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06.05.2021 15:01

Die Waschmaschine als „Kultur“gut

Anja Bieber Pressestelle
Hochschule Furtwangen

    96% aller privaten Haushalte in Deutschland besitzen eine Waschmaschine. Was viele Verbraucher nicht wissen: Waschmaschinen, die Textilien eigentlich sauber machen sollen, können verkeimen. Die Hochschule Furtwangen hat nun eine kulturelle Studie zum Keimgehalt in Waschmaschinen veröffentlicht.

    Feuchtigkeit, Wärme und ein großes Angebot an Nährstoffen schaffen in Waschmaschinen ideale Lebensbedingungen für das Wachstum von Mikroben wie Bakterien oder Pilzen. Aktuelle Trends wie das Waschen bei niedrigen Temperaturen, Wassersparprogramme und der Einsatz Bleiche-freier Flüssigwaschmittel begünstigen das Keimwachstum zusätzlich.

    „Obwohl bekannt ist, dass Waschmaschinen anfällig für Verkeimungen sind, gab es bislang kaum Studien, die den Keimgehalt an verschiedenen Stellen von Waschmaschinen einmal konkret gemessen hätten. Da wollten wir Abhilfe schaffen.“, erläutert Studienleiter Prof. Dr. Markus Egert, der an der Hochschule Furtwangen Mikrobiologie und Hygiene lehrt. Im Fokus standen dabei vier leicht erreichbare Stellen: Die Einspülkammer und ihre Schublade sowie der obere und untere Teil der Bullaugendichtung.

    Für die Studie wurden 10 häusliche Waschmaschinen aus dem Großraum Villingen-Schwenningen mit Tupfern beprobt. Aus den Abstrichen wurden Mikroorganismen auf Agarplatten kultiviert, gezählt und auf die beprobte Fläche hochgerechnet. Die isolierten Bakterien wurden anschließend noch anhand von Proteinspektren mittels MALDI-TOF-Analyse identifiziert.

    Gemittelt über alle Probenahmestellen wurden 21.000 Keime pro cm2 bestimmt.
    „Dabei wurden Spitzenwerte von bis zu 337.000 Keimen pro cm2 gefunden. Das entspricht ungefähr der Einwohnerzahl von Bielefeld“, so der Studienleiter Prof. Egert. Mit 111 Keimen pro cm2 die geringsten Keimzahlen zeigte der obere Teil der Bullaugendichtung. Diese Stelle trocknet sehr schnell ab, so dass den Mikroben hier vermutlich einfach die Lebensgrundlage fehlt.

    Mehr als die Hälfte der in der Studie idenifizierten 40 Arten von Mikroorganismen ist als potentiell pathogen eingestuft und kann v.a. immungeschwächte Menschen krank machen. Bakterien in der Waschmaschine sind zudem eine bekannte Quelle für schlechten Geruch. Mit Pseudomonas oleovorans, Acinetobacter parvus, Moraxella osloensis und Rhizobium radiobacter wurden vier Bakterienarten gefunden, die bereits in einer früheren, rein molekuarbiologischen Studie der AG Egert als dominant in Waschmaschinen erkannt wurden. Diese Bestätigung kennzeichnet sie als wichtige Waschmaschinenbakterien, die man nun z.B. zum praxisnahen Testen antimikrobieller Reinigungsmaßnahmen oder Oberflächenbeschichtungen für Waschmaschinen nutzen kann.

    „Unsere kleine Studie belegt eindrucksvoll die dichte und hygienerelevante Verkeimung von Waschmaschinen, und unterstreicht die Bedeutung von Feuchtigkeit. Waschmaschinen sollten regelmäßig gereinigt werden, z.B. durch Auswischen mit Allzweckreiniger, aber auch durch regelmäßiges Waschen bei mind. 60°C mit einem bleichehaltigem Pulverwaschmittel. Zum Austrocken sollten Bullauge und Einspülkammer zwischen den Wäschen offen gelassen werden.“, fasst Prof. Egert zusammen.

    Die neue Studie wurde durch ein Forscherteam der Hochschule Furtwangen, der Universität Gießen und der Henkel AG & Co. KGaA, Düsseldorf, erstellt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert (Förderkennzeichen 13FH197PX6). Erschienen ist sie in der Zeitschrift Microorganisms mit dem Titel „Cultivation-based quantification and identification of bacteria at two
    hygienic key sides of domestic washing machines”.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Markus Egert, Hochschule Furtwangen


    Originalpublikation:

    Susanne Jacksch et al. (2021). Microorganisms 9(5), 905;
    https://doi.org/10.3390/microorganisms9050905


    Bilder

    Susanne Jacksch, Erstautorin, und Prof. Dr. Markus Egert, Leiter der Studie
    Susanne Jacksch, Erstautorin, und Prof. Dr. Markus Egert, Leiter der Studie

    Hochschule Furtwangen


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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