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04.03.2004 09:58

Albert Einstein 125

Peter Pietschmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Ulm

    Von Raumzeit, Schwerkraftwellen und Quarksternen
    Tagung der DPG zum 125. Geburtstag von Albert Einstein
    Einladung zur Pressekonferenz auf Montag, den 15. März 2004, 12.45 Uhr

    Vom 14. bis 18. März 2004 findet anläßlich der 125. Wiederkehr des Geburtstages von Albert Einstein, der am 14. März 1879 in Ulm geboren wurde, eine Tagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) an der Universität Ulm statt. Tagungsleiter ist der Ulmer Theoretische Physiker Prof. Dr. Frank Steiner. Mehr als 180 Teilnehmer werden Hypothesen und Erkenntnisse zu den Anfängen der Welt, zu "Wurmlöchern" und "Quarksternen" austauschen. Darüber hinaus will sich der Kongreß mit Einsteins Einfluß auf die Kunst befassen. Zum Festakt der Stadt Ulm am 14. März ab 11.00 Uhr im Congress Centrum ist auch Bundespräsident Johannes Rau angesagt.

    Den Auftakt des wissenschaftlichen Programms bildet die "Einstein Lecture", gehalten von Professor Chen Ning Yang (Stony Brook, USA) am Sonntag, dem 14. März, 19.30 Uhr im Hörsaal H 4/5 der Universität Ulm auf dem Oberen Eselsberg. Der Nobelpreisträger des Jahres 1957 spricht über Einsteins Einfluß auf die Physik des 21. Jahrhunderts. Yang war ab 1949 - ebenso wie Albert Einstein - am Institute for Advanced Study in Princeton (USA) tätig. Er arbeitete u.a. über Mechanik und Theorie der Elementarteilchen, über Kernkräfte und Mesonentheorie sowie über Spiegelsymmetrie von Naturgesetzen.

    Die Vorstellung, daß Zeit und Raum tatsächlich gekrümmt, gedehnt und gestaucht werden können, verdanken wir Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie mit dem Verständnis der Schwerkraft als Ursache der Bewegungen im Universum. Anziehungskräfte, das erkannte Einstein als erster, erwachsen aus einer Verformung des Raum/Zeit-Gefüges durch Sterne und Planeten, die mit ihren Schwerkrafttrichtern andere Körper einfangen. Einsteins Erkenntnisse haben Physik und Astrophysik gleichermaßen geprägt und werden seit etwa 1976 auch technisch - mit dem Navigationssystem GPS - erfolgreich angewendet. Und wie die Raumzeit in Gestalt der Schwerkrafttrichter "eingedrückt" wird, kann sie auch "Falten schlagen", die, so Einsteins Vermutung, als Gravitationswellen mit Lichtgeschwindigkeit durch das Universum laufen, ähnlich den Radiosignalen eines Rundfunksenders. Das Phänomen zählt zu den wenigen Voraussagen Einsteins, die bislang nicht eindeutig bestätigt werden konnten. Beobachtungsstationen wie die deutsch-britische Anlage GEO600, die in der Nähe von Hannover steht, versuchen mit 600 Meter langen Laserdetektoren Schwerkraftsignale von explodierenden Sternen oder Schwarzen Löchern aufzufangen. Die Arbeiten bilden ein Thema des Ulmer Kongesses.

    Auch die Kosmologie spielt im Tagungsprogramm eine wesentliche Rolle. Seit langem steht fest, daß der Kosmos kein statisches Gebilde ist. Seit dem Urknall vor 14 Milliarden Jahren dehnt sich das Weltall zunehmend aus. "Kosmologische Konstante" nannte Einstein das zentrale Triebmittel dieses Prozesses. Später verwarf er die Vorstellung als die "größte Eselei" seines Lebens. Neuerdings nun ist sie wieder aufgegriffen worden. Als "Dunkle Energie" bezeichnet, gilt sie jetzt sogar als maßgebende Kraft für die beschleunigte Expansion des Universums.

