppe "Langzeitstudierende". Insgesamt gibt es im WS 2003/2004 rund 1.150 Langzeitstudierende an der Universität Göttingen.
In der Studie wurden insgesamt 155 Studierende im Alter zwischen 19 und 39 Jahren, die die Beratungsstelle aufsuchten, mit einem Fragebogen befragt. Davon waren 42 Langzeitstudierende mit 14 und mehr Hochschulsemestern. Der Fragebogen war aufgebaut nach Persönlichkeitsmerkmalen, Zukunftserwartungen, Arbeitsverhalten, Merkmalen des sozialen Netzes und Symptomatik aus Klienten- und Therapeutensicht. Nach der Auswertung stellte sich heraus, dass Langzeitstudierende häufiger mit eine/r Partner/in zusammenwohnen und zufriedener mit ihrer Wohnsituation sind als andere Studierende. Sie sind bezüglich der anstehenden Prüfungen jedoch weniger optimistisch und erleben diese eher als ein Kreuzverhör. Sie werden unsicher, wenn der Prüfer ihnen keine direkte Rückmeldung gibt und es fällt ihnen schwerer, eine Entscheidung zu treffen, wenn aus mehreren zu bearbeitenden schriftlichen Themen eines auszuwählen ist. Sie besuchen tendenziell weniger Lehrveranstaltungen, der direkte Kontakt zur Universität wird seltener. Bei Langzeitstudierenden ist eine konkrete Berufsperspektive wesentlich seltener und sie gehen davon aus, dass andere Personen weniger zufrieden sind mit ihren Studienleistungen als sie selbst. Die Identifikation mit dem Studienfach nimmt bei Langzeitstudierenden kontinuierlich ab. Könnten sie noch einmal studieren, so würden sie weniger häufig das gleiche, sondern eher ein anderes Studium wählen. Der Anteil derer, die gar nicht wieder studieren würden, bleibt in beiden Gruppen gleich.
Die Problematiken, wegen derer die Langzeitstudierenden die Beratungsstelle aufsuchten, unterscheiden sich nur in wenigen Punkten von der Vergleichsgruppe. Die Langzeitstudierenden sehen sich weniger in der Lage, Aufgaben an der Universität zu bewältigen und haben weniger Ziele in ihrem Leben. Sie meinen, ihre Karriere weniger gut entwickeln oder organisieren zu können. Andererseits sind sie auch der Meinung, weniger Schwierigkeiten dabei zu haben, ihr Leben gut zu bewältigen. Körperliche Symptome sind tendenziell mehr funktionelle Herz- und Kreislaufbeschwerden sowie Sexualstörungen, sie haben ein geringeres Selbstwertgefühl und mehr Partnerprobleme. Von den Leistungen im Studium her gibt es keine Unterschiede zur anderen Studierenden.
Weitere Informationen:
Universität Göttingen - Bereich Humanmedizin
Abt. Psychosomatik und Psychotherapie
Ärztlich-psychologische Beratungsstelle für Studierende
Dr. Manfred Kuda, Dr. Hermann Staats
Nikolausberger Weg 17
37073 Göttingen
Tel.: 0551/39 - 45 91 oder 45 95
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
regional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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