idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Jeder hat sich schon einmal vom Klang der Stimme eines Menschen verzaubern lassen. Aber können wir unseren Ohren trauen? Was kann eine Stimme wirklich über unseren Charakter verraten? Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Universität Göttingen hat gezeigt, dass Menschen zumindest einige Aspekte ihrer Persönlichkeit mit ihrer Stimme auszudrücken scheinen.
(pug) Die Forscherinnen und Forscher fanden heraus, dass eine tiefere Stimmlage mit Personen in Verbindung gebracht wird, die dominanter, extrovertierter und soziosexueller sind, also mehr Interesse an Gelegenheitssex haben. Die Ergebnisse gelten sowohl für Frauen als auch für Männer. Die Ergebnisse sind im Journal of Research in Personality erschienen.
Das Team analysierte die Daten von über 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern und bezog Informationen aus vier verschiedenen Ländern ein. Die Testpersonen füllten Fragebögen aus, um die eigene Persönlichkeit zu beurteilen. Tonaufnahmen ihrer Stimme wurden mit einem Computerprogramm vermessen, um die exakte Tonhöhe zu bestimmen. Dies ist die erste Studie dieser Art, bei der ein objektives digitales Maß für die Stimmhöhe anstatt subjektiver Bewertungen wie „hoch“ oder „tief“ verwendet wurde. Die Forscherinnen und Forscher schätzten die Sexualität der Testpersonen ein, indem sie deren Antworten über sexuelles Verhalten, Einstellung und Verlangen analysierten. Sie sammelten auch Daten, um einzuschätzen, wie dominant, neurotisch, extrovertiert, offen für Erfahrungen, umgänglich und gewissenhaft sie sind. Die Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer macht die Ergebnisse belastbar: Diese Studie hat im Vergleich zu ähnlichen Untersuchungen die meisten Testpersonen.
Menschen mit tieferen Stimmlagen sind laut der Studie dominanter, extrovertierter und häufiger an Sex außerhalb einer Beziehung interessiert. Die Beziehung zwischen der Stimmlage und anderen Persönlichkeitsmerkmalen wie Umgänglichkeit, Neurotizismus, Gewissenhaftigkeit oder Offenheit scheint hingegen weniger klar zu sein. Es ist möglich, dass diese Eigenschaften nicht mit der Stimmlage ausgedrückt werden. Zwischen Männern und Frauen fand das Team keinen Unterschied.
„Die Stimmen von Menschen können uns stark und unmittelbar beeindrucken“, sagt Erstautorin Dr. Julia Stern von der Arbeitsgruppe Biologische Persönlichkeitspsychologie der Universität Göttingen. „Auch, wenn wir nur die Stimme hören – zum Beispiel am Telefon – wissen wir ziemlich schnell, ob wir mit einem Mann, einer Frau, einem Kind oder einer älteren Person sprechen. Wir nehmen wahr, ob die Person interessiert, freundlich, traurig, nervös klingt und ob sie eine attraktive Stimme hat. Wir fangen auch an, Annahmen über Vertrauen und Dominanz zu treffen.“ Dies veranlasste Stern zu der Frage, ob diese Annahmen gerechtfertigt sind. „Der erste Schritt war, zu untersuchen, ob Stimmen tatsächlich mit der Persönlichkeit von Menschen zusammenhängen. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Menschen tatsächlich einige Aspekte ihrer Persönlichkeit mit ihrer Stimme auszudrücken scheinen.“
Diese Studie wurde als „registered report“ durchgeführt, was bedeutet, dass sie in einem sehr frühen Stadium durch andere Forscherinnen und Forscher begutachtet wird und zur Veröffentlichung angenommen wurde – unabhängig davon, wie das inhaltliche Ergebnis der Studie lautet. Dieser Qualitätsindikator soll die Wissenschaft transparenter und zuverlässiger machen.
Dr. Julia Stern
Georg-August-Universität Göttingen
Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie
Arbeitsgruppe Biologische Persönlichkeitspsychologie
Goßlerstraße 14, 37073 Göttingen
E-Mail: julia.stern@psych.uni-goettingen.de
www.psych.uni-goettingen.de/en/biopers/team/stern
Stern J et al, "Do voices carry valid information about a speaker's personality?" Journal of Research in Personality. Doi: https://doi.org/10.1016/j.jrp.2021.104092
Von allen Testpersonen wurden Aufnahmen der Stimme gemacht und anschließend mit einem Programm analy ...
Foto: Paula Bange
Dr. Julia Stern
Foto: Peter Zezula
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).