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30.03.2004 20:09

Klimapolitik - Warum Europa die Führung übernehmen muss

Anja Wirsing Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

    Das Europäische Klimaforum - eine Initiative zur Erforschung des Klimawandels, die von sieben führenden europäischen Forschungseinrichtungen zusammen mit Unternehmen und Nicht-Regierungsorganisationen gegründet wurde - fordert neue Initiativen, um das Potenzial des europäischen Emissionshandels zu verwirklichen.

    Die Welt erwartet von Europa eine klimapolitische Führungsrolle. Die Europäische Union ist gegenwärtig dabei, mit dem Handel von Emissionsrechten ein Schlüsselinstrument moderner Klimapolitik einzuführen. Nach jahrelangen Diskussionen und Verhandlungen wird damit ein erster praktischer Versuch unternommen, die Ursachen des Klimawandels europaweit zu bekämpfen.

    Bis Ende März müssen die nationalen Allokationspläne fertig gestellt werden, die die Grundlage des Emissionshandels bilden. Unglücklicherweise gibt es Stimmen, die diesen Prozess aushöhlen oder gar behindern wollen. Mit dem jüngsten Kompromiss zwischen den Ministern Clement und Trittin ist in Deutschland diese Gefahr noch einmal knapp gebannt worden.

    Wir teilen die Besorgnis um die europäische Wettbewerbsfähigkeit, die von Kritikern eines konsequenten Emissionshandels geäußert wird. Sie übersehen jedoch zweierlei: Erstens befindet sich die Menschheit bereits mitten auf dem Weg zu einem gefährlichen Klimawandel, und zweitens kann die europäische Wettbewerbsfähigkeit durch den Emissionshandel sogar gestärkt werden.

    Jeder versteht, dass es unklug wäre, ein Flugzeug zu benutzen, bei dem wesentliche Teile fehlerhaft sind und eine Katastrophe verursachen können. Das Weltenergiesystem ist ein solches Flugzeug. Die Berichte des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) und gerade auch die jüngste Studie des Pentagon zu den Risiken eines abrupten Klimawandels zeigen, dass die Gefahren des anthropogenen Klimawandels beachtlich und kaum anzuzweifeln sind.

    Das Kioto-Protokoll hat wesentlich zur Entwicklung eines globalen Problembewusstseins für die Herausforderung des Klimawandels beigetragen. Darüber hinaus hat es die Idee handelbarer Emissionszertifikate in die internationale Klimapolitik eingeführt. Klimapolitische Fortschritte erfordern es nun, die Russische Föderation davon zu überzeugen, dass es in ihrem eigenen wohlverstandenen Interesse liegt dem Protokoll beizutreten.

    Um die Vorteile einer europäischen Führungsrolle in der internationalen Klimapolitik wirksam nutzen zu können, wird es wichtig sein, eine Reihe weiterer bilateraler Initiativen zwischen Europa und anderen Ländern und Regionen zu ergreifen:
    - Eine Energiepartnerschaft zwischen der Europäischen Union und den Staaten Nordafrikas sollte mit dem Ziel aufgebaut werden, schrittweise ein beiderseits vorteilhaftes nachhaltiges Energiesystem auf der Grundlage von zunächst Erdgas, später Solarenergie zu schaffen.
    - Eine Partnerschaft zwischen der EU und der Volksrepublik China kann große Emissionsreduktionen sowie den Transfer effizienterer Technologien beinhalten,
    - Europäische Städte können Partnerschaften mit Megastädten in Entwicklungs- und Schwellenländern schließen, um die Potenziale der Informations- und Kommunikationstechnologie für eine nachhaltige Stadtentwicklung nutzbar zu machen.

    Alle diese Initiativen besitzen enormes wirtschaftliches Potenzial für die europäische Wirtschaft - übrigens auch für kleine und mittelständische Unternehmen. Ein funktionierender europäischer Emissionshandel, verknüpft mit weiteren klimapolitischen Initiativen, wird Innovationen im Bereich erneuerbarer Energien, effizienter Energienutzung und neuer Verkehrssysteme ermöglichen. Anstatt mit dem Streit um die Implementierung des Emissionshandels unnötig Zeit zu verlieren, sollten wir uns darum kümmern, dieses System wirtschaftlich und technologisch möglichst gut zu nutzen.

    Wissenschaftliche Gründungsmitglieder des ECF:
    Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
    Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg
    Tyndall Centre for Climate Change Research, Norwich
    Fondazione ENI Enrico Mattei, Milano
    Nansen Environmental and Remote Sensing Centre, Bergen
    Paul Scherrer Institut, ETH Zürich
    National Center on Environment and Development, Paris

    Unternehmen, die in ECF mitarbeiten:
    Munich Re, Deutsche Telekom, Asea Brown Boveri, Alstom sowie das European Business Council for Sustainable Energy

    Nicht-Regierungsorganisationen, die in ECF mitarbeiten:
    Greenpeace, WWF und Germanwatch

    Literatur:
    K. Hasselmann et al., The Challenge of Long-term Climate Change. Science magazine, Nr. 5652, 2003.

    Kontakt:
    Dr. Martin Welp, martin.welp@pik-potsdam.de, Tel. 0331-288 2619

    Das Europäische Klimaforum (ECF) ist eine Plattform für gemeinsame Studien, Dialoge und den Austausch zwischen Wissenschaftlern, Unternehmen und Verbänden. Der gemeinnützige Verein wurde 2001 von sieben führenden wissenschaftlichen Institutionen im Bereich der Klima- und Energieforschung sowie von Unternehmen und Verbänden gegründet.


    Weitere Informationen:

    http://www.european-climate-forum.net/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Gesellschaft, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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