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27.02.2004 15:49

Warten auf den Schädling Nr. 1

Dr. Michael Welling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Senat der Bundesforschungsanstalten im Geschäftsbereich des BMELV

    Kann der Maiswurzelbohrer noch aufgehalten werden? / Experten berieten an der BBA

    Unter den Schadinsekten gilt er als derjenige, gegen den weltweit die meisten Insektizide eingesetzt werden: Der Westliche Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera virgifera). Der nur rund 5 mm kleine Verwandte des Kartoffelkäfers verursacht in seiner Heimat USA Kosten von jährlich 1 Milliarde US$. Vor gut 10 Jahren wurde er erstmals in Europa (Jugoslawien) gefunden und bewegt sich derzeit von mehreren Seiten auf Deutschland zu. Auf einem Workshop, den die Deutsche Phytomedizinische Gesellschaft (DPG) gemeinsam mit der Biologischen Bundesanstalt für Land-und Forstwirtschaft (BBA) am 25./26. Februar 2004 in Braunschweig veranstaltete, berieten Wissenschaftler aus verschiedenen Forschungseinrichtungen, Behörden und Pflanzenschutzfirmen über mögliche Gegenmaßnahmen.

    Die größten Schäden für Körner- und Silomais verursachen die Larven des Käfers: Sie leben im Boden und ernähren sich von den Maiswurzeln. Als Folge verliert der Mais seine Standfestigkeit, knickt um und lässt sich nur schwer ernten. Außerdem kann der Mais weniger Wasser aus dem Boden aufnehmen, was gerade in trockenen Sommern wie dem letzten fatal ist. Die erwachsenen Käfer machen besonders den Produzenten von Körnermais und Saatgut Kopfzerbrechen: Sie fressen an den Haarbüscheln der jungen Maiskolben, als Folge werden kaum noch Körner gebildet.

    Zwei zentrale Fragen beschäftigten die in Braunschweig tagenden Experten: Wie kann man das weitere Vordringen des Maiswurzelbohrers verhindern oder verzögern? Und, weiter vorausschauend: Welche Gegenstrategien kann man schon jetzt entwickeln, sollte sich der Schädling auch bei uns in größerem Maße festsetzen. An der BBA, die sowohl für Pflanzenschutz als auch für Quarantänefragen zuständig ist, befassen sich Wissenschaftler mit beiden Fragen.

    Noch in den letzten Jahren ging man allgemein davon aus, dass die Larven sich bei uns nur an Maiswurzeln entwickeln könnten. Würde man also dafür sorgen, dass in gefährdeten Gebieten nicht Mais nach Mais angebaut wird, könnte man den Tierchen die Nahrungsgrundlage entziehen. Doch abgesehen davon, dass der Maisanbau in bestimmten Regionen wie im Emsland oder in Baden von existenzieller Bedeutung ist, wird mittlerweile deutlich, dass die Käfer doch nicht so wählerisch sind wie vermutet. Die Weibchen legen ihre Eier durchaus auch in nicht mit Mais bestellte Felder in der Hoffnung, dass dort im nächsten Jahr Mais angebaut wird. Und die Larven können sich zur Not auch von den Wurzeln einiger anderer Pflanzen, zum Beispiel Getreide, ernähren. Das senkt die Chancen, die weitere Ausbreitung zu stoppen.

    Hilft also doch nur der Griff zur Insektizidspritze? Dr. Udo Heimbach vom BBA-Institut für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland, sieht dies differenziert: "Um den Wurzelbohrer in neuen Befallsgebieten wieder zu eliminieren, müssten Insektizide in relativ hohen Aufwandmengen gespritzt werden, was in der Öffentlichkeit kaum zu vermitteln ist. Außerdem braucht man für eine Behandlung in 2 m hohen Maisbeständen Spezialgeräte, die nur die wenigsten Betriebe besitzen." Er favorisiert die bereits in den USA erprobte Möglichkeit, Insektizide in geringer Dosierung mit speziellen Fraßlockstoffen zu kombinieren und so die Tiere aktiv zur Aufnahme der tödlichen Dosis zu motivieren. Doch ob dies bei uns klappt, muss sich noch zeigen. Die EU, so Heimbach, hat jedenfalls jetzt Regelungen erlassen, die die betroffenen Landwirte und Behörden in Befallsgebieten zum Handeln zwingen. Kollege Dr. Peter Baufeld von der BBA-Abteilung für Pflanzengesundheit betont die ökologischen und gesamtwirtschaftlichen Vorteile, die ein Ausbreitungsverzögerung des Schädlings mit sich brächte: "In jedem Jahr, in dem Diabrotica noch nicht bei uns ist, sparen wir großflächige Insektizidanwendungen. Daher machen Anstrengungen Sinn, den Schädling so lange wie möglich aus Deutschland herauszuhalten."

    Aktuelles zum Westlichen Maiswurzelbohrer und den Quarantänemaßnahmen sind unter folgender Internetadresse abrufbar: www.bba.de/mitteil/aktuelles/diabrotica.pdf.

    Der Westliche Maiswurzelbohrer ist ein typischer Fall für eine eingeschleppte gebietsfremde Art, die sich stark ausbreitet und Schäden verursacht - ein Problem, das im Zuge des weltweiten Handels immer mehr an Bedeutung gewinnt. Der ForschungsReport, das Wissenschaftsmagazin des Senats der Bundesforschungsanstalten, informiert in seiner aktuellen Ausgabe ausführlich über invasive gebietsfremde Arten. Das Heft ist kostenlos zu bestellen bei der Geschäftsstelle des Senats, Messeweg 11/12, 38104 Braunschweig, Tel.: 0531/299-3396, e-Mail: senat@bba.de

    Um Belegexemplar wird gebeten


    Weitere Informationen:

    http://www.bba.de/mitteil/aktuelles/diabrotica.pdf


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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