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01.02.2021 14:52

Mediziner als Meinungsbildner: Den Fakten verpflichtet – gerade in Coronazeiten

Andreas Mehdorn Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V.

    Ärztinnen und Ärzte tragen eine besondere Verantwortung – vor allem aktuell während der Coronapandemie: Sie müssen Verschwörungsmythen um das Coronavirus und die COVID-19-Impfung mit evidenzbasierten Fakten begegnen. Im Patientengespräch in der Praxis, erst recht aber bei öffentlichen Äußerungen kommt den Worten von Medizinern auch eine politische Dimension zu. Welche Verpflichtung ihnen daraus erwächst, diskutieren Experten auf der Jahrespressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM). Die Pressekonferenz findet am Donnerstag, den 4. Februar 2021 online statt.

    Außerdem sprechen die Experten über mögliche Gründe, warum Teile der Bevölkerung die Gefahren und Folgen einer COVID-19-Erkrankung nicht erkennen können oder wollen.

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    5G-Strahlen als Ursache für COVID-19, Mikrochips im Corona-Impfstoff oder Sars-CoV-2 als Biowaffe aus einem Labor: Verschwörungstheorien sind von alters her eine Begleiterscheinung von Katastrophen und Seuchen und erleben auch in der aktuellen Coronapandemie einen regelrechten Boom. Weit verbreitet ist auch der Mythos, eine COVID-19-Erkrankung sei nicht gefährlicher als eine gewöhnliche Grippe. „Inzwischen ist klar, dass COVID-19 eindeutig die gefährlichere Erkrankung ist, was die Übertragbarkeit, die Krankheitslast und die Sterblichkeit angeht“, erklärt Professor Dr. med. Georg Ertl, Generalsekretär der DGIM. Mediziner sehen in ihrem täglichen Kontakt mit Kranken und Sterbenden, wie gefährlich COVID-19 gerade für Ältere, aber auch jüngere, chronisch kranke Risikopersonen sein kann.

    Unterschiedliche Blickwinkel auf die Pandemie bedenken

    Während Mediziner das durch COVID-19 verursachte Leid und die bis an die Grenzen gehende Belastung der in der Krankenversorgung tätigen Ärzte und Pflegekräfte vor Augen haben, bleibt die Pandemie für einen großen Teil der Bevölkerung abstrakt. Denn anders als bei früheren Seuchen wie den Pocken oder der Kinderlähmung werden viele Menschen nicht direkt mit den gesundheitlichen Schäden von COVID-19 konfrontiert. „Man kennt hauptsächlich Betroffene, die gar keine oder nur leichte Symptome haben. Schwere Verläufe oder Todesfälle betreffen meist ältere Patienten“, so Ertl. „Das wird dann oft als schicksalhaft hingenommen oder gar genutzt, um die Gefährlichkeit der Erkrankung zu relativieren“, sagt der Internist.

    Gerade jetzt: Ärzte müssen verantwortungsvoll kommunizieren

    Wohl niemals zuvor haben Experten aus Wissenschaft und Medizin bei Politikern so viel Gehör gefunden wie derzeit und so politische Entscheidungen und das öffentliche Leben mitbestimmt. Lautstarke, in der Öffentlichkeit vorgebrachte Äußerungen, die etwa die Genauigkeit der Coronatests oder Maßnahmen des Infektionsschutzes infrage stellen, sieht der DGIM-Generalsekretär in der aktuellen Lage als kontraproduktiv (1). „In der Pandemiesituation kommt dem Wort von Medizinern ein besonderes, auch politisches Gewicht zu“, sagt Ertl. Ärzte seien in dieser Lage verpflichtet, sich seriös mit unsachlichen Argumentationen auseinanderzusetzen und gegen Falschbehauptungen Stellung zu beziehen, betont der Würzburger Experte.

    Herdenimmunität nützt der gesamten Gesellschaft

    Einiger Aufklärungsarbeit bedürfe es auch im Zusammenhang mit der COVID-19-Impfung mit dem Ziel, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen. „Solange der Impfstoff knapp ist, geht es vor allem um den Schutz der Älteren und der chronisch kranken Risikopatienten“, sagt Ertl. Langfristig bestehe die Hoffnung, dass die Impfung auch gegen die Übertragung des Virus schütze und so eine „Herdenimmunität“ unterstütze, das heißt, die Gesellschaft insgesamt gegen das Virus schütze. „Damit würden Voraussetzungen geschaffen, das gesellschaftliche Leben wieder zu normalisieren und weitere wirtschaftliche Schäden durch Lockdowns abzuwenden“, so Ertl abschließend.

    Quellen:
    (1) Aufruf der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM), der internistischen Schwerpunktgesellschaften und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) zur verantwortungsbewussten Kommunikation von Ärzten und Wissenschaftlern in der Corona-Pandemie, Wiesbaden, Berlin, Dezember 2020.

    Bei Abdruck, Beleg erbeten.

    Ihr Kontakt für Rückfragen:
    DGIM Pressestelle
    Andreas Mehdorn
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-313
    Fax: 0711 8931-167
    E-Mail: mehdorn@medizinkommunikation.org
    http://www.dgim.de | http://www.facebook.com/DGIM.Fanpage/ | http://www.twitter.com/dgimev

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    Jahrespressekonferenz der DGIM

    Termin: Donnerstag, 4. Februar 2021, 12.00 bis 13.00 Uhr
    Ort: online
    Link zur Anmeldung: https://attendee.gotowebinar.com/register/5004790424205701903

    Vorläufiges Programm:

    Themen und Referenten:

    Ein Jahr nach Pandemiebeginn: aktuelle internistische Erkenntnisse zu COVID-19 und den Langzeitfolgen
    Professor Dr. med. Christoph Sarrazin
    Direktor Zentrum Innere Medizin und Medizinische Klinik 2, St. Josefs-Hospital und Leberzentrum Wiesbaden und Leiter Forschergruppe Virushepatitis Klinikum der Goethe-Universität Frankfurt am Main

    Von Impfgegnern und Corona-Leugnern: Innere Medizin im postfaktischen Zeitalter
    Professor Dr. med. Georg Ertl
    Generalsekretär der DGIM, Internist und Kardiologe aus Würzburg

    Leistungen sinnvoller einsetzen, Ressourcen schützen: Was die Innere Medizin von der Coronakrise lernen kann
    Professor Dr. med. Sebastian M. Schellong
    Vorsitzender der DGIM 2020/2021 und Chefarzt der II. Medizinische Klinik am Städtischen Klinikum Dresden

    Mit oder ohne Corona: Warum wir den Facharzt für Infektiologie brauchen
    Professor Dr. med. Bernd Salzberger
    Leiter der Infektiologie am Universitätsklinikum Regensburg, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI)

    Moderation: Anne-Katrin Döbler, Pressestelle der DGIM, Stuttgart

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    Jetzt bewerben für die DGIM Medienpreise 2021!
    Die DGIM vergibt wieder ihre Medienpreise, die mit insgesamt 8.000 Euro dotiert sind. Das diesjährige Thema: „Das Coronavirus als medizinische und wissenschaftliche Herausforderung“. Es können Print-, Fernseh- und Hörfunk-, Podcast- sowie Online-Beiträge eingereicht werden, die zwischen dem 1. März 2020 und dem 28. Februar 2021 publiziert wurden. Einsendeschluss ist der 28. Februar 2021. Weitere Informationen dazu finden Sie unter: http://www.dgim.de/medienpreis


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Pressetermine
    Deutsch


     

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