idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
17.05.2021 17:00

Gleiche Nervenzelle - unterschiedlicher Einfluss auf die Nahrungsaufnahme

Dr. Maren Berghoff Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung

    Forschende enthüllen die Vielfalt unserer Neuronen

    Die Nervenzellen, auch Neuronen genannt, in unserem Gehirn steuern alle grundlegenden Vorgänge in unserem Körper. Aus diesem Grund gibt es verschiedene Typen von Neuronen, die über bestimmte Regionen des Gehirns verteilt sind. Forschende des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung und des Exzellenzclusters für Alternsforschung CECAD der Universität zu Köln haben einen Ansatz entwickelt, mit dem sie zeigen können, dass vermeintlich gleiche Neuronen in Wirklichkeit sehr unterschiedlich sind: Sie nehmen nicht nur unterschiedliche Hormone für den Energiezustand des Körpers wahr, sondern haben auch einen unterschiedlichen Einfluss auf die Nahrungsaufnahme. Das kann sich direkt auf unseren Stoffwechsel auswirken, indem sie zum Beispiel unseren Appetit unterschiedlich stark zügeln.

    Das Gehirn verarbeitet unsere Sinneswahrnehmungen, steuert unser Verhalten und speichert unsere Erinnerungen. Aufgrund dieser vielen Funktionen gibt es in verschiedenen Regionen unseres Gehirns unterschiedliche Typen von Nervenzellen mit spezifischen Aufgaben. Ein solcher Typ von Nervenzellen sind die sogenannten POMC-Neuronen, die eine wichtige Rolle im Stoffwechsel unseres Körpers spielen.

    Unsere Nervenzellen sind vielfältig

    "POMC-Neuronen sind entscheidend an der Kontrolle von Appetit, Energieverbrauch und Stoffwechsel beteiligt", erklärt Nasim Biglari, frischgebackene Doktorandin und Erstautorin der Studie. "In den letzten Jahren hat sich zunehmend bestätigt, dass die POMC-Neuronen vielfältiger sind als bisher angenommen." Solche Unterschiede resultieren zum Beispiel aus einer unterschiedlichen Reaktion auf vom Körper ausgeschüttete Hormone und fallen erst auf, wenn einzelne POMC-Neuronen miteinander verglichen werden. Wissenschaftler sprechen in einem solchen Fall von verschiedenen Subtypen der Neuronen. "Ob die verschiedenen Subtypen auch eine unterschiedliche Rolle im Stoffwechsel spielen, ist bisher noch nicht geklärt", sagt Nasim Biglari.

    Gleiche Nervenzelle - unterschiedlicher Einfluss auf die Nahrungsaufnahme

    "Es ist uns nun gelungen, verschiedene Subtypen von Nervenzellen in Mäusen auf genetischer Ebene sichtbar zu machen und damit genauer zu untersuchen", sagt Nasim Biglari. "Mit diesem neuen, genetischen Ansatz konnten wir erstmals zwei verschiedene Subtypen von POMC-Neuronen im Detail beschreiben. Unsere Ergebnisse zeigen zum Beispiel eine unterschiedliche Verteilung der beiden Subtypen innerhalb der gleichen spezifischen Hirnregion. Außerdem nehmen sie unterschiedliche Hormone für den Energiezustand des Körpers wahr. Die beiden Subtypen wirken sogar unterschiedlich auf die Nahrungsaufnahme, wobei ein Teil der POMC-Neuronen den Appetit stärker unterdrückt als der andere." Wegen des Einflusses der POMC-Neuronen auf den Stoffwechsel und die Nahrungsaufnahme könnten diese Beobachtungen auch für Krankheiten wie Fettleibigkeit und Diabetes relevant sein.

    "Wir konnten zum ersten Mal zeigen, dass die Vielfalt der POMC-Neuronen wichtig für ihre Funktion bei der Steuerung des Stoffwechsels ist. In weiteren Experimenten möchten wir verstärkt den Fragen nachgehen, wie die beiden Subtypen von POMC-Neuronen den Stoffwechsel im Detail beeinflussen und welche neuronalen Schaltkreise im Gehirn sie für ihre Wirkung einschalten", freut sich Nasim Biglari auf zukünftige Experimente. "Ganz allgemein kann der von uns entwickelte Ansatz aber auch zur Identifizierung von Zellsubtypen in anderen Organen und für andere Zelltypen verwendet werden. Das könnte zu vielen weiteren Erkenntnissen über die Vielfalt der Zellen unseres Körpers führen."


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Nasim Biglari, Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung, nasim.biglari@sf.mpg.de


    Originalpublikation:

    N. Biglari, I. Gaziano, J. Schumacher, J. Radermacher, L. Paeger, P. Klemm, W. Chen, S. Corneliussen, C. M. Wunderlich, M. Sue, S. Vollmar, T. Klöckener, T. Sotelo-Hitschfeld, A. Abbasloo, F. Edenhofer, F. Reimann, F. M. Gribble, H. Fenselau, P. Kloppenburg, F. T. Wunderlich und J. C. Brüning.
    Intersectional Targeting Reveals a Refined Microcircuit Architecture of Heterogenous, Glp1r- and Lepr-expressing POMC-Neurons.
    Nature Neuroscience, 2021.


    Weitere Informationen:

    http://www.sf.mpg.de


    Bilder

    3D-Darstellung von POMC-Neuronen im Hypothalamus
    3D-Darstellung von POMC-Neuronen im Hypothalamus
    Dr. Nasim Biglari
    Nasim Biglari/Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung


    Anhang
    attachment icon Pdf zur Pressemitteilung

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).