idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
23.04.2021 10:00

Teilchenbeschleunigung: AWAKE bringt Protonen in Takt

Barbara Wankerl Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Physik

    Die Zukunft der Teilchenbeschleunigung hat bereits begonnen: AWAKE ist ein erfolgversprechendes Konzept für ein gänzlich neues Verfahren, mit dem sich Teilchen schon auf kurzen Strecken beschleunigen lassen. Basis dafür ist eine Plasmawelle, die Elektronen mitreißt und so auf hohe Energien bringt. In Physical Review Letters vermeldet ein vom Max-Planck-Institut für Physik (MPP) geführtes Team jetzt einen Durchbruch. Erstmals gelang es, die Produktion der Protonenpäckchen, die die Welle im Plasma aufbauen, zeitlich genau zu takten. Damit ist eine wichtige Voraussetzung erfüllt, um die AWAKE-Technologie für Kollisionsexperimente zu nutzen.

    Wie erzeugt man eine Surfwelle für Elektronen? Trägersubstanz dafür ist ein Plasma, das heißt ein ionisiertes Gas, in dem positive und negative Ladungen getrennt sind. Mithilfe eines Protonenstrahls, der durch das Plasma schießt, bauschen sich Wellen auf, auf denen Elektronen reiten und auf hohe Energien beschleunigt werden.

    Als Protonenquelle nutzt AWAKE den SPS-Ring am CERN, einen Vorbeschleuniger für den 27-Kilometer-Ring des Large Hadron Collider (LHC). Dieser liefert etwa 10-Zentimeter-lange Protonenpakete aus. „Um eine energiereiche Plasmawelle zu generieren, bedarf es allerdings deutlich kürzerer Protonenbündel in der Größe von wenigen Millimetern“, erklärt MPP-Doktorand Fabian Batsch.

    Dabei hilft den Wissenschaftler*innen eine „natürliche“ Interaktion zwischen Teilchen und Plasma, die man als Selbstmodulation bezeichnet. „Die längeren Protonenstrahlen werden dabei in energiereiche, Millimeter-kurze Protonenpakete zerteilt und bilden einen Zugstrahl (train)“, so Batsch weiter. „So entsteht eine Plasmawelle, die sich fortsetzt, wenn dieser Zugstrahl das Plasmafeld durchpflügt“.

    Exakte Intervalle sorgen für optimale Beschleunigung der Elektronen

    Um damit Elektronen zuverlässig zu beschleunigen und zur Kollision zu bringen, braucht man ein jedoch stabiles und reproduzierbares Feld. Genau dafür hat das vom MPP geführte Team eine Lösung gefunden. Wenn man bei der Injektion des langen Protonenstrahls das Plasma zum richtigen Zeitpunkt erzeugt, wird die Selbstmodulation umgehend in Gang gesetzt.

    Durch die sofortige Bildung des Plasmas lassen sich die Phasen der kurzen Protonenbündel zeitlich exakt einstellen. „Damit geben wir den Takt für die Protonenpakete vor“, sagt Patric Muggli, Leiter der AWAKE-Arbeitsgruppe am MPP. „Die Pakete kommen immer in den gleichen Intervallen – und die Elektronen werden im optimalen Moment von der Welle erfasst und beschleunigt.“

    Erste Forschungsprojekte in Sicht

    Noch steht die AWAKE-Technologie am Anfang ihrer Entwicklung. Mit jedem Erfolgsschritt steigen jedoch die Chancen, dass diese Beschleunigertechnologie in den kommenden Jahrzehnten tatsächlich zum Einsatz kommt. Erste Vorschläge für kleinere Forschungsprojekte soll bereits 2024 geben, beispielsweise zur Untersuchung der Feinstruktur von Protonen.

    Der Vorteil der neuartigen Beschleunigertechnologie, die man als Plasma-Kielfeld-Beschleunigung bezeichnet, liegen laut Muggli auf der Hand: „Mit dieser Technologie können wir die Strecke, die gebraucht wird um Elektronen auf Höchstenergie zu beschleunigen um das 20-fache reduzieren. Die Beschleuniger der Zukunft könnten also deutlich kleiner ausfallen. Das bedeutet: Weniger Raum, weniger Aufwand und damit geringere Kosten.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Patric Muggli
    muggli@mpp.mpg.de
    +49 89 32354-580

    Fabian Batsch
    fbatsch@mpp.mpg.de
    +41 754111241


    Originalpublikation:

    Transition between instability and seeded self-modulation of a relativistic particle bunch in plasma
    F. Batsch et al.
    Physical Review Letters, 23 Apr 2021 (Vol. 126, No. 16)
    DOI: 10.1103/PhysRevLett.126.164802


    Weitere Informationen:

    https://www.mpp.mpg.de/awake-bringt-protonen-in-takt


    Bilder

    Aufbau des AWAKE-Experiments am Forschungszentrum CERN
    Aufbau des AWAKE-Experiments am Forschungszentrum CERN
    Maximilien Brice
    CERN

    Protonenbündel im Takt: Der Zugstrahl aus kleinen Protonenpaketen durchquert das Plasmafeld. Damit bildet sich eine Welle, auf der sich Elektronen beschleunigen lassen.
    Protonenbündel im Takt: Der Zugstrahl aus kleinen Protonenpaketen durchquert das Plasmafeld. Damit b ...
    AWAKE
    AWAKE


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).