idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
01.03.2004 11:37

Immun-Botenstoffe zeigen OP-Belastung an

Dr. Arnd Schweitzer Stabsstelle Kommunikation
Medizinische Hochschule Hannover

    Studie: Mit Immun-Monitoring lässt sich der Eingriff besser planen

    Nach einem schweren Unfall ist das Immunsystem in Alarm versetzt; die Immunzellen sind besonders aktiv, Immun-Botenstoffe (Zytokine) werden verstärkt produziert. Bislang wusste man zwar, dass das Ausmaß der Not-Operationen nach einem schweren Unfall eine zusätzliche Belastung darstellen kann. Allerdings mussten sich Mediziner bis vor kurzem auf sehr grobe Messgrößen (Blutdruck, Urinproduktion, Abfall der Körpertemperatur während der Operation, Änderungen der Blutgerinnung) verlassen, um die Belastung abzuschätzen.

    Dass Ärzte mittlerweile über subtilere Messmethoden verfügen, die zusätzliche Belastung durch die Operation zu bestimmen, belegte nun ein Team um Professor Dr. Hans-Christoph Pape und Professor Dr. Christian Krettek, Direktor der Unfallchirurgischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Als Auszeichnung wurde die Studie für eine Sondersitzung, den "Speciality day", auf dem amerikanischen Orthopädenkongress (American Association of Orthopedic Surgeons, 10. bis 14. März in San Francisco, USA) vorgesehen.

    An der randomisierten, prospektiven Studie nahmen insgesamt 35 Schwerverletzte aus drei Kliniken teil: aus der MHH, dem St. James's University Hospital in Leeds, Großbritannien, und dem Uleval University Hospital, Oslo, Norwegen. Alle Patienten hatten vergleichbare Verletzungen: einen Bruch des Oberschenkel-Knochens und weitere, besonders schwere Verletzungen anderer Körperteile. Eine erste Gruppe (17 Patienten) versorgten die Ärzte sofort mit einem Knochenmarknagel, der den Oberschenkel stabilisierte. Die zweite Gruppe (18 Patienten) erhielt zunächst einen Fixateur, der die Knochen von außen in der richtigen Lage hielt. Erst in einem zweiten Eingriff setzten hier die Unfallchirurgen den Marknagel ein. Bei allen Patienten nahmen die Ärzte vor der Operation sowie sieben, 24 und 48 Stunden nach dem Erst-Eingriff Blut ab und untersuchten den Anstieg der Immun-Botenstoffe Interleukin 1, Interleukin 6 und Interleukin 8.

    Die Ergebnisse: Bei den Patienten, die sofort mit einem Marknagel versorgt wurden, fanden die Forscher nach der Operation deutlich mehr entzündungssteigerndes Interleukin 6; dieser Anstieg trat bei der zweiten Gruppe nicht auf. "Eine Marknagelungs-Operation beeinflusst offensichtlich stark das Immunsystem", sagt Professor Dr. Hans-Christoph Pape. "Mit dem Immun-Monitoring können wir künftig bei Schwerverletzten in einem stabilen Zustand besser entscheiden, wann der Zeitpunkt für die Operation am geeignetsten ist - damit neben der Belastung durch den Unfall nicht noch eine zu hohe Belastung durch die Operation kommt." Vorangegangene Studien hatten gezeigt, dass bei Schwerverletzten mit besonders hohen Interleukinwerten häufiger ein Organversagen auftritt. "Diese Gefahr können wir nun im Vorfeld besser erkennen und versuchen, zunächst die Brüche der Patienten von außen zu stabilisieren und zu einem späteren Zeitpunkt die eigentliche Operation durchzuführen", sagt Professor Pape.

    Weitere Informationen gibt gern Professor Dr. Hans-Christoph Pape, Telefon: (0511) 532-2028, E-Mail: Pape.Hans-Christoph@mh-hannover.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).