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Zwischen Januar und März 2021 hat das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) Bürgerinnen und Bürger über verschiedene Medien dazu aufgerufen, die Verständlichkeit von Texten der Steuerverwaltung zu bewerten und aktiv an der Verbesserung der Verwaltungssprache mitzuwirken. Interessierte konnten bei einer Pilotstudie (Online-Umfrage) des IDS teilnehmen, die von der Steuerverwaltung im Projekt „Bürgernahe Sprache“ in Auftrag gegeben wurde. Insgesamt haben sich rund 2900 Personen beteiligt. Die Ergebnisse liegen nun vor.
Die Auswertung der ausgefüllten Fragebogen der Pilotstudie hat ergeben, dass insbesondere folgende Maßnahmen Texte der Steuerverwaltung verständlicher machen:
• Lange Sätze in kürzere Sätze auflösen;
• Direkte/persönliche Ansprache einbringen;
• Fachsprache in Maßen einsetzen und, wenn möglich, erläutern und durch Beispiele veranschaulichen;
• Klar und deutlich sagen, was zu tun ist:
o Verben und nicht Substantive verwenden, wenn es um Handlungen geht,
o Aussagen schärfen und auf Füllwörter verzichten und
o die Aussagen und Handlungsaufforderungen in eine klare, logische Abfolge bringen (Kernaussage, Begründung)
Die im Projekt definierten sprachlichen Merkmale einer bürgernahen Sprache wurden über die Pilotstudie bestätigt. „Es reichen oft schon kleine Veränderungen“, erläutert Dr. Christine Möhrs, Mitarbeiterin der Abteilung „Zentrale Forschung“ und Leiterin des Kooperationsprojekts „Bürgernahe Sprache“ am IDS. „So ist zum Beispiel die persönliche Anrede in Steuertexten noch nicht so üblich, aber eine persönliche Ansprache nähert beide Parteien einander an, und so können mit sprachlichen Werkzeugen Barrieren abgebaut werden“, ergänzt Möhrs. Eine befragte Person äußert sich z. B. in einem offenen Kommentar zu einer Umfrageaufgabe dazu: „Hier schreibt ein Mensch (ich) an anderen Menschen (Sie). Prima!“.
In der Online-Umfrage wurden bürgernah formulierte Texte der Steuerverwaltung auf ihre Verständlichkeit hin getestet. Die Beispieltexte in der Studie stammten aus den Erläuterungstexten zum Einkommensteuerbescheid sowie den Ausfüllhilfen zur Grundsteuer. Über verschiedene Aufgabenstellungen bewerteten die Testpersonen ausgewählte Texte in Vorher- und/oder Nachher-Versionen. Die Nachher-Texte, die nach den oben genannten Kriterien sprachlich überarbeitet waren, wurden deutlich besser bewertet als die Ursprungstexte bzw. Vorher-Versionen.
In einer Aufgabe der Umfrage wurden die Befragten z. B. vor die Wahl gestellt, ob ihnen die Vorher- oder die Nachher-Version eines Textes besser gefällt. Dabei wussten die Teilnehmenden an der Umfrage aber nicht, welches die Vorher- und welches die Nachher-Version eines Textes war. Die Nachher-Version, die nach Kriterien einer bürgernahen Sprache im Projekt umgearbeitet wurde, gefällt in dieser Aufgabe über 70 % der Personen besser, und in den Freifeldern (= offenen Kommentaren) werden die sprachlichen Überarbeitungen von den Befragten selbst auch erkannt und benannt.
Weitere Erkenntnisse des Meinungsbildes der Befragten helfen, den eingeschlagenen Weg im Projekt fortzusetzen und weiter an Verbesserungsvorschlägen zu arbeiten. So wird in den Freifeldern der Umfrage z.B. geäußert, dass Rechtsgrundlagen Texte oft sperrig machen, sie aber durchaus aufgeführt werden sollten, um im Zweifel nachschlagen zu können. Ein eingeschlagener Weg im Projekt ist, die Rechtsgrundlagen gebündelt am Ende eines Textes zu platzieren, statt die Sätze damit zu überfrachten. So werden Texte leserfreundlicher und übersichtlicher.
Nähere Informationen zum Ergebnis der Pilotstudie werden auf der Projektseite des IDS veröffentlicht: https://www.ids-mannheim.de/zfo/verstaendlichkeit-von-verwaltungssprache/
Hintergrund
Die Pilotstudie ist Teil eines umfangreichen Maßnahmenkatalogs der Steuerverwaltungen von Bund und Ländern mit dem Ziel, die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern weiter zu verbessern.
Hierbei prüfen die Projektbeteiligten bundesweit Schreiben, Vordrucke oder Steuerbescheide auf ihre Verständlichkeit. Außerdem wird den Finanzämtern ein Regelwerk für eine bürgernahe und geschlechtergerechte Sprache zur Verfügung gestellt. Das IDS begleitet das Projekt „Bürgernahe Sprache“ als wissenschaftlicher Kooperationspartner.
Leibniz-Institut für Deutsche Sprache
Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim ist die zentrale wissenschaftliche Einrichtung zur Dokumentation und Erforschung der deutschen Sprache in Gegenwart und neuerer Geschichte. Als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft wird das IDS gemeinsam von Bund und allen 16 Bundesländern unter besonderer Beteiligung des Landes Baden-Württemberg getragen: https://www.ids-mannheim.de/
Pressekontakt:
Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS)
Dr. Annette Trabold
Leitung Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: + 49 621 1581 119
E-Mail: trabold (at) ids-mannheim.de
https://www.ids-mannheim.de/
Projektleitung (IDS):
Dr. Christine Möhrs
Telefon: + 49 621 1581 419
E-Mail: moehrs (at) ids-mannheim.de
https://www1.ids-mannheim.de/zfo/verstaendlichkeit-von-verwaltungssprache.html
https://www1.ids-mannheim.de/zfo/verstaendlichkeit-von-verwaltungssprache.html
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Sprache / Literatur
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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