idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
10.11.1998 00:00

Pruefen Buerstenzellen im Darm den Geschmack der Nahrung?

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Im Magen-Darm-Trakt liegen vereinzelt die sogenannten Bürstenzellen, deren Funktion bislang unbekannt ist. Wissenschaftler vom Anatomischen Institut der Universität Würzburg haben jedoch neue Erkenntnisse über diesen Zelltyp gewonnen: Sie vermuten, daß die Bürstenzellen Nahrungsbestandteile "schmecken" können.

    Die Geruchs- und Geschmackseindrücke, die der Mensch mit Nase und Zunge aufnimmt, vermitteln ihm nicht nur ein Warnsignal vor unverträglichen Speisen, sondern darüber hinaus auch den nötigen "Spaß am Essen". Außerdem überprüft die Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts nach dem Hinunterschlucken eines Bissens die Speisen nochmals auf unterschiedliche Nahrungsbestandteile, wie der Würzburger Anatom Dr. Dirk Höfer erläutert. Dadurch sollen, je nach Zusammensetzung der Nahrung, die entsprechenden Verdauungsmechanismen in Gang kommen.

    Doch bis heute rätselt die Wissenschaft darüber, welche Zellen der Magen-Darm-Schleimhaut an der Wahrnehmung der Nährstoffsubstanzen beteiligt sind. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die Arbeitsgruppe um Dr. Höfer mit den Bürstenzellen. Diese kommen nicht nur im Verdauungs-, sondern auch im Atemtrakt vor und fallen im Elektronenmikroskop durch ihre ungewöhnliche Flaschenform und durch ein bürstenartiges Büschel von Zellfortsätzen auf.

    Zunächst haben die Würzburger Forscher Proteine identifiziert, die im inneren Zellskelett speziell der Bürstenzellen in hohen Mengen vorkommen. Dadurch lassen sich die Bürstenzellen, die bislang nur mit dem Elektronenmikroskop erfaßt werden konnten, nun auch im Lichtmikroskop sichtbar machen: Die Zellskelett-Proteine können mit Antikörpern markiert werden, welche wiederum mit einem fluoreszierenden Stoff verbunden sind.

    Mit dieser Methode wurden die Zellen eingehender untersucht. Dabei zeigte sich laut Dr. Höfer, daß Bürstenzellen der Ratte wichtige Enzyme zur Herstellung von Stickoxid (NO) besitzen. Dieses Gas werde in vielen Zellen des Körpers als Botenstoff verwendet, um innerhalb kürzester Zeit Signale zwischen Zellen zu übermitteln. Die NO-Produktion spreche dafür, daß die Bürstenzellen ihrer Umgebung Informationen übermitteln können.

    Außerdem entdeckten die Anatomen in Bürstenzellen der Ratte Gustducin, ein Protein, das sonst nur in den Geschmackszellen der Zunge vorkommt und dort eine wichtige Funktion bei der Übertragung des Geschmacksignals übernimmt. "Dabei ist Gustducin in der Zunge offensichtlich besonders bei der Wahrnehmung von süßen und bitteren Geschmacksstoffen von entscheidender Bedeutung", sagt Dr. Höfer. Die Würzburger Wissenschaftler vermuten, daß die Bürstenzellen des Magen-Darm-Traktes ähnlich wie die Geschmackszellen der Zunge funktionieren, also Nahrungsbestandteile wahrnehmen können.

    Am Anatomischen Institut soll nun untersucht werden, ob Gustducin auch in den Bürstenzellen des Menschen vorkommt. Dabei steht die Frage im Vordergrund, auf welche Art von Nährstoffsubstanzen diese Zellen möglicherweise reagieren. Zunächst müssen die Bürstenzellen jedoch isoliert und in Kultur gebracht werden. Dieses Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

    Weitere Informationen: Dr. Dirk Höfer, T (0931) 31-2346, Fax (0931) 1 59 88, E-Mail:
    dirk.hoefer@mail.uni-wuerzburg.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).