idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
09.12.2020 12:01

Radikale in Kollagen und der Klang der Sterne: ERC Consolidator Grants für zwei HITS-Forscherinnen

Dr. Peter Saueressig Kommunikation
Heidelberger Institut für Theoretische Studien gGmbH

    Der Europäische Forschungsrat (ERC) fördert die Biophysikerin Frauke Gräter und die Astrophysikerin Saskia Hekker mit ERC Consolidator Grants. Beide sind Gruppenleiterinnen am Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS) und Professorinnen an der Universität Heidelberg. Das HITS war in diesem Jahr außerdem mit einem ERC Starting Grant für den Astrophysiker Fabian Schneider und der Beteiligung an einem Synergy Grant erfolgreich.

    Die Biophysikerin Frauke Gräter und die Astrophysikerin Saskia Hekker erhalten jeweils einen Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC). Die Förderung ist jeweils auf rund zwei Millionen Euro dotiert und läuft über fünf Jahre. Die Forscherinnen sind Gruppenleiterinnen am HITS und zugleich Professorinnen an der Universität Heidelberg. „Wir freuen uns sehr über diesen Erfolg“, so HITS-Geschäftsführerin Gesa Schönberger. „Er dokumentiert die hohe Qualität unserer Forschung und ist auch ein Ergebnis unserer engen Zusammenarbeit mit der Universität.“

    Auf der Jagd nach Radikalen im Kollagen-Gewebe

    Frauke Gräter ist seit 2009 Gruppenleiterin am HITS und wird das Institut ab Januar 2021 auch als Institutssprecherin nach außen vertreten. Seit 2014 ist sie Professorin für Molekulare Biomechanik an der Universität Heidelberg. Die preisgekrönte Wissenschaftlerin will mit Computersimulationen und verschiedenen Rechenverfahren entschlüsseln, wie Proteine aufgebaut sind, um gezielt auf mechanische Kräfte reagieren zu können. So bilden zum Beispiel synthetische Polymere unter mechanischer Belastung sogenannte Mechanoradikale, die durch den Bruch chemischer Bindungen entstehen. Aber werden diese schädlichen und hochreaktiven Radikale auch in Gewebe erzeugt, das einer starken Belastung ausgesetzt ist? Frauke Gräter geht dieser Frage am Beispiel von Kollagen nach, dem Protein, das unserem Bindegewebe in Knochen, Bändern und Haut Stabilität verleiht. Gräter konnte zeigen, dass Kollagen unter exzessiver mechanischer Belastung Radikale produziert - eine wichtige Erkenntnis, weil Radikale im Körper Schäden hervorrufen können. Mit dem Projekt „Radicol - Mechanoradicals in Collagen” will sie die Rolle dieser Radikale beim Altern von Kollagen untersuchen. Dafür erhielt Frauke Gräter vom Europäischen Forschungsrat einen ERC Consolidator Grant in Höhe von rund zwei Millionen Euro.

    Einblick in die Entwicklung der Sterne

    Saskia Hekker ist seit September 2020 Gruppenleiterin am HITS und Professorin für Theoretische Astrophysik am Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg. Die Astrophysikerin, die bereits 2013 einen ERC Starting Grant erhielt, forscht auf dem Gebiet der Asteroseismologie. Sie untersucht das Innere von Sternen mit Hilfe von Schwingungen, die an der Oberfläche vieler Sterne sichtbar sind. Besonders interessant sind in dieser Hinsicht die sogenannten „Roten Riesen.“ Sie sind zahlreich, sehr hell und weisen unterschiedliche Sternstrukturen auf. Vor allem aber weisen sie Schwingungen auf, von denen die Forscher auf die Sternstruktur sowohl in tieferen als auch in näher an der Oberfläche liegenden Schichten schließen, sogenannte gemischte dipolare Schwingungsmodi. Mit dem Projekt “Dipolar Sound: Internal structure of red-giant stars through the sound of dipole oscillation modes” will Saskia Hekker die physikalischen Bedingungen und Vorgänge in „Roten Riesen“ aufdecken und verstehen, welchen Ursprung die unterschiedlichen Schwingungsspektren in diesen Sternen haben. Dafür erhielt sie vom Europäischen Forschungsrat einen ERC Consolidator Grant in Höhe von rund zwei Millionen Euro.

    Weitere ERC-Förderungen für HITS-Forschung

    Das HITS konnte sich in diesem Jahr über zwei weitere Förderungen durch den Europäischen Forschungsrat freuen: Im September erhielt der Astrophysiker Fabian Schneider einen ERC Starting Grant, mit dem er seine eigene Forschungsgruppe „Stellar Evolution Theory“ (SET) aufbauen wird. Und im November bewilligte der ERC einen Synergy Grant in Höhe von 13,9 Millionen Euro für das „UniverScale“-Projekt zur Neuvermessung des Universums, an dem neben den Projektleitern aus Polen, Frankreich und Chile auch das HITS als sogenannter „Beneficiary“ beteiligt ist. Die Astroinformatik-Gruppe unter der Leitung von Kai Polsterer befasst sich in diesem Projekt mit besonders weit entfernten Galaxien aus der Frühzeit des Universums. Sie bringt dabei ihre statistische Expertise ein und verwendet eine neu entwickelte Methode für die Kartierung der Galaxien.

    ERC Consolidator Grants

    Der Europäische Forschungsrat (European Research Council – ERC) ist die erste europäische Förderorganisation für exzellente Pionierforschung. Der ERC fördert mit seinen Grants exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die bahnbrechende Pionierarbeit in ihrem Forschungsgebiet leisten. Mit ERC Consolidator Grants werden herausragende Forschende zwischen sieben und 12 Jahren nach dem Erlangen des Doktorgrades mit vielversprechender wissenschaftlicher Leistung ausgezeichnet. Die Förderung von bis zu zwei Millionen Euro wird für bis zu fünf Jahre bewilligt.

    Für die ERC Consolidator Grants 2020 wurden von 2.506 Anträgen nur 327 Projekte (rund 13 %) ausgewählt, die an Universitäten und Forschungsinstituten in 23 verschiedenen Ländern Europas durchgeführt werden, in Deutschland werden 50 Projekte gefördert. Insgesamt 655 Mio. Euro stellt die EU für die Förderung zur Verfügung. Die Mittel sind Teil des EU-Programms für Forschung und Innovation, Horizont 2020.

    Mehr Informationen auf der Website des Europäischen Forschungsrats ERC.

    Medienkontakt:
    Dr. Peter Saueressig
    Head of Communications
    Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS)
    Tel +49-6221-533-245
    peter.saueressig@h-its.org

    Wissenschaftlicher Kontakt:
    Prof. Dr. Frauke Gräter
    Molecular Biomechanics Group (MBM)
    Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS)

    Prof. Dr. Saskia Hekker
    Theory and Observations of Stars Group (TOS)
    Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS)


    Weitere Informationen:

    https://www.h-its.org/de/2020/12/09/erc-consolidator-grants/ HITS Pressemitteilung zu den Consolidator Grants
    https://www.h-its.org/de/2020/09/07/erc-starting-grant-fabian-schneider/ HITS Pressemitteilung zum ERC Starting Grant für Fabian Schneider
    https://www.h-its.org/de/2020/12/08/erc-synergy-grant-ain/ Meldung zur Beteiligung am ERC Synergy Grant "UniverScale"


    Bilder

    Prof. Dr. Frauke Gräter
    Prof. Dr. Frauke Gräter
    Annette Mück
    HITS

    Prof. Dr. Saskia Hekker
    Prof. Dr. Saskia Hekker
    Annette Mück
    HITS


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Chemie, Informationstechnik, Physik / Astronomie
    überregional
    Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).