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Wissenschaft
In einem Pressegespräch hat die Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule am Montag (22. März) erneut auf ihre drastisch schlechte Finanzlage durch die Sparmaßnah-men der bayerischen Staatsregierung hingewiesen. Planstelleneinzüge, Sachmittelkürzungen und das Problem der Umsetzung der Professorenbesoldung treffen die zweitgrößte Fachhochschule des Freistaates so hart, dass im kommenden Wintersemester der Betrieb bereits nicht mehr gesichert ist.
Da das Gros der Gelder in Personal- und Fixkosten gebunden ist, verfügen die Fachbe-reiche und Abteilungen der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule in diesem Jahr durch-schnittlich nur noch über 30 Prozent der Vorjahresbudgets für Sachmittel. Hinzu kommt, dass 351.800 Euro an Planstellen-Einzügen erbracht werden müssen. Nur noch eine knappe Million Euro bleibt dem Ohm insgesamt, um den Betrieb bis Dezember aufrecht zu erhalten. Rund die Hälfte dessen, was im bereits mageren Jahr 2003 zur Verfügung gestanden hatte.
Keine Reparaturen, weniger Service
Dass es so nicht funktionieren kann, machen die eklatanten Folgen deutlich: Die Streichung von 7,5 Professorenstellen, der Abzug von Lehrpersonal, Lehrbeauftragten und Mitarbeitern bringt nicht nur Einschränkungen im Angebot, sondern auch deutliche Beeinträchtigungen der Lehre und damit Verlängerung der Studienzeiten. Weitere drasti-sche Maßnahmen sind notwendig: Defekte Maschinen (etwa das Massenspektrometer der Chemie-Ingenieure oder eine NC-Fräsmaschine) können nicht mehr repariert werden. Der Service für Studierende musste trotz steigender Studentenzahlen einge-schränkt werden, die Öffnungszeiten des Studienbüros wurden verringert, Sprachkurse können nur noch gegen Gebühren angeboten werden, alternde Bauten warten auf die dringend notwendige Renovierung
Die momentanen Gelder reichen meistens gerade noch, um Telefon-, Porto- und Büro-materialkosten zu decken. Ganz hart trifft es auch die Bibliothek: Das aktuelle Budget liegt bereits um 60.000 Euro niedriger als die Fixkosten. Neuanschaffungen aktueller Fachliteratur sind nicht mehr möglich, laufende Abonnements wichtiger Fachzeitschriften mussten bisher gekündigt werden. Und die Umsetzung der bevorstehenden Professorenbesoldungsreform zum 1. Januar 2005 wirft weitere Probleme auf. Ohm-Rektor Prof. Dr. Herbert Eichele sieht den Besoldungsdurchschnitt vom Finanzministerium "als zu niedrig ermittelt". Im Ergebnis würde das Jahres- und Lebenseinkommen eines Großteils der Professoren gekürzt. Hinzu kommt, dass das Gehaltsbudget der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule mit Jahreswechsel eine Unterdeckung von 500.000 Euro aufweisen wird.
Schaden für funktionierende Hochschulen
"2004 ist Notbetrieb angesagt", gibt Prof. Dr. Eichele zu. Schon im kommenden Herbst ist nicht mehr klar, wie es in seinem Haus weitergehen soll. "Durch die Sparbeschlüsse und deren drastische Auswirkungen werden gut funktionierende Hochschulen beschädigt!", klagt der Chef von Bayerns zweitgrößter FH an, "Weiterentwicklung sowie Stärkung von Bildung, Wissenschaft, Forschung und Lehre sind Kernelemente der Zukunftssicherung und dürfen nicht unter dem Vorbehalt staatlicher Mittel stehen!"
Bereits im vergangenen Dezember hatte die Hochschulleitung Bayerns Wissenschaftsminister Dr. Thomas Goppel auf die Situation und deren Folgen hingewiesen. Die Warnungen vor der Tragweite des angesetzten Rotstifts verhallten bisher jedoch ungehört. "Wir haben deutlich gemacht, dass es so nicht geht und dass wir bereits einen Großteil der aktuellen Vorgaben in der Praxis erfüllen. Das Ohm ist eine sehr effiziente große Hochschule, die viele ihrer Einnahmen über Drittmittel erzielt", erklärt Eichele. Cluster-Bildung und konsequente Vernetzung (z. B. mit der FH München im Masterstudiengang Gebäudetechnik) waren am Nürnberger Prinzregentenufer bereits lange vor den Vorgaben der Politik in die Praxis umgesetzt worden.
"Wenn später einmal 'Innovationsressourcen' an die Hochschulen zurückfließen sollten, wird ein Teil der Gelder dafür aufgewendet werden müssen, die jetzt entstehenden Schäden zu beheben", mahnt der Rektor und wünscht eine neue Vorgehensweise: Vor den Kürzungen müssten zuerst eindringliche Analysen stehen, "am besten eine Evaluation durch externe Sachverständige". Er unterstreicht klar und deutlich: "An den Fachhochschulen ist eigentlich nichts mehr zu holen!"
Forderung nach Evaluation und Studiengebühren
Klar bleibt auch Eicheles Forderung nach Studiengebühren bestehen. Mit 500 Euro pro Student und Semester, die gesamt an den Hochschulen verbleiben müssen, soll die Betriebsfähigkeit gesichert werden. Zusätzlich könnte ein Unkostenbeitrag von zehn Euro für Bewerbungen Steuerungsfunktion besitzen: Die Flut von Vielfach-Anfragen für mehrere Studiengänge gleichzeitig würde eingedämmt. Zehn Euro könnten Kosten für Porto und Büromaterial decken und zusätzlich Arbeitszeit der Mitarbeiter des Studienbüros sparen. Nach Ansicht des Ohm-Rektors muss aber auch die Möglichkeit bestehen bleiben, die Einnahmeseite durch unternehmerische Tätigkeiten auszubauen. Dies wird an der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule bereits erfolgreich praktiziert. Mit Weiterbildungsangeboten, Auftragsforschung und -entwicklung sowie erfolgreichen Public-Privat-Partnership-Modellen bei der Beteiligung von Unternehmen an den Bildungskosten. "All das darf unter keinen Umständen abgewürgt werden", macht Eichele klar: "Dann entsteht Positives für den Freistaat!"
Neues Buchsponsoring-Modell
Um wenigstens in der notleidenden Bibliothek etwas Abhilfe zu schaffen, rief die Hochschule zusätzlich ein "Buchsponsoring"-Projekt ins Leben. Privatleute, Unternehmen oder Gewerbetreibende haben die Möglichkeit, dem Ohm und seinen Studenten in der schwierigen Zeit finanziell zu helfen. Mit Geldspenden ab zehn Euro sollen doch noch Buch-Anschaffungen möglich werden. Interessenten finden alle wichtigen Infos www.fh-nuernberg.de. (Ausführliches zur Buchsponsoring-Aktion finden Sie in unserer separaten Pressemitteilung).
Rückfragen zu dieser Meldung richten Medienvertreter bitte an die Pressestelle der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule. Sie erreichen uns telefonisch unter 09 11 / 58 80 41 01 oder via Mail an presse@fh-nuernberg.de.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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überregional
Wissenschaftspolitik
Deutsch
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