    Einen weiteren Schwerpunkt der Tagung bilden die Quantentheorie und die Quantenfeldtheorie in gekrümmter Raumzeit. Denkmodelle der Quantengravitation versuchen Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie mit den Gesetzen des Mikrokosmos in Einklang zu bringen. Hier klafft im Theoriegebäude der Physik noch eine riesige Lücke. Der Vorstellung, daß im atomaren und subatomaren Bereich der Zufall regiert - eine Grundaussage der Quantentheorie -, mochte Einstein nicht beitreten. Er suchte über viele Jahre nach Widersprüchen im Gedankengebäude der Quantentheorie, ohne diese allerdings widerlegen zu können. Immerhin stieß er auf das sogenannte EPR-Paradoxon, das auf eine gemeinsame Arbeit mit den Physikern Nathan Rosen und Boris Podolsky zurückgeht. Mit dem EPR-Paradoxon entdeckte Einstein jene geheimnisvolle Fernverbindung zwischen einmal gekoppelten Teilchen, die selbst lange nach ihrer Trennung erhalten bleibt: die "Verschränkung". Heute ist sie Grundlage der Quanteninformationstheorie und gilt als zentrales Funktionsprinzip künftiger Quantencomputer.

    Einsteins Einfluß auf die moderne Wissenschaft ist umfassend. Seine Arbeiten zur Relativitätstheorie, zum Photoeffekt und zur Quantentheorie, zur Brownschen Molekularbewegung und Statistischen Physik sowie die Erkenntnis, daß Energie und Masse ineinander umgewandelt werden können, revolutionierten das Weltbild seiner Zeit. Auch wurde damit der Grundstein für zahlreiche technische Entwicklungen gelegt, die unser heutiges Leben begleiten - vom Navigationssystem GPS über die Solarzelle bis hin zur digitalen Kameratechnik. Einstein hat unsere Gesellschaft weit über die Wissenschaft hinaus geprägt.

    In dem Symposium "Einstein und die Kunst", das im Rahmen des Ulmer Kongresses stattfindet, geht es unter anderem um die "Seelenverwandtschaft" zwischen Einstein und Picasso wie auch um die Rolle der Musik in Einsteins Leben. Überhaupt ist der kulturelle Sektor ausgiebig an den Einstein-Festlichkeiten beteiligt, so mit einem Konzert am 15. März, 21.00 Uhr, im Hörsaal 4/5 der Universität. Außerdem bringt das Ulmer Theater am 18. März die Oper "Einstein, die Spuren des Lichts" heraus (nominelle Uraufführung). Bereits am 16. März gibt es eine Sondervorstellung der Oper für die Tagungsteilnehmer. Auch ist dem genialen Denker eine Ausstellung im Stadthaus Ulm (12. März - 31. August 2004) gewidmet.

    Zur Abteilung Einstein für jedermann gehört ein Vortrag über ein frühes Werk der allgemeinverständlichen Wissenschaftsvermittlung, den Film "Die Grundlagen der Einsteinschen Relativitätstheorie" aus dem Jahr 1922, der Einsteins Ideen einem breiten Publikum verständlich machen wollte. In einem weiteren öffentlichen Abendvortrag unter dem Titel "Neues vom Anfang der Welt" blickt bzw. horcht Prof. Dr. Matthias Bartelmann (Universität Heidelberg) ins All, von wo uns noch heute der "Geburtsschrei" des Universums erreicht.

    Einblicke in die Themen der Tagung vermittelt eine Pressekonferenz, die am

    Montag, dem 15. März 2004, 12.45 Uhr
    im Festpunkt O 28, Raum 2004 der Universität auf dem Oberen Eselsberg

    stattfindet.

    Tagungsleiter Prof. Dr. Frank Steiner, Universität Ulm, und Prof. Dr. Claus Kiefer, Universität Köln, Leiter des DPG-Fachverbands "Gravitation und Relativitätstheorie", laden dazu die Medienvertreter herzlich ein.

    Programm-Informationen im Internet:
    http://www.dpg-physik.de/presse/term.htm
    http://www.dpg-tagungen.de/prog
    http://www.einstein.ulm.de

    Pressestelle der DPG


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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