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Wissenschaft
Virtueller Vortrag von Annette Gilbert in der Reihe „Carte Blanche III“
Dienstag, 06. Juli 2021, 18.00 Uhr via ZOOM
Es passiert heutzutage nicht oft, dass man in einer Literaturzeitschrift liest: „Der Abdruck erfolgt ohne Erlaubnis des Dichters“ oder dass ein Buch den Titel trägt: „Texte, herausgegeben ohne Wissen des Autors“.
Der Dichter, Aktivist, Sänger und Verleger Kirill Medvedev ist inzwischen über Russland hinaus für seine Revolten gegen den Literaturbetrieb und seinen Verzicht auf das Urheberrecht bekannt. In seiner kompromisslosen Frontstellung zur ‚offiziellen Literatur‘ klingt die Tradition des sowjetischen Samizdat an, als der Fakt des Nichtgedruckten die entscheidende Differenzqualität zur offiziellen Literatur bildete (= ‚Vor-Gutenberg-Ära‘ bzw. ‚Präprintium‘). Das Internet galt in diesem Zusammenhang lange als natürlicher Nachfolger des Samizdat (= ‚Nach-Gutenberg-Ära‘ bzw. ‚Postprintium‘). Was aber, wenn diese autonom publizierten Texte nun ihrerseits ohne Genehmigung und Wissen des Autors veröffentlicht und distribuiert werden? Der Vortrag zeichnet die Causa Medvedev nach und fragt dabei, unter welchen Umständen die Veröffentlichung und Verbreitung von Texten geboten oder gerechtfertigt sind, welche Rolle Autoren- und Urheberrechte dabei spielen und wie sich Autonomie, Dissidenz und Veröffentlichung im Spannungsfeld von Ethik, Politik und Poetik konturieren lassen.
REFERENTIN
Annette Gilbert, Vertretungsprofessur für Internationale Buch- und Literaturvermittlung am Gutenberg-Institut für Weltliteratur und schriftorientierte Medien der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (SoSe 2021)
MODERATION
Ines Barner, Literaturwissenschaftlerin an der ETH Zürich
KOORDINATION
Julika Griem, KWI Direktorin
Sabine Voßkamp, KWI Forschungsmanagement
TEILNAHME & ANMELDUNG
Teilnahme nur online via ZOOM nach Anmeldung bis zum 05. Juli 2021 unter emily.beyer@kwi-nrw.de.
VERANSTALTER
Eine Veranstaltung des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI).
ÜBER CARTE BLANCHE III
In diesen scheinbar nicht enden wollenden pandemischen Zeiten möchten wir uns und unser Publikum aufs Neue mit vier anregenden Vorträgen belohnen: Wir haben herausragenden Forschenden unterschiedlicher Disziplinen freie Hand gegeben, uns einen Vortrag eigener Wahl zu präsentieren und mit uns zu diskutieren. Im Sommersemester 2021 freuen wir uns sehr auf Wolfgang Ullrich (Kunsthistoriker & freier Autor; Leipzig), Annette Gilbert (Literaturwissenschaftlerin; Universität Erlangen-Nürnberg), Edna Bonhomme (Historikerin, Autorin & interdisziplinäre Künstlerin; Berlin) und Amia Srinivasan (Chichele Professor of Social and Political Theory am All Souls College, Oxford).
Sabine Voßkamp, KWI
https://www.kulturwissenschaften.de/veranstaltung/ohne-genehmigung/ - Link zur Veranstaltung
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Wissenschaftler, jedermann
Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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