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11.05.2021 10:52

Millionenförderung für neues Graduiertenkolleg

Kristian Lozina Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Aus den Perspektiven von Psychologie, Psychiatrie und Neurobiologie wollen Forscherinnen und Forscher tierisches wie menschliches Verhalten besser verstehen. Hierfür gründet sich ein neues Graduiertenkolleg an der Uni Würzburg.

    Das Verhalten von Tieren und Menschen ist fundamental von Annäherung und Vermeidung geprägt. Suche ich die Nähe Anderer oder vermeide ich soziale Kontakte, stelle ich mich Herausforderungen oder vermeide ich Stress? Solche Verhaltensmuster werden durch Prozesse im Gehirn gesteuert, welche auf das Erreichen von gewünschten (Annäherung) beziehungsweise eine Abwendung von unerwünschten (Vermeidung) Erfahrungen und Situationen abzielen.

    An der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Vermeidung, Annäherung und das Spannungsfeld zwischen diesen beiden Verhaltenstendenzen besser verstehen sowie deren Beeinträchtigung im Rahmen psychischer Störungen untersuchen. Dazu werden sie molekulare Prozesse, neuronale Systeme und das Verhalten bei Mensch und Tier untersuchen. Möglich wird dies durch ein neues Graduiertenkolleg, welches die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) jetzt genehmigt hat. In den kommenden viereinhalb Jahren wird sie es mit mehreren Millionen Euro finanziell unterstützen. Seine Arbeit aufnehmen soll es voraussichtlich am 1. Oktober 2021.

    Spannungsfeld bislang kaum erforscht

    „Neuronale Mechanismen von (mal)adaptiven Annäherungs- und Vermeidungsverhalten“ lautet der Name des neuen Graduiertenkollegs an der JMU. Es richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Psychologie, Psychiatrie und Neurobiologie, um diese beiden grundlegenden Verhaltensmuster aus multidisziplinärer Perspektive zu erforschen.

    Das Programm ist in drei Schwerpunktbereiche gegliedert, die jeweils Studien an Nagetieren und Menschen beinhalten. Der erste Schwerpunkt beschäftigt sich mit den neuronalen Mechanismen, die einem Wechsel von Vermeidung zu Annäherung zugrunde liegen. Das gewonnene Wissen soll auf Patientengruppen übertragen werden, um mittelfristig Therapien zur Reduktion dysfunktionaler Vermeidungsprozesse – wie etwa bei Migräne-Erkrankungen – zu entwickeln.

    Der zweite Schwerpunkt untersucht, wie Konflikte zwischen Annäherung und Vermeidung gelöst werden. So zwingt die aktuelle Pandemie beispielsweise zu der Abwägung, ob man wegen des Infektionsrisikos den Kontakt zu Menschen vermeiden – oder aber für das eigene Wohlbefinden soziale Kontakte pflegen soll. Insbesondere will das Forschungsteam untersuchen, wie Reifungsprozesse des Gehirns sowie frühere Lernerfahrungen das Verhalten in solchen Konfliktsituationen beeinflussen.

    Der dritte Schwerpunkt fokussiert sich schließlich auf die Rolle von sozialen Faktoren. Hier soll unter anderem erforscht werden, wie Annäherungs- und Vermeidungsverhalten in sozialen Interaktionen entsteht und wie diese Prozesse bei psychischen Erkrankungen – wie etwa der sozialen Angststörung – beeinträchtigt sind.

    Mindestens 13 Promovierende

    Das Ziel der drei Forschungsschwerpunkte ist es, die Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung an Tieren in die Forschung am Menschen zu tragen. „Dieses Graduiertenkolleg ermöglicht eine einzigartige Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen mit dem gemeinsamen Ziel, Annäherungs- und Vermeidungsverhalten besser zu verstehen, um somit die Grundlagen für neuartige Therapiemethoden zu schaffen. Daher freuen wir uns sehr über die heutige Zusage der DFG“, so Professor Matthias Gamer, Sprecher des neuen Graduiertenkollegs. Zum Lenkungsausschuss gehören ferner die Professoren Grit Hein, Paul Pauli und Philip Tovote.

    13 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler werden am DFG-geförderten Graduiertenkolleg forschen und promovieren. Außerdem sollen weitere Promotionsstellen aus anderen Finanzierungsquellen assoziiert werden, ebenso wie drei Postdoc-Positionen für eine intensive Betreuung der Promovierenden.

    Im Gegensatz zu einer klassischen Promotion, bei der eine Professorin oder ein Professor Promovierende betreut, bietet ein Graduiertenkolleg die Chance, die Arbeit im Rahmen eines koordinierten, von mehreren Lehrenden getragenen Forschungsprogramms durchzuführen. Hinzu kommen spezielle Lehrveranstaltungen wie Seminare, Kolloquien oder Workshops.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Matthias Gamer, Lehrstuhl für Psychologie I – Experimentelle Klinische Psychologie, Universität Würzburg, Tel. +49 931 – 31 89722, matthias.gamer@uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Psychologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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