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22.03.2004 11:06

Arktische Schwämme haben es in sich - Eiskalte Erlebnisse einer jungen Forscherin

Dipl.-Ing. Margarete Pauls Kommunikation und Medien
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung

    AWI-Biologin erhält "Georg von Neumayer Nachwuchsförderpreis"

    Am arktischen Meeresboden lebende wirbellose Tiere schützen sich mit einem Cocktail chemischer Verbindungen gegen Fraßfeinde und die Besiedlung durch Bakterien. Was es genau damit auf sich hat, und ob einzelne dieser spezifisch wirkenden Verbindungen praktisch genutzt werden können, hat die Biologin Heike Lippert im Rahmen ihrer Doktorarbeit untersucht. Für die am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) der Helmholtz-Gemeinschaft entstandene Arbeit erhält Heike Lippert den "Georg von Neumayer Nachwuchsförderpreis für junge Polarforscher".

    In den Gewässern des arktischen Kongsfjordes auf Spitzbergen und in den AWI-Laboren studierte die ausgebildete Forschungstaucherin 18 verschiedene Tierarten. Ziel war es zunächst, herauszufinden, wie schmackhaft Schwämme, Nacktschnecken, Seeanemonen und andere Wirbellose für potentielle Räuber sind. Dazu verfütterte die Nachwuchsforscherin mit Tierextrakten versetzte Futterstücke an Flohkrebse und Seesterne, die zu den dominanten Räubern des Kongsfjordes gehören. Die Ergebnisse verglich sie mit der biochemischen Zusammensetzung der untersuchten Arten. Dabei stellte sich heraus, dass sich nur ein kleiner Teil der Fraßvorlieben der Räuber mit der Nahrungsqualität, d.h. dem Gehalt an Eiweißen, Fetten, Stickstoff- und Kohlenstoffverbindungen erklären lässt. Heike Lippert konnte nachweisen, dass verschiedene Arten die chemische Fraßabschreckung nutzen, um ihre Attraktivität als Beutetier zu mindern. Sowohl Seesterne als auch Flohkrebse verschmähten insbesondere den Schwamm Haliclona viscosa, der sich als wahre chemische Fundgrube erwies. Gleich zwei Substanzen konnten für die Fraßabschreckung verantwortlich gemacht werden. Extrakte dieses Schwammes zeigten darüber hinaus auch eine deutliche antibakterielle Wirkung. Die chemische Struktur der fraß- und bakterienhemmenden Substanzen wurde mittlerweile von AWI-Mitarbeitern aufgeklärt, und als bisher nicht bekannt identifiziert. Welches Anwendungspotential tatsächlich in diesen neuen Naturstoffen steckt, muss die zukünftige Forschung zeigen.

    Aus der Eifel an das Meer
    In Trier geboren und in der Eifel aufgewachsen zog es Heike Lippert zum Studieren zunächst an die Universität Oldenburg wo sie sich auf die Fächer Aquatische Ökologie, Zoologie, Mikrobiologie und Botanik spezialisierte. In Groningen studierte sie Meeresbiologie, bevor sie 1996 für ihre Diplomarbeit ans Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung nach Bremerhaven kam. Dort hat sie insgesamt sieben Jahre verbracht und in sehr unterschiedlichen Forschungsprojekten mitgearbeitet. Insgesamt 18 Monate hat sie dabei an der Koldewey-Station des AWI auf Spitzbergen zugebracht und dabei lange Zeit auch die Einsatzleitung für die AWI-Forschungstaucher übernommen. Neben der spannenden und abwechslungsreichen Forschungsarbeit hat Heike Lippert dabei vor allem auch die Schönheit der arktischen Landschaft begeistert, die sie in verschiedenen Jahreszeiten erleben konnte. Auch von Begegnungen mit der arktischen Tierwelt - Belugawalen, neugierigen Papageientauchern und Walrössern - berichtet die Meeresbiologin noch immer beeindruckt.
    Der internationale Austausch an der Koldewey-Station habe viele gute Bekanntschaften und sogar Freundschaften entstehen lassen, berichtet Heike Lippert. Auch ihren Partner hat sie auf Spitzbergen kennen gelernt. Im Moment genießt sie die Zeit mit ihrem fünfmonatigen Sohn Lennart Tielko und versucht, diesen so gut wie möglich in seinen Forschungs- und Entdeckungstätigkeiten zu unterstützen. Zeit für die Polar- und Meeresforschung bleibt ihr da kaum. Dennoch schmiedet Heike Lippert Pläne für weitere wissenschaftliche Untersuchungen in der chemischen Ökologie. "Bevorzugt natürlich in den polaren Regionen", wie sie sagt. Die Faszination der Polargebiete lässt eine Preisträgerin des "Georg von Neumayer Nachwuchsförderpreis für junge Polarforscher" eben nicht los.

    Der Georg von Neumayer Förderpreis
    Der erstmals ausgelobte "Georg von Neumayer Nachwuchsförderpreis für junge Polarforscher" ist dem großen Förderer der Südpolarforschung gewidmet, nach dem auch die vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung unterhaltene deutsche Antarktisstation benannt ist. Er wird von der Pollichia - Verein für Naturforschung und Landespflege e.V. - vergeben und ist mit 2500 Euro dotiert. Der "Georg von Neumayer Nachwuchsförderpreis" wird am Freitag, dem 26. März im Rahmen einer Festveranstaltung im Pfalzmuseum für Naturkunde in Bad Dürkheim vergeben. Die Laudatio wird AWI-Direktor und korrespondierendes Mitglied der Pollichia Prof. Jörn Thiede, den Festvortrag die Preisträgerin selbst halten.

    Bremerhaven, den 22. März 2004
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    Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der gemäßigten Breiten. Das AWI koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher "Polarstern" für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das AWI ist eines der fünfzehn Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

    Hinweis an Redaktionen:
    Ihre Ansprechpartnerin in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist Dr. Kerstin Elbing (kelbing@awi-bremerhaven.de; Tel. 0471-4831-1376).


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Personalia
    Deutsch


     

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