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08.06.2021 13:10

Polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS) geht oft mit Typ-2-Diabetes einher

Adelheid Liebendörfer Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft

    Hartnäckiges Übergewicht, vermehrte Körperbehaarung, dünner werdendes Kopfhaar, unerfüllter Kinderwunsch und Akne – dahinter kann ein Polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS) stecken. Was viele betroffene Frauen nicht wissen: Die komplexe Störung des hormonellen Regelkreises erhöht auch ihr Risiko, an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken um das Zwei- bis Neunfache (1). Darüber hinaus bilden Patientinnen mit PCOS viermal häufiger eine Fettleber aus (2). Entsprechend umfassend sollten Diagnostik und Therapie erfolgen. Doch bis heute ist die häufigste endokrinologische Erkrankung von Frauen im empfangsbereiten Alter in Deutschland nur unzureichend erforscht.

    Auf der gemeinsamen Online-Pressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) am Mittwoch, den 16. Juni 2021 um 11.00 Uhr, erläutern Expertinnen und Experten den Zusammenhang von PCOS und Typ-2-Diabetes. Außerdem bewerten sie neue Therapie-Optionen.

    Etwa 15 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter hierzulande leiden an einem PCOS (3). Dabei ist unter anderem die Balance der Geschlechtshormone gestört. Ein Überschuss an männlichen Hormonen kann zu einer Vermännlichung der weiblichen Silhouette führen. Ferner fallen entsprechend dem männlichen Verteilungsmuster Kopfhaare aus und wachsen dafür an anderen Stellen. Zu viel Testosteron stört außerdem die Entwicklung der Eibläschen. Dies macht sich als Zyklusstörung und Unfruchtbarkeit bemerkbar. In der Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke ist bei den Betroffenen in über 70 Prozent der Fälle eine typische perlschnurartige Anreihung der Eibläschen sichtbar. „Diese vielen kleinen Zysten haben der Erkrankung den Namen gegeben“, sagt Privat-Dozentin Dr. med. Susanne Reger-Tan, Leiterin des Diabeteszentrums Diabetologikum DDG der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel an der Universitätsklinik Essen.

    Doch der Begriff „PCOS“ lässt den engen Zusammenhang mit Typ-2-Diabetes nicht auf den ersten Blick erkennen. Denn auch der Stoffwechsel ist betroffen: Viele Patientinnen leiden an starkem Übergewicht, das trotz aller Anstrengungen nicht weichen will. Dies liegt an einer ebenfalls auftretenden Insulinresistenz. „Die reduzierte Empfindlichkeit der Körperzellen, auf Insulin zu reagieren, führt zu einem Überschuss an Insulin im Blut“, so Reger-Tan. Der wiederum stimuliert die weitere Gewichtszunahme und verstärkt den Überschuss männlicher Hormone. Damit beginnt ein schwer zu durchbrechender Teufelskreis aus Insulinresistenz, Gewichtszunahme, noch mehr männlichen Hormonen und weiterer Abstumpfung der Körperzellen gegenüber Insulin. In der Folge drohen metabolische Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes schon in jungen Jahren sowie Schwangerschaftsdiabetes.

    Die Vielfalt der Symptome bei PCOS, die zudem in unterschiedlicher Ausprägung vorliegen können -, erfordert ein individuelles Vorgehen hinsichtlich der Therapiewahl: „Die optimale Behandlungsstrategie orientiert sich an den vorliegenden Symptomen und an dem individuellen Leidensdruck der betroffenen Frau. In jedem Fall sollte sie auch Konzepte zur Vermeidung von langfristigen Komplikationen wie Diabetes beinhalten“, fasst Reger-Tan zusammen. Dazu gehöre die konsequente Abklärung, Überwachung und gegebenenfalls Therapie möglicher Stoffwechsel-Erkrankungen, so die Endokrinologin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin. Die DGE und DDG erarbeiten derzeit zusammen mit anderen Fachgesellschaften eine gemeinsame nationale Leitlinie zur Therapie des PCOS (4).

    Nach wie vor stehe jedoch keine zugelassene Pharmakotherapie zur Behandlung des PCOS zur Verfügung, bedauert Reger-Tan. Welche Rolle bei der Behandlung eines PCOS heute Metformin, ein bewährtes Antidiabetikum, spielt, aber auch neuere Anti-Diabetes/Adipositas- Medikamente - wie die sogenannten GLP-Rezeptor-Agonisten oder Inkretin-Analoga und die SGLT2-Inhibitoren - sind Themen auf der Online-Pressekonferenz der DDG und DGE am 16. Juni 2021.

    „Jeder Behandelnde und jede Patientin sollte über das hohes Diabetes-Risiko Bescheid wissen – nur so können wir die möglichen Folgen eines PCOS beherrschen“, fasst Professor Dr. med. Matthias M. Weber, Mediensprecher der DGE, zusammen.

    Literatur:
    1. Joham AE, Ranasinha S, Zoungas S, Moran L, Teede HJ: Gestational diabetes and type 2 diabetes in reproductive-aged women with polycystic ovary syndrome. J Clin Endocrinol Metab. 2014 Mar;99(3):E447–452.

    2. Ramezani-Binabaj M, Motalebi M, Karimi-Sari H, Rezaee-Zavareh MS, Alavian S: Are women with polycystic ovarian syndrome at a high risk of non-alcoholic Fatty liver disease? A meta-analysis. Hepat Mon. 2014 Nov 1;14(11):e23235

    3. Susanne Reger-Tan, Christian Böing, Dagmar Führer-Sakel: Das polyzystische Ovarsyndrom: Aktuelle Evidenz und praktische Empfehlungen, Diabetologie und Stoffwechsel 2020; 15(01): 37-47

    4. Diagnostik und Therapie des polyzystischen Ovarsyndroms (PCOS) - Living Guideline, angemeldetes Leitlinienvorhaben zur Fertigstellung bis zum 31.12.2023, www.awmf.org/leitlinien/detail/anmeldung/1/ll/089-004.html

    Weitere Informationen:

    PCOS Selbsthilfe Deutschland e.V.
    https://www.pcos-selbsthilfe.org/

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    Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):
    Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit mehr als 9200 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der rund sieben Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.

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    Über die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE):
    Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie e. V. ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft im Bereich der Hormon- und Stoffwechselerkrankungen. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.
    Hauptaufgabe der DGE ist die Förderung der Forschung auf dem Gebiet der Endokrinologie – im Bereich der Grundlagenforschung ebenso wie im Bereich der klinischen Forschung. Sie vergibt mehrere Auszeichnungen und Stipendien an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die auf diesem Gebiet herausragende Erfolge vorweisen können.

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    Kontakt für Rückfragen:
    Dr. Adelheid Liebendörfer und Michaela Richter
    Pressestelle
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Telefon: 0711 8931-173/-516
    Fax: 0711 8931-167
    liebendoerfer@medizinkommunikation.org
    richter@medizinkommunikation.org


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Pressetermine
    Deutsch


     

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