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05.03.2021 11:34

Body-Modification-Studie: Persönlichkeit geht unter die Haut

Dietmar Strey Pressestelle
Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr Hamburg

    Modifizieren Menschen ihren Körper, um einzigartig zu sein? Dieser Frage ging ein Team aus Wissenschaftler*innen der Helmut-Schmidt-Universität um Univ.-Prof. Dr. Thomas Jacobsen (Allgemeine und Biologische Psychologie) und Univ.-Prof. Dr. Philipp Y. Herzberg (Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik) nach. Dabei wurden zahlreiche Studienteilnehmer*innen zu ihrem Bedürfnis nach Einzigartigkeit und Körpermodifikationen – Tattoos, Piercings und extreme Formen wie Zungenspaltungen – befragt und die erhobenen Daten theoriegeleitet ausgewertet.

    Das Studienergebnis: Tätowierte Studienteilnehmer*innen agieren unabhängiger von Meinungen anderer, extrem körpermodifizierte Menschen sind nonkonformistischer. Zudem korreliert die Anzahl der Körpermodifikationen mit dem individuellen Bedürfnis nach Einzigartigkeit.

    Der Wunsch, sich von anderen zu unterscheiden, das Bedürfnis nach Einzigartigkeit, gilt in der Forschung als stabiles Persönlichkeitsmerkmal des Menschen. Gerade in gewissen Situationen, z. B. wenn ein Individuum den Eindruck hat, anderen zu ähnlich oder zu unähnlich zu sein, verstärkt sich die Motivation soziale Konventionen zu verletzen und sich tendenziell nonkonformistisch zu verhalten. Es existieren bereits mehrere Studien, die das Bedürfnis nach Einzigartigkeit in einen Zusammenhang mit Tätowierungen und Piercings bringen. Aufgrund eines beobachtbaren Trends zu immer radikaleren Körpermodifikationen wie Zungenspaltungen und Implantaten untersuchten nun Experimental- und Persönlichkeitspsychologen der Helmut-Schmidt-Universität, inwieweit sich dieser Zusammenhang auf exzessivere Formen der Körpermodifikation übertragen lässt.

    Das Ergebnis: Tätowierte, gepiercte und extrem körpermodifizierte Studienteilnehmer*innen wiesen ein stärkeres Bedürfnis nach Einzigartigkeit auf als Personen ohne Körpermodifikationen. Neu war jedoch, dass sich Studienteilnehmer*innen mit Tätowierungen zwar keinerlei Gedanken über die Reaktion anderer auf ihre Tätowierungen machten, jedoch nicht auf Affronts abzielten. Gepiercte und extrem körpermodifizierte Studienteilnehmer*innen neigten hingehen dazu, sich ganz bewusst über Regeln hinwegzusetzen, um sich deutlich von anderen abzugrenzen. Des Weiteren wurde beobachtet, dass die Anzahl der Körpermodifikationen mit dem steigenden Bedürfnis nach Einzigartigkeit gleichermaßen bei allen Teilnehmer*innen zunahm.

    Durch die Analyse dreier Sub-Dimensionen des Bedürfnisses nach Einzigartigkeit war die Studie in der Lage, ein feinkörniges Verständnis der persönlichen Haltung körpermodifizierter Menschen zu schaffen. Zu diesen zählte ein grundsätzlicher Mangel an Bedenken hinsichtlich der Reaktionen anderer (über alle untersuchten Gruppen hinweg bestätigt), der Wunsch, Regeln nicht immer zu befolgen (vor allem unter den gepiercten und extrem körpermodifizierten Teilnehmer*innen bestätigt) und die Bereitschaft einer Person, Überzeugungen öffentlich zu verteidigen.

    Über den Studienautor
    Prof. Dr. Thomas Jacobsen ist seit 2009 Universitätsprofessor für Allgemeine und Biologische Psychologie an der Helmut-Schmidt Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen Experimentelle Ästhetik, Neuro-kognitive Psychologie der Ästhetik, Exekutive Funktionen des Menschlichen Verhaltens sowie Auditive Verarbeitungsvorgänge (Präattentive Sprachverarbeitung, Sprachverstehen, Sprachwahrnehmung etc.).
    Aktuelle Studien der Professur Jacobsen beschäftigen sich mit den Themen Effektive Risikokommunikation im Verbraucherschutz und Flexibles Lernen unter Stressbedingungen(Auswahl).


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Selina Maria Weiler, M.Sc., Professur für Allgemeine und Biologische Psychologie, Tel. 040 6541-2111, E-Mail: weiler@hsu-hh.de, WWW: http://www.hsu-hh.de/epu


    Originalpublikation:

    Die wissenschaftliche Studie erschien in der Fachzeitschrift PLOS ONE und kann unter https://doi.org/10.1371/journal.pone.0245158 nachgelesen werden.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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