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Wissenschaft
Obwohl Bayerns Wissenschaftsminister Thomas Goppel einem Zeitungsbericht zu Folge angekündigt hat, die rigiden Sparvorhaben im Hochschulbereich künftig lockern zu wollen, warnt die Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule Nürnberg (GSO-FH) vor den extremen Einschnitten im Jahr 2004. So müssen in diesem Sommer bereits Labore schließen, ein effektiver Service für Studierende kann nicht mehr aufrecht erhalten werden. Hinzu kommt ganz aktuell §19 des Nachtragshaushaltsgesetzes, der an der GSO-FH ein weiteres drastisches Finanzloch reißt.
Bayern müsse in den kommenden Jahren den Hochschuletat von derzeit 1,9 Milliarden auf 2,5 Milliarden Euro aufstocken, erklärte Goppel in der Welt am Sonntag (Ausgabe vom 22. Februar 2004), nur so sei die Wettbewerbsfähigkeit des Wissenschafts-Standorts Bayern zu sichern und der Betrieb im tertiären Bildungssystem aufrecht zu erhalten. Hintergrund des Umdenkens ist die erwartete Studentenlawine, die im Freistaat ein Anwachsen der Gesamtzahl der Studierenden von 242.000 auf 320.000 bedeuten wird.
"Dass mehr Studenten kommen ist schon allein aus demografischen Gründen absehbar", erklärt Prof. Dr. Herbert Eichele, Rektor der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule, "Auch wir werden in den nächsten Jahren die Marke von 10.000 Studierenden überschreiten, obwohl unser Haus nur für knapp 4.000 Studienplätze ausgebaut ist." Völlig unverständlich bleiben in diesem Zusammenhang die krassen aktuellen Kürzungen: Denn vor einer von Goppel angeführten möglichen Aufstockung der Gelder im Hochschulsektor steht in diesem Jahr das strikte Diktat des Rotstifts. "Es ist kontraproduktiv, 2004 mit aller Macht sparen zu wollen!", macht Eichele deutlich und bezeichnet die überstürzten Maßnahmen der Staatsregierung gar als "Zerstörung funktionierender Hochschulen".
Zusätzliche Kürzung schafft noch mehr Probleme
Verschärft wird die ohnehin schon heikle Situation durch eine unerwartete Zusatzkürzung im Zusammenhang mit der Einführung von Verwaltungsgebühren für Studierende in Höhe von 50 Euro je Semester. Laut Nachtragshaushalt müssen von der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule 2004 über 800.000 Euro eingenommen werden. Tatsächlich kann sie nur rund 400.000 Euro erzielen, denn sie "darf" erst ab dem Wintersemester Verwaltungskostenbeiträge erheben. Unter dem Strich also eine weitere erhebliche Einbuße an unverzichtbaren Mitteln, die Rektor Prof. Eichele als "schier unglaublich" bezeichnet. Er rechnet vor: "Nach Deckung der Fixkosten wären uns nur knapp über eine Million geblieben, um den laufenden Lehrbetrieb zu bestreiten. Wenn uns jetzt davon weitere 400.000 Euro gekappt werden, ist es unmöglich mit unseren 8.100 Studierenden über das Jahr zu kommen!"
Kaum noch Geld für den laufenden Betrieb
Die Folgen sind auch ohne die zusätzliche Beschneidung schon eklatant: So müssen die zwölf Fachbereiche im Vergleich zum Vorjahr Mittelkürzungen um bis zu 75 Prozent verkraften, in der Verwaltung schlägt der Rotstift mit 50 bis 85 Prozent weniger Geld zu. Labore können bereits im Sommersemester entweder eingeschränkt oder gar nicht mehr betrieben werden, wenn die nötigen Verbrauchmaterialien ausgegangen sein werden. Sollte es obendrein Defekte geben, bliebe keine Liquiditäts-Reserve, um solche Schäden zu beheben. Das Studienbüro muss Stellen abbauen, kann somit den Service für die Studenten nicht mehr uneingeschränkt bieten und muss die Zeiten des Publikumsverkehrs verringern. Auch die Bibliothek trifft es hart: Sie ist gezwungen, laufende Fachzeitschriften-Abonnements zu kündigen; an Neuanschaffungen von Büchern ist überhaupt nicht zu denken.
"So kann, so darf es einfach nicht weitergehen!", attackiert Prof. Eichele die Kürzungs-Welle, "Sparen ist wichtig, doch so vernichten wir unsere Substanz!" Geplante Zuwendungen müssten sofort greifen, nicht erst in den kommenden Jahren: "Sonst brauchen wir zukünftige Gelder, um das zu reparieren, was uns jetzt kaputt geschlagen wird."
Rückfragen zu dieser Meldung richten Sie bitte an die Pressestelle der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule Nürnberg. Sie erreichen uns telefonisch unter 09 11 / 58 80 41 01 oder via Mail an presse@fh-nuernberg.de.
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