idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
19.05.2021 11:45

Pioneer Fund unterstützt neue Projekte: Wirkstoff gegen Arthritis, Speicher für Windenergie

Silke Paradowski Stabsstelle Kommunikation und Medien
Technische Universität Darmstadt

    Darmstadt, 19. Mai 2021. Insgesamt 600.000 Euro fließen jährlich aus dem gemeinsamen Innovationsförderprogramm Pioneer Fund der TU Darmstadt und des Entega NATURpur Instituts in TU-Projekte. Demnächst starten zwei zukunftsträchtige Vorhaben aus der Medizin und der Energietechnik.

    Allein in Deutschland leiden über zwölf Millionen Menschen an Arthrose, einer entzündlichen Gelenkerkrankung, bei der körpereigene Zellen die Knochensubstanz zerstören. „Es ist bisher noch kein Medikament auf dem Markt, das den Knochenabbau hemmt und gleichzeitig die damit einhergehenden Gelenkschmerzen unterbindet“, erklärt Dr. Meike Saul, Gruppenleiterin im Fachbereich Biologie. Sie beschäftigt sich mit RNA-Wirkstoffen gegen Arthrose und verwandte Krankheiten wie die rheumatoide Arthritis. Angriffspunkt der innovativen Therapie ist eine Mikro-RNA mit dem Kürzel miR-574-5p. Dieses kurze Stück RNA ist an zwei wesentlichen Prozessen von arthritischen Leiden beteiligt: der Schmerzvermittlung und der Entstehung von knochenfressenden Zellen.
    Zusammen mit der Gruppe von TU-Chemieprofessor Harald Kolmar hat Sauls Team einen Hemmstoff entwickelt, der an die Mikro-RNA bindet und sie so inaktiviert. Es handelt sich dabei um ein stabiles RNA-ähnliches Molekül mit einem Peptidrückgrat. „Im Laborversuch haben wir gesehen, dass die Substanz die Bildung von knochenfressenden Zellen erfolgreich reduziert“, berichtet Saul. Im Rahmen des Pioneer Fund-Projekts sind jetzt weitere Wirksamkeitsstudien geplant, darunter In-vivo-Untersuchungen in Kooperation mit dem Karolinska-Institut in Stockholm. Außerdem soll geklärt werden, ob das Mittel regelmäßig in kleineren Dosen oder besser einmal in einer größeren Menge verabreicht werden sollte. Die Idee ist, den Wirkstoff direkt in das kranke Gelenk zu spritzen. „Durch die lokale Applikation erwarten wir deutlich weniger Nebenwirkungen“, erläutert Saul. Zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie in Frankfurt möchte sie zudem die chemische Struktur des Hemmstoffs optimieren, um dessen Effizienz und weitere Eigenschaften zu verbessern.
    Das neuartige RNA-Therapeutikum könnte nicht nur gegen arthritische Leiden helfen, sondern vielleicht auch gegen Knochenmetastasen bei Krebserkrankungen. Erste Studien dazu laufen im TU-Labor bereits. Sie betreibe zwar Grundlagenforschung, sagt Saul, strebe aber immer die Anwendung ihrer Erkenntnisse an. Mit Unterstützung des Pioneer Fund kommt sie diesem Ziel nun etwas näher.

    Windkraftanlagen: Nachrüstung mit Osmose-Pumpspeicher

    Bei Flaute liefern Windkraftanlagen keinen Strom, an stürmischen Tagen müssen sie teils abgeschaltet werden. Für eine verlässlichere Versorgung mit Windstrom will jetzt ein Team um Privatdozent Dr.-Ing. habil. Falah Alobaid sorgen. Die Forscher aus dem TU-Fachgebiet Energiesysteme und Energietechnik haben ein Speichersystem für überschüssige Windenergie konzipiert, das in die Türme der Windräder eingebaut werden soll. „Wir nutzen dabei die Höhe und den leeren Raum im Innern der Türme. Eine Nachrüstung bestehender Anlagen ist ohne weitere Eingriffe in das Landschaftsbild möglich“, betont Alobaid. Die Innovation basiert auf der Osmose, einem natürlichen Vorgang, mit dem zum Beispiel Pflanzenwurzeln Wasser aufnehmen. Unterstützt wird die Osmose in diesem Fall durch die in der Energietechnik bereits etablierte Pumpspeicherung.
    Der Osmosespeicher besteht aus einem Reservoir mit Salzwasser und einem mit reinem Wasser. Dazwischen befindet sich eine Membran, die nur für Wassermoleküle durchlässig ist. Überschüssiger Windstrom wird zunächst dazu genutzt, das Salzwasser per Umkehrosmose aufzukonzentrieren. Bei diesem Schritt wird der natürliche Osmoseprozess, der einen Konzentrationsausgleich in den beiden Reservoirs anstrebt, mit Druck überwunden. Die so gespeicherte Energie lässt sich wieder in Strom verwandelt, wenn das reine Wasser dank der Osmose in das Salzwasser-Reservoir drängt. Dadurch entsteht dort ein Druck, der für den Antrieb einer Turbine mit Generator genutzt werden kann. Um die Effizienz der Osmosetechnik weiter zu steigern, kombinieren die TU-Forscher sie mit der Pumpspeicherung: Das Salzwasser-Konzentrat sowie das reine Wasser werden – ebenfalls mit überschüssigem Windstrom – in die Höhe des Kraftwerkturms gepumpt. Die so gespeicherte potenzielle Energie ergänzt die Osmose und steigert dadurch den Wirkungsgrad des Speichersystems.
    Das Konzept wurde im Rahmen mehrerer Bachelorstudien ausgearbeitet und ist bereits zum Patent angemeldet. „Unser hybrider Osmose-Pump-Energiespeicher, den wir kurz HOPES nennen, ist kostengünstig und umweltfreundlich. Er benötigt weder Batterien noch seltene Metalle, sondern lediglich eine Membran“, fasst Alobaid die Vorteile zusammen. Mit den Mitteln des Pioneer Fund wollen er und seine Kollegen jetzt eine etwa zehn Meter hohe Pilotanlage bauen.

    Über die TU Darmstadt
    Die TU Darmstadt zählt zu den führenden Technischen Universitäten in Deutschland. Sie verbindet vielfältige Wissenschaftskulturen zu einem charakteristischen Profil. Ingenieur- und Naturwissenschaften bilden den Schwerpunkt und kooperieren eng mit prägnanten Geistes- und Sozialwissenschaften. Drei Forschungsfelder prägen das Profil der TU Darmstadt: I+I (Information and Intelligence), E+E (Energy and Environment) sowie M+M (Matter and Materials). Wir entwickeln unser Portfolio in Forschung und Lehre, Innovation und Transfer dynamisch, um der Gesellschaft kontinuierlich wichtige Zukunftschancen zu eröffnen. Daran arbeiten unsere 310 Professorinnen und Professoren, rund 4.600 wissenschaftlichen und administrativ-technischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie rund 25.400 Studierenden. Im Netzwerk Unite!, das Universitäten aus sieben europäischen Ländern vereint, treibt die TU Darmstadt die Idee der europäischen Universität voran. Mit der Goethe-Universität Frankfurt und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz bildet die TU Darmstadt die strategische Allianz der Rhein-Main-Universitäten.

    www.tu-darmstadt.de

    MI-Nr. 41/2021, Uta Neubauer


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Energie, Medizin, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).