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Ein studentisches Projekt unter Leitung von Dr. Hubert Schneider (Osteuropäische Geschichte, Fakultät für Geschichtswissenschaft der RUB) ergänzt die Wanderausstellung des hessischen Fritz-Bauer-Instituts um zwei Bereiche mit lokalen Schwerpunkten.
Bochum, 11.11.1998
Nr. 249
Ein Leben aufs Neu
Bochumer Juden im Nachkriegsdeutschland
Studentische Projekte der RUB ergänzen Wanderausstellung
Ein studentisches Projekt unter Leitung von Dr. Hubert Schneider (Osteuropäische Geschichte, Fakultät für Geschichtswissenschaft der RUB) ergänzt die Wanderausstellung des hessischen Fritz-Bauer-Instituts um zwei Bereiche mit lokalen Schwerpunkten: Der eine erzählt die Biographie des Bochumer Ehepaares Freimark, das 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde und 1945 nach der Befreiung in dem Lager Deggendorf auf seine Emigration in die USA wartete. Der andere Bereich zeigt die Geschichte ausländischer Zwangsverschleppter im Ruhrgebiet.
Ort und Temin
Die Ausstellung ist vom 24.11.1998 bis 28.2.1999 in der Evangelischen Stadtakademie, Klinikstraße 20, unter dem Titel "Ein Leben aufs Neu - Das Robinsonalbum - Displaced Persons-Lager: Juden auf deutschem Boden 1945-1948" zu besichtigen und wird am 24.11.1998 um 19.30 Uhr mit dem Vortrag von Dr. Jaqueline Giere und Arno Lustiger "Wir sind unterwegs, aber nicht in der Wüste - Jüdische Displaced Persons im Nachkriegsdeutschland" eröffnet. Weitere Vorträge begleiten die Ausstellung. Die Medien sind herzlich willkommen.
Auch nach 1945 weitere Lager in Deutschland
Ephraim Robinson - einziger Überlebender seiner Familie - verbrachte noch nach dem 2. Weltkrieg drei Jahre in einem Lager für Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und Juden. Hier verdiente er sich als Fotograf sein Geld, der die Alltagsroutine im Lager sowie die kulturellen Ereignisse und Feiertage bildhaft festhielt. Nach seiner Emigration in die USA faßte er die Fotos zu einem Album zusammen, das seine Familie aber erst nach dem Tod Robin-sons veröffentlichte. Dadurch kann das Fritz-Bauer-Institut das "Robinson Album" als Ausstellung in Deutschland zeigen.
Ausharren bis zur Emigration
Ähnlich wie Robinson lebten im Mai 1945 etwa 10 Millionen, von den Nationalsozialisten verschleppte Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und Juden in Deutschland. In der Forschung werden diese neuerdings auch als "Dis-placed Persons" (DPs) bezeichnet; unter ihnen befanden sich ca. 70 000 Jüdinnen und Juden, die die Vernichtungslager überlebt hatten. Die jüdischen DPs aus Osteuropa stießen beim Versuch der Alliierten, sie in ihre Heimat zurückzuschicken, auf viele Probleme: Sie waren oft die einzigen Überlebenden ihrer Familie, hatten keine Heimat mehr, die jüdischen Gemeinden waren zerstört. Zudem kam es nach Kriegsende zu neuen Pogromen in Polen und Rußland. Die Juden waren gezwungen, in den Lagern auszuharren, bis sich ein Aufnahmeland zur Auswanderung fand.
Weitere Informationen
Dr. Hubert Schneider, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Geschichtswissenschaft, 44780 Bochum Tel.: 700-2537,
e-mail: hubert.w.schneider@ruhr-uni-bochum.de.
Termine
24.11.98: Ausstellungseröffnung 19.30 h, "Ein Leben aufs Neu":, Ev. Stadtakademie Bochum, Klinikstraße 20, mit einem Vortrag von Dr. Jaqueline Giere und Arno Lustiger: "Wir sind unterwegs, aber nicht in der Wüste" - Jüdische DPs im Nachkriegsdeutschland
8.12.98: Prof. Dr. Norbert Frei, RUB: Beklommene Begegnungen. DPs und Deutsche in der Nachkriegszeit
19.1.99: Dr. Jan Rydel, Krakau: Polnische DPs in der britischen Besatzungszone und die Vorgeschichte des Kalten Krieges
2.2.99: Andreas Lembeck, Oldenburg: Befreit, aber nicht in Freiheit. DPs in Nordwestdeutschland
16.2.99: Oliver Willnow, RUB: Zwischen Siegern und Besiegten. DPs und heimatlose Ausländer im Ruhrgebiet 1945-1951
25.2.99: Dr. Hubert Schneider, RUB: Das Ruhrgebiet war nicht nur ihre Heimat - Bochumer Juden als DPs
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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