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10.11.1998 00:00

Das "mobile Klassenzimmer" bringt Kinder und Schule in Bewegung

Monika Roegge Pressestelle Standort Essen
Universität Essen (bis 31.12.2002)

    276/98
    10. November 1998

    Eine verrückte Idee - im wahrsten Sinne des Wortes: Tische und Stühle werden beiseite geschoben, und ungewöhnliche Möbelstücke nehmen ihren Platz ein: Halbwalzen, eine Art offener Schublade, ein brückenartiger Tisch. Zum Stillsitzen motiviert das alles nicht - soll es auch nicht, denn Bewegung steht im mobilen Klassenzimmer, das Mitglieder des Fachs Sportpädagogik der Universität-Gesamthochschule Essen im Herbst 1995 in der Grundschule an der Hövelstraße in Essen-Altenessen eingerichtet haben, ausdrücklich auf dem Stundenplan. Das ist, so hat sich in der Erprobungsphase erwiesen, eine gute Form des Unterrichts. Kinder aus dem mobilen Klassenzimmer sind mit ihren psychomotorischen Fähigkeiten ihren Altersgenossen weit überlegen, und "fit" bleibt mit dem Körper auch der Kopf: Aus der "Mobil-Klasse" konnten sich weitaus mehr Kinder als im Schuldurchschnitt für eine gymnasiale Schullaufbahn qualifizieren, hieß es gestern (Dienstag, 10. November) bei der Vorstellung der Projektergebnisse.

    Die Idee, herkömmliche Möbelstücke durch leicht bewegliche und deshalb zum ständigen "Umrücken" herausfordernde Phantasiegebilde zu ersetzen, stammt von Dr. Gerhard Landau, der im November 1989 die C4-Professur für Sportpädagogik an der Uni Essen übernommen hatte. "Die Bewegung ist aus der Kinderwelt verschwunden, Bewegung aber ist Voraussetzung für das Wachbleiben der empfindlichen Sinne", fand Landau und entwickelte mit seinen Mitarbeitern Barbara Sobczyk, Jörg Breuer und Markus Mühlenbeck die Halbwalzen, Würfel und Platten, die zu immer neuen Gruppen zusammengestellt und immer wieder unterschiedlichen Nutzungen zugeführt werden können. Da werden Bühnen gebaut, Sitzecken arrangiert, Treppen aufgetürmt, auf denen der Unterricht stattfindet.

    Rückenlehnen fehlen dem eigenwilligen Mobiliar: die Schüler müssen sich folglich auf ihren labilen Sitzmöglichkeiten selbst halten. Das geht, so haben Jungen und Mädchen innerhalb von drei Jahren an der Hövelstraße herausgefunden, durchaus auch auf den Halbwalzen, auf denen man immer wieder neue Sitzpositionen einnimmt. Das Vermögen, sich gerade zu halten, wird dadurch gesteigert.

    Die Lehrer der Hövelschule, allen voran Schulleiterin Ursula Bülhoff und MobilKlassenlehrerin Monika Mathias, sind schon längst überzeugte Anhängerinnen des "mobilen Klassenzimmers", zumal die wissenschaftlichen Begleituntersuchungen ihre eigenen Beobachtungen stützen: In einem Körperkoordinationstest messen sich die Jungen und Mädchen aus dem mobilen Klassenzimmer regelmäßig mit Schülern einer Parallelklasse - und schneiden immer besser ab. Gleichzeitig kam auch ein von dem Orthopäden Dr. N. Möllers entwickeltes Meßverfahren zur Ermittlung der Haltekräfte des Rückens zum Einsatz, und auch hier zeigte sich die gesundheitsfördernde Wirkung der Unruhe stiftenden Möbel. Der Unterricht leidet darunter nicht: "Schule ist ganz anders geworden," oder auch: "Es ist schön und spannend, mit den anderen Ideen auszuprobieren", sagen Jungen und Mädchen aus der "bewegten Schule".

    Eine aufgeschlossene Partnerin für dieses Projekt haben die Essener Sportpädagogen in der AOK Essen gefunden. Die "Gesundheitskasse" möchte mit den Mobil-Möbeln möglichst viele Schulen, aber auch die Kindergärten ausgestattet sehen.

    Redaktion: Monika Rögge, Telefon (02 01) 1 83-20 85
    Weitere Informationen: Jörg Breuer, Telefon (02 01) 1 83-72 27


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Pädagogik / Bildung, Sportwissenschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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