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Wissenschaft
München, 01.10.2021. Vom 20. bis 28. September 2021 fand eine gemeinsame Summer School von Studierenden und Lehrenden der Hochschule für Philosophie (HFPH) und der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) auf der griechischen Insel Lesbos statt. In Zusammenarbeit mit der University of the Aegean und dort aktiven lokalen wie internationalen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) haben die Beteiligten das Thema „Europe and the Humanitarian Crises at its Borders“ reflektiert. Fazit: Die Notlage der geflüchteten Menschen auf Lesbos bedarf mehr politischer Beachtung.
Weckruf an die Politik
Nach der Bundestagswahl am 26. September 2021 stehen nun die Koalitionsverhandlungen für Deutschlands künftige Bundesregierung bevor. Neben der starken Fokussierung auf Themen wie Klimaschutz oder Corona, darf ein Thema in der Einigung der Regierungsparteien jetzt nicht minder priorisiert werden: Flucht und Migration. Prof. Dr. Barbara Schellhammer, Professorin für Intercultural Social Transformation, fordert:
„Die Menschen an den europäischen Grenzen dürfen jetzt nicht in Vergessenheit geraten. Das Warten und erzwungene Nichtstun in den Lagern zermürbt die Menschen, das Wegschauen der Öffentlichkeit bei Fragen nach illegalen Pushbacks beschädigt das Vertrauen in das Rechtsstaatsprinzip. Nicht nur die Umsetzung des Solidaritätsprinzips, sondern auch die Achtung der europäischen Werte verpflichten uns zu mehr Unterstützung in Sachen Flüchtlingspolitik. Unser Eingreifen in die prekäre und menschenrechtsverletzende Situation der Geflüchteten auf der Insel Lesbos ist dringend geboten. Die Schaffung von Lösungen in Fragen der Migrationspolitik muss ein zentraler Punkt auf der Agenda der neuen Regierung sein.“
Zwischen Willkommenskultur und Ausgrenzung
Die international zusammengesetzte Gruppe der Teilnehmenden des Projekts bestand neben Lehrenden der beteiligten Hochschulen aus jungen Jesuiten (Scholastikern), die sich im Rahmen ihrer Ausbildung im Formation Center München an der HFPH mit den Grenzen globaler Solidarität, europäischen Werten, Flucht und Migration beschäftigen sowie aus Studierenden der Internationalen Sozialen Arbeit der FHWS. Mitorganisiert wurde die Summer School vom Zentrum für Globale Fragen (ZGF) der HFPH, dessen Leitung Prof. Dr. Barbara Schellhammer innehat.
Im Rahmen der Projektwoche setzte sich die Forschungsgruppe mit Flucht, Migration und der Grenzpolitik der Europäischen Union aus verschiedenen Perspektiven auseinander. Neben dem gegenseitigen Austausch mit Einheimischen und Aktivist*innen, z.B. der Münchner NGO SchlaU-Werkstatt für Migrationspädagogik, war auch ein Symposium zum Thema „Acknowledging the nature of the refugee crisis and overcoming it“ Gegenstand der Summer School. Im Fokus stand unter anderem die Stärkung des Bewusstseins für die Lebenssituation aller Menschen auf der Insel.
„Durch Lesbos zieht sich ein tiefer Riss, es ist eine gebrochene Insel. Diejenigen, die sich für Geflüchtete einsetzen, stehen denjenigen gegenüber, die es satthaben, die sich von Europa allein gelassen fühlen, die ihre Insel wieder zurückhaben wollen, ganz für sich“, berichtet Barbara Schellhammer von ihren persönlichen Eindrücken während des Forschungsaufenthalts. „Nach dem Brand 2020 im Camp Moria sind das Leid und die Ungerechtigkeit nur um ein paar Kilometer verschoben worden: in das Camp Kara Tepe. Diesem Missstand müssen wir gemeinschaftlich ein Ende setzen“, so die Wissenschaftlerin weiter.
Lessons from Lesvos
Die zentrale Frage wird nun zukünftig lauten, wie wir mehr Solidarität schaffen können, um das Dilemma der humanitären Hilfe für Geflüchtete auf der einen und die Unterstützung der europäischen Grenzstaaten auf der anderen Seite bewältigen zu können. Lösungsideen und lehrreiche Erkenntnisse sollen ausgehend von dem Forschungsprojekt bei der resümierenden Abendveranstaltung „Lessons from Lesvos“ vorgestellt und zusammengetragen werden. Neben Frau Prof. Schellhammer werden an diesem Abend, am 02. November 2021, um 19:00 Uhr, auch Dr. Stefan Einsiedel und Dr. Thomas Steinforth vom Zentrum für Globale Fragen mit ihren Impulsen zur Debatte beitragen. Scholastiker werden ihre persönlichen Eindrücke von dem Aufenthalt auf Lesbos mit dem Publikum teilen.
Die Veranstaltung wird via Livestream übertragen. Alle Informationen zu der Veranstaltung: www.hfph.de/lessons-from-lesvos
Die Summer School wurde durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst sowie durch pro philosophia e. V., Förderverein der HFPH, gefördert.
Stiftungslehrstuhl für Intercultural Social Transformation (IST)
Der Lehrstuhl von Prof. Dr Barbara Schellhammer befasst sich in erster Linie mit (inter-)kulturellen Dimensionen von gesellschaftlichen und personalen Transformationsprozessen. In praxisnahen Projekten werden Problematiken philosophisch reflektiert und Handlungsoptionen für eine gelingende Transformation herausgearbeitet. IST zeichnet sich darüber hinaus durch eine enge Verschränkung mit dem Zentrum für Globale Fragen (ZGF) aus, dem Third-Mission-Institut der HFPH. An der Schnittstelle von Forschung und Gesellschaft behandelt das ZGF philosophische Fragen in gesellschaftlichem, politischem oder kirchlichem Kontext und versucht Prozesse des sozio-kulturellen Wandels anzuregen. Im Mittelpunkt stehen Themen aus den Bereichen Umweltethik/Nachhaltigkeit, Interkulturalität/Entwicklung sowie Migration/Flucht.
http://www.hfph.de/ist (Link zum Lehrstuhl IST)
http://www.hfph.de/lessons-from-lesvos (Link zur Veranstaltung)
http://www.kontrapunkte.hypotheses.org/ (Link zum Blog "Kontrapunkte" mit Berichten der Beteiligten)
Graffiti auf Lesbos
Dennis Kuperus
Dennis Kuperus/ FHWS
Prof. Dr. Barbara Schellhammer, HFPH
HFPH
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik, Politik
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
Deutsch
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