idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
14.10.2021 10:22

Was Teams beim Umstieg ins Homeoffice geholfen hat

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Die Coronakrise hat im Jahr 2020 Teams von heute auf morgen ins Homeoffice gezwungen: Menschen, die es gewöhnt waren, sich täglich am selben Ort zu sehen, mussten auf Distanz zusammenarbeiten. Ob das gut klappt oder nicht, hängt besonders von Vertrauen und Kommunikation ab, und davon, ob die eingesetzte Technik zur Aufgabe passt. Das hat eine Befragung von 110 Beschäftigten während des ersten Lockdowns im April 2020 ergeben. Ein Team aus der Arbeitsgruppe Wirtschaftspsychologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) unter Leitung von Prof. Dr. Annette Kluge hat die Ergebnisse in der Zeitschrift Arbeits- und Organisationspsychologie vom 16. September 2021 veröffentlicht.

    Die Forscherinnen wollten wissen, welche Faktoren mit einer erfolgreichen Anpassung von Teams an den neuen virtuellen Arbeitskontext zusammenhängen. „Für Situationen wie die nach dem Ausbruch von Covid-19, in denen Organisationen dazu gezwungen waren, co-lokalisierte Teamarbeit unmittelbar auf virtuelle Teamarbeit umzustellen, war ungewiss, ob bekannte Erfolgsfaktoren für virtuelle Teamarbeit anwendbar sind“, erläutert Greta Ontrup vom Studienteam.

    E-Mail oder Videokonferenz – es muss zur Aufgabe passen

    Die Ergebnisse der Online-Befragung zeigen, dass vor allem Vertrauen, Kommunikation und der sogenannte Task-Technology-Fit die wahrgenommene Teamleistung beeinflussen. „Gerade letzteres, die Passung der eingesetzten Technologie zur Aufgabe, ist für viele Teams neu“, so Greta Ontrup. Häufig setzen die Teammitglieder die gleichen Technologien für verschiedene Aufgaben ein – unabhängig davon, welche Charakteristika die jeweilige Aufgabe hat. „Im Prinzip funktioniert das auch, ist aber möglicherweise ineffektiver und bindet mehr Ressourcen“, erklärt Greta Ontrup. Ein Beispiel: Wenn ein Problem auftritt, nutzen Teammitglieder ausschließlich die Kommunikation über E-Mail. Eine mögliche Folge könnte sein, dass Missverständnisse auftreten und das Lösen des Problems durch die E-Mail-Kommunikation mehr Zeit in Anspruch nimmt. Bei komplexeren Aufgaben wie der Problemlösung sollten Teams daher eher auf Videokonferenzen zurückgreifen, also eine passendere Technologie für die Aufgabe nutzen. Umgekehrt gilt, dass man bei weniger komplexen Aufgaben auf diese medienreiche Technologie auch verzichten kann.

    Forscherinnen empfehlen Richtlinien

    „Die Ergebnisse deuten darüber hinaus an, dass die Ad-hoc-Umstellung einen neuen Teamzyklus eingeleitet haben könnte“, sagt Greta Ontrup. „Das bedeutet, dass nach der Krise nicht einfach business as usual funktioniert.“ Führungskräfte scheinen nach der Krise ein neues Team zu führen. Die Teams waren primär mit interpersonellen Prozessen statt aufgabenbezogenen Prozessen beschäftigt, beispielsweise stärker mit dem Aufbau von Vertrauen als mit der Koordination von Aufgaben. „Das ist ein Muster, welches wir üblicherweise eher bei neu formierten Teams sehen“, erklärt Ontrup. Die Forscherinnen plädieren dafür, Teams Zeit zu geben, in dem neuen Kontext Vertrauen aufzubauen, Technologien an Aufgaben anzupassen, zu kommunizieren und sich schließlich neu zu finden. Sie empfehlen Richtlinien, die Teams auf zukünftige Ad-hoc-Umstellungen von co-lokalisierter auf virtuelle Teamarbeit vorbereiten können.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Marina Klostermann
    Lehrstuhl Wirtschaftspsychologie
    Fakultät für Psychologie
    Ruhr-Universität Bochum
    E-Mail: marina.klostermann@rub.de


    Originalpublikation:

    Marina Klostermann*, Greta Ontrup*, Lisa Thomaschewski, Annette Kluge: Something old or something new? An empirical study on the instant adjustment to virtual teamwork during Covid-19, in: Arbeits- und Organisationspsychologie A&O, 2021, DOI: 10.1026/0932-4089/a000368, https://econtent.hogrefe.com/doi/10.1026/0932-4089/a000368

    *geteilte Erstautorschaft


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Psychologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).