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07.05.2021 13:28

Kümmern statt pflegen – Studie zu präventiven Hausbesuchen

Isabelle Sprang Ressort Presse - Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

    Bis ins hohe Alter selbstständig bleiben, das wollen viele Menschen. Damit Senior*innen möglichst lange zuhause wohnen und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, sollen sie über präventive Hausbesuche beraten werden. Anders als in Deutschland gibt in Skandinavien es dieses Konzept bereits flächendeckend. Was es bringt, hat ein Team um Gesundheitsökonom Prof. Martin Karlsson von der Universität Duisburg-Essen (UDE) untersucht. Die Ergebnisse sind im American Journal of Health Economics veröffentlicht.

    Mehr als ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland wird im Jahr 2050 über 67 Jahre alt sein. Auch werden mehr Ältere pflegebedürftig sein als die vier Millionen Menschen heute. Die Bundesregierung hat im aktuellen Koalitionsvertrag zwar die Förderung präventiver Hausbesuche vereinbart. „Alltag, wie in skandinavischen Ländern, sind sie aber nicht“, erklärt Prof. Martin Karlsson. „In Dänemark erhalten seit 1998 alle Personen ab 75 Jahren zweimal im Jahr das Angebot, zu Hause von geschultem Pflegepersonal besucht zu werden. In Norwegen werden die Leistungen seit 2000 angeboten.“ Die Pflegekräfte verschaffen sich einen Überblick über die jeweilige Lebenssituation, geben Tipps zur Vermeidung von Risiken im Haushalt und vermitteln bei Bedarf Informationen zu Pflegediensten oder -heimen.

    Wie sinnvoll sind präventive Hausbesuche? Bisher ist wissenschaftlich nicht belegt, ob sie überhaupt helfen, die Gesundheit Älterer zu verbessern. Kritiker behaupten gar, sie würden lediglich Kosten einsparen, womöglich zu Lasten der Lebensqualität. „Um dies zu klären, bedarf es Studien, die über eine ausreichende Stichprobe verfügen, die einen angemessenen Beobachtungszeitraum haben und Variablen einbeziehen, die eindeutige Indikatoren des Gesundheitszustands sind“, so Karlsson.

    Sein Team hat deshalb mit norwegischen Kollegen eine große Studie angelegt. Grundlage waren Daten der gesamten norwegischen Bevölkerung aus den Jahren 1994 bis 2017. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass in Gemeinden mit präventiven Hausbesuchen die Mortalität sowie die Anzahl der Krankenhausaufenthalte bei Älteren deutlich sinken. Außerdem nehmen die betroffenen Menschen häufiger häusliche Pflegeangebote wahr, und Altenheimaufenthalte werden weniger.“

    Die Ergebnisse sollten Deutschland motivieren, mehr für präventive Hausbesuche zu tun, findet der Gesundheitsökonom. „In einigen Bundesländern haben in den vergangenen Jahren Modellphasen für begonnen – etwa 2015 in Rheinland-Pfalz. Sie ähneln dem norwegischen Modell und haben ein positives Feedback hervorgerufen“, so Karlsson. Doch es gibt auch andere Meinungen: „Im Kreis Segeberg beginnt jetzt eine dreijährige Erprobungsphase. Der schleswig-holsteinische Landtag hat ein flächendeckendes Programm abgelehnt – die Personalkosten seien zu hoch.“

    Redaktion: Isabelle Sprang, Tel. 0203/37 9-2429, presse@uni-due.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Martin Karlsson, Gesundheitsökonomik, Tel. 0201/18 3-3716, martin.karlsson@uni-due.de


    Originalpublikation:

    *Norman Bannenberg, Tor Iversen, Martin Karlsson, Henning Øien, Oddvar Førland: Preventive Home Visits, American Journal of Health Economics, Volume 7, Number 2, Spring 2021
    DOI: 10.1086/714988
    https://www.journals.uchicago.edu/doi/10.1086/714988


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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