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03.12.2020 10:00

„Alice im digitalen Wunderland“ – pädiatrische Lehre inmitten der Pandemie

Dr. Sybille Lunau Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)

    In der aktuellen Publikation in der „Monatsschrift Kinderheilkunde“ werden die Rückmeldungen von 17 pädiatrischen Universitätskinderkliniken zu oft kurzfristig entwickelten digitalen Lehrformaten des Sommersemesters 2020 zusammengefasst und bewertet. Zudem sprechen die Autoren Empfehlungen für die Weiterentwicklung der digitalen Lehre in der Kinder- und Jugendmedizin aus.

    Das „Alice-im-Wunderland-Syndrom“ ist eine Erkrankung, bei der intermittierend Gegenstände und Personen visuell, zum Teil auch akustisch verändert wahrgenommen werden. Diese Situation beschreibt abstrakt auch die Situation von Studierenden und Lehrenden, die sich im Rahmen einer aktuell weitgehend digitalen Lehre auf visuell und akustisch grundsätzlich anders vermittelte Lehrinhalte einstellen müssen.

    Das Sommersemester 2020 stand ganz im Zeichen der Pandemie. Eine Auswertung des Lehrangebots ist nicht nur eine Bestandaufnahme der universitären Lehre unter widrigen Bedingungen, sondern bietet auch Chancen für die Entwicklung besonderer Formate in der medizinischen Ausbildung.

    Dies bestätigt Prof. Dr. Martin Häusler von der AG Lehre der DGKJ: „Bei der Auswertung der Umfrage beeindruckte die große Vielfalt an digitalen Ersatzformaten. Die Angebote für Medizinstudierende wurden in kürzester Zeit mit Kreativität und Engagement entwickelt, um die Lehre unbedingt fortsetzen zu können!“.

    Wo sind die Lücken?

    Die Umfrage konstatiert, dass es nur noch sehr eingeschränkt Präsenzveranstaltungen gegeben hat. Lediglich die Prüfungen wurden im Wesentlichen in Präsenzform durchgeführt, unter Beachtung der Hygienevorschriften. Für die Lehre boten die meisten Fakultäten im Sommersemester 2020 Online-Vorlesungen und Webseminare an, letztere beispielsweise als Webkonferenzen nach einer vorbereitenden Selbstlernphase.

    Am deutlichsten reduziert war das pädiatrische Lehrangebot für klinisch-praktische Fertigkeiten bzw. direkten Unterricht am Patienten. Als Ersatzformate wurden z.B. Online-Patientenpräsentationen und Videos zur Anamnese und zu Untersuchungen angeboten. An einigen Universitäten wurden auch Schauspielpatienten eingesetzt. Letztlich entfiel jedoch ein bedeutender Teil dieses Lehrangebots. Die Umfrage-Autoren konstatieren dementsprechend, dass der Unterricht am Patienten bisher nicht durch Online-Formate ersetzt werden kann und hier neue Lehrformate entwickelt werden müssen.

    Defizite verhindern durch neue Digitalformate

    Die skizzierten Probleme werden sich durch den Ausblick auf eine weiteres „Corona-Semester“ noch vertiefen, meint auch Prof. Dr. Norbert Graf aus der AG der DGKJ: „Wenn jetzt schon im zweiten Semester in Folge die praktische Ausbildung leidet, müssen wir mit Defiziten rechnen: Sollte innerhalb eines Jahres kein reguläres Blockpraktikum der Pädiatrie durchgeführt werden können, wird ein ganzer Jahrgang der Medizinstudierenden wenig bis gar keinen praktischen Unterricht in der Pädiatrie während des Studiums erfahren haben, mit den entsprechenden Konsequenzen für solche dann angehenden Ärztinnen und Ärzte.“

    Für die aktuelle Pandemie-Situation diskutiert die Publikation eine Kombination aus digitaler und analoger Lehre, wobei digitale Lehre den Patientenkontakt perfekt vorbereitet, um dann die reduzierte Zeit am Patienten bestmöglich nutzen zu können. Hierfür müssen die Schutzvorkehrungen so optimiert werden, dass wenigstens ein eingeschränkter Unterricht am echten Patienten möglich ist.

    Prof. Dr. Joachim Kreuder, Sprecher der AG Lehre, betont die Sinnhaftigkeit, digitale Lehrformate weiterzuentwickeln - nicht nur für die COVID-Pandemie, sondern auch für die Zeit danach: „Wie die titelgebende Alice im Wunderland haben wir Lehrende in der Pädiatrie uns plötzlich in einer wundersamen digitalen Lehr-Welt wiedergefunden, aber die unmittelbare Umsetzung von digitalen Ideen hat auch schnell die Vor- und Nachteile erkennen lassen. Es gibt viele innovative und geeignete Ansätze für die digitale Lehre!“.

    Um hier für die gesamte Ausbildung in der Pädiatrie tragfähige Konzepte zu entwickeln, gelte es, die Ressourcen verschiedener medizinischer Fakultäten zu bündeln.

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    Pressekontakt
    Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)
    Dr. Sybille Lunau
    Chausseestr. 128/129 | 10115 Berlin
    Tel. +49 30 3087779-14
    presse@dgkj.de | www.dgkj.de


    Originalpublikation:

    Häusler, M., Bosse, H.M., Fischbach, T. et al. Alice im digitalen Wunderland: pädiatrische Lehre in der COVID-19-Pandemie. Monatsschr Kinderheilkd (2020). https://doi.org/10.1007/s00112-020-01076-7


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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