idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
08.12.2021 12:00

Fit für KI? Unternehmen unterschätzen Bedarf an Weiterbildung

Linda Treugut Geschäftsstelle
Lernende Systeme - Die Plattform für Künstliche Intelligenz

    Künstliche Intelligenz (KI) wird unsere Arbeit verändern und erfordert daher neue Fähigkeiten. Unternehmen rechnen zumeist damit, dass neue Anforderungen an die Beschäftigten hinzukommen – insbesondere Fach- und Führungskräfte sollen hierfür qualifiziert werden. Vor allem technische Kompetenzen seien in den Betrieben noch nicht ausreichend vorhanden. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Onlinebefragung der Plattform Lernende Systeme. Die Autorinnen und Autoren des Berichts warnen, den Weiterbildungsbedarf von gering Qualifizierten zu unterschätzen. Beschäftigte über alle Jobprofile hinweg müssen für KI-Systeme befähigt werden. Dabei geht es auch um soziale Fähigkeiten.

    München, 08. Dezember 2021 – KI-basierte Software und selbstlernende Maschinen können die Menschen in Sach- und Produktionsarbeit von monotonen und wiederkehrenden Tätigkeiten entlasten, etwa von der Bearbeitung von Formularen oder dem Überwachen technischer Prozesse. Damit ihr Einsatz gelingt, müssen die Beschäftigten für den Umgang mit der Technologie und veränderte Arbeitsprozesse qualifiziert werden. KI-Systeme könnten die Fähigkeiten des Menschen optimal ergänzen, diese sowie menschliches Verantwortungsbewusstsein aber niemals vollauf ersetzen, heißt es in der aktuellen Studie „KI-Kompetenzentwicklung in Sach- und Produktionsarbeit“ der Plattform Lernende Systeme. Befragt wurden 50 Unternehmensvertreterinnen und -vertreter verschiedener Branchen, welche Kompetenzen sie für eine erfolgreiche Einführung von KI als notwendig betrachten und wie die Beschäftigten entsprechend weitergebildet werden können.

    Die befragten Unternehmen, von denen mehr als die Hälfte bereits KI-Anwendungen einsetzen, rechnen mehrheitlich damit, dass sich die Tätigkeiten der Beschäftigten durch den Einsatz von KI verändern werden und dadurch erheblicher Weiterbildungsbedarf besteht. Etwa die Hälfte vermutet, dass neue Anforderungen hinzukommen; nur rund ein Fünftel erwartet, dass Aufgaben wegfallen. „Ich habe keine Sorge, dass uns durch den KI-Einsatz die Arbeit ausgehen wird. Allerdings werden wir tendenziell flexibler und mobiler arbeiten“, unterstreicht Wilhelm Bauer, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und Co-Leiter der Arbeitsgruppe Arbeit/Qualifikation, Mensch-Maschine-Interaktion der Plattform Lernende Systeme. „Eigenständiges, problemfindendes und -lösendes Verhalten wird an Bedeutung gewinnen. Im gleichen Maße treten solche Kompetenzen in den Hintergrund, die zur gewissenhaften Erfüllung gleichförmiger Routineaufgaben erforderlich sind.“

    Unternehmen setzen auf Weiterbildung der Fach- und Führungskräfte

    Viele der befragten Unternehmen sehen den Nutzen von KI-Technologien in der Optimierung von Prozessen und Strukturen; sie erwarten davon Produktivitätssteigerungen und größere Flexibilität. Die unklare Wirtschaftlichkeit und die nötige Qualifikation der Beschäftigten hingegen hemmen nach Ansicht vieler Unternehmen die Einführung von KI. Mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen gibt an, dass ihre Beschäftigten noch nicht über die nötigen Kompetenzen für die Zusammenarbeit mit KI-basierten Systemen verfügen. Neben Fachkompetenz und Domänenwissen wurden hier vor allem KI-, Methoden- und Digitalkompetenz genannt; Qualifikationslücken sehen die Befragten insbesondere bei Fach- und Führungskräften. Folglich richten sich die mehrheitlich betriebsinternen Bildungsangebote der befragten Unternehmen überwiegend an qualifizierte Entscheiderinnen und Entscheider bzw. Technikerinnen und Techniker. Diese werden bevorzugt als on-the-job-Trainings bzw. Inhouse-Seminare durchgeführt.

    „Künstliche Intelligenz verändert unsere Arbeit über alle Jobprofile hinweg – von Führungskräften genauso wie von Sach- und Facharbeitenden. Es müssen nicht alle Beschäftigten zu KI-Expertinnen und -Experten werