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17.02.2004 14:14

Bonner Chemiker verliert Doktortitel

Frank Luerweg Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Als "deutliches Signal gegen Fälschung in der Wissenschaft" hat die Universität Bonn die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster begrüßt, die Berufung im Fall Guido Zadel nicht zur Entscheidung anzunehmen. Damit verliert der Chemiker wegen manipulierter Experimente seinen Doktortitel.

    Zadel hatte Anfang der 90er Jahre in seiner Doktorarbeit behauptet, er könne mit Hilfe eines Magnetfeldes bei einer Synthese die Drehrichtung der entstehenden Molekülen beeinflussen. Seine Ergebnisse ließen sich aber nicht reproduzieren. Mehrmals versuchte eine von der Uni Bonn eingesetzte Kommission ohne Erfolg, die Experimente nachzustellen. Ihr Fazit: Die Resultate seien durch geschickt getarnte Manipulation zustande gekommen.

    Die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät beschloss daraufhin, Zadel seinen Titel abzuerkennen. Der Chemiker klagte gegen diesen Beschluss vor dem Verwaltungsgericht Köln, allerdings ohne Erfolg. Darauf strengte er eine Berufung vor dem Oberverwaltungsgericht Münster an. Nun hat das Gericht entschieden, die Berufung nicht zur Entscheidung anzunehmen; das Urteil ist damit rechtskräftig und kann nicht mehr angefochten werden. Professor Dr. Karl-Werner Glombitza, Mitte der 90er Jahre Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, begrüßt das Urteil: "Fälle wie diese schaden dem Ansehen der Wissenschaft und müssen entsprechend geahndet werden."

    Der Fall Zadel hatte auch deshalb großes Aufsehen erregt, weil sein "Geniestreich" ein wichtiges chemisches Problem zu lösen schien: Linksdrehende Moleküle entfalten nämlich im Körper häufig ganz andere Wirkungen als ihre rechtsdrehenden Pendants. Da beide Formen spiegelbildlich zueinander aufgebaut sind - ähnlich wie ein rechter und linker Handschuh -, sich ansonsten aber nicht unterscheiden, sind sie nur schwer voneinander zu trennen. Das Schlafmittel Contergan erlangte in den sechziger Jahren traurige Berühmtheit, weil die rechtsdrehende Variante des Wirkstoffs Thalidomid ein effektives und nebenwirkungsarmes Schmerzmittel ist, die linksdrehende Form aber schwerste Missbildungen bei Embryonen erzeugt.

    Ansprechpartner:
    Professor Dr. Karl-Werner Glombitza
    Institut für Pharmazeutische Biologie der Universität Bonn
    Telefon: 0228/73-3252
    E-Mail: K.W.Glombitza@uni-bonn.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Personalia, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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