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Das Uniklinikum Würzburg wird künftig die Klinik Kitzinger Land bei der leitliniengerechten Antibiotikaanwendung unterstützen. Der Kooperationsvertrag ist ein Meilenstein auf dem Weg, durch einen regionalen Ansatz der Ausbreitung von multiresistenten Erregern entgegenzuwirken.
Am 24. November dieses Jahres schlossen Vertreter des Uniklinikums Würzburg (UKW) und der Klinik Kitzinger Land (KKL) einen Kooperationsvertrag zur Antimicrobial Stewardship (AMS). Darunter versteht man eine etablierte Methode, die darauf abzielt, die Verschreibungsqualität von Antiinfektiva zu verbessern. Antiinfektiva sind Arzneimittel zur Behandlung von Infektionskrankheiten, wie zum Beispiel Antibiotika und Antimykotika. Durch AMS sollen Resistenzen verhindert und gleichzeitig das Behandlungsergebnis der Patienten optimiert werden. „Hierfür braucht man ein interdisziplinär aufgestelltes Expertenteam, das eng mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten zusammenarbeitet. Eine Leistung, die für kleinere Krankenhäuser mit eigenen Kräften organisatorisch und wirtschaftlich kaum umzusetzen ist“, sagt Dr. Daniel Holzheid, Oberarzt des KKL. Mit 205 Betten und jährlich rund 11.000 Fällen gehört die Klinik Kitzinger Land zu dieser Kategorie.
AMS-Visiten am KKL – und vieles mehr
Der Kooperationsvertrag mit dem UKW schließt diese Lücke. So wird ab jetzt die von Dr. Güzin Surat geleitete AMS-Arbeitsgruppe des Uniklinikums die Kitzinger Kolleg*innen beraten und schulen. „Gemeinsam werden wir zudem den Antibiotikaverbrauch und die Resistenzentwicklung bewerten sowie abgestimmte Therapiestandards einführen“, kündigt Dr. Surat an. Dazu wird die Infektiologin unter anderem wöchentlich für zwei- bis dreistündige AMS-Visiten an die KKL kommen. „Wir freuen uns, dass wir – gerade auch im Sinne der Patientensicherheit – mit dem UKW eine professionelle Lösung gefunden haben, unseren Beitrag im Kampf gegen die rasante Ausbreitung von multiresistenten Erregern und den damit einhergehenden Wirkungsverlust von Antibiotika zu leisten“, kommentierte KKL-Vorstand Thilo Penzhorn bei der Vertragsunterzeichnung.
„Das Abkommen mit der Klinik Kitzinger Land ist die Blaupause für ähnliche AMS-Kooperationsverträge mit anderen unterfränkischen Krankenhäusern und unterstreicht die enge Kooperation der Region im Gesundheitswesen“, berichtet Prof. Dr. Georg Ertl, der Ärztliche Direktor des UKW. So lägen schon entsprechende Absichtserklärungen von drei weiteren Einrichtungen vor.
Auf dem Weg zu einem regionalen AMS-Kliniknetzwerk
Das UKW arbeitet derzeit an der Etablierung eines AMS-Kliniknetzwerks, um die Kommunikation zu stärken, die Fortbildung auf dem Gebiet der Antibiotikatherapie zu verbessern und die Therapieansätze in der Region zu vereinheitlichen. Auch das KKL unterstützt diese Netzwerkbildung. „Die Kliniken einer Region stehen durch Verlegungen in einem ständigen Patientenaustausch. Da ist es höchst sinnvoll, über eine verbesserte Kommunikation und Abstimmung zwischen den Häusern regional eine gleichbleibende Qualität der Antibiotikaversorgung sicherzustellen“, betont Prof. Dr. Ulrich Vogel, der Leiter der Stabsstelle Krankenhaushygiene des UKW. Für die Netzwerkbildung unter Leitung des UKW wurde beim Bayerischen Gesundheitsministerium eine dreijährige Förderung als Anschubfinanzierung beantragt.
Ein Teufelskreis in Zahlen
Der globale Verbrauch von Antibiotika ist in den letzten 15 Jahren um mindestens 65 Prozent gestiegen. Dabei zeigt sich insbesondere ein Anstieg im Einsatz von Antibiotika, die für die Therapie von schwerwiegenden Infektionen reserviert sein müssen. 30 bis 50 Prozent aller im ambulanten oder stationären Setting verordneten Antibiotika sind entweder falsch gewählt – zum Beispiel in Bezug auf die Substanzselektion, Dosierung und/oder Dauer – oder nicht indiziert. Dies führt in einem Teufelskreis zu einer Zunahme von Resistenzen. Andererseits fehlt die Entwicklung neuartiger Antibiotika. In Europa erkranken jährlich 670.000 Menschen an Infektionen mit Multiresistenten Erregern, in Deutschland zwischen 30.000 und 35.000. Die Zahl der Todesfälle aufgrund von Krankenhauskeimen wird für Europa mit rund 91.000 angegeben.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Kooperationen
Deutsch
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