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Frauen engagieren sich am Aktienmarkt und bei sonstigen Finanzaktivitäten zum Vermögensaufbau weniger stark als Männer. Zurückzuführen ist dies zum einen auf tatsächliche Lücken im Finanzwissen von Frauen, zum anderen aber auch auf mangelndes Selbstvertrauen. Frauen schätzen ihr Finanzwissen häufig geringer ein, als es tatsächlich ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des ZEW Mannheim gemeinsam mit dem Global Financial Literacy Excellence Center (GFLEC) an der George Washington University School of Business, der Universität Groningen und der Niederländischen Nationalbank DNB.
Die Studie differenziert erstmals, welchen Anteil tatsächlich fehlendes Finanzwissen und geringere Selbsteinschätzung des Finanzwissens aufgrund mangelnden Selbstvertrauens auf Seiten der Befragten für die Erklärung der geschlechtsspezifischen Lücke bei der Finanzbildung haben. Dafür betrachtet sie auf Basis von Daten des De Nederlandsche Bank Household Survey die "Big Three"-Fragen zur Finanzkompetenz: das Wissen über Zinseszins, Inflation und Risikodiversifikation.
Es zeigt sich, dass eine geringere Finanzkompetenz bei Frauen nur zu zwei Dritteln auf ein geringeres Finanzwissen zurückzuführen ist. Ein Drittel dagegen hängt mit den eigenen Selbstzweifeln in Bezug auf Finanzwissen und Entscheidungsfindung zusammen. So neigen Frauen dazu, bei der Beantwortung von Fragen zu Finanzwissen überproportional häufig "weiß nicht" zu wählen. Wenn jedoch die Option "weiß nicht" entfernt wird, wählen Frauen häufig die richtige Antwort. Das lässt auf eine Lücke im Selbstvertrauen und weniger beim Wissen schließen. „Mangelndes Selbstvertrauen kann zu großen Unterschieden im Finanzverhalten und in der Vermögensbildung führen. Frauen sollten daher sowohl in ihr Finanzwissen investieren als auch mehr Vertrauen in ihr eigenes Wissen haben“, sagt Prof. Dr. Tabea Bucher-Koenen, Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Finanzmärkte und Finanzmanagement“ und Ko-Autorin der Studie.
Um den Aspekt der Vermögensbildung näher zu betrachten, untersucht die Studie insbesondere die geschlechtsspezifische Diskrepanz beim Besitz von Aktien. Es zeigt sich, dass nur 20 Prozent der Frauen Aktien besitzen; bei Männern sind es 34 Prozent. Dieser Unterschied zwischen den Geschlechtern kann nur zum Teil dadurch erklärt werden, dass Frauen ein geringeres Finanzwissen haben als Männer. Die Diskrepanz bei der Aktienmarktbeteiligung der Geschlechter würde vielmehr erheblich schrumpfen, wenn Frauen genauso viel Vertrauen in ihre Finanzbildung hätten wie Männer. „Um die Lücke zwischen Frauen und Männern bei der Aktienmarktbeteiligung zu schließen, muss somit nicht nur das Finanzwissen bei Frauen erhöht werden, sondern auch deren Vertrauen in die eigene Kompetenz bei Finanzentscheidungen“, erklärt Bucher-Koenen. Finanzbildungsprogramme sollten daher so konzipiert sein, dass sie die Wissenslücke der Frauen schließen und gleichzeitig ihr Selbstvertrauen stärken.
Prof. Dr. Tabea Bucher-Koenen
Leitung des ZEW-Forschungsbereichs
„Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement“
Tel.: +49 (0)621 1235-147
tabea.bucher-koenen@zew.de
http://ftp.zew.de/pub/zew-docs/dp/dp21015.pdf
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Gesellschaft, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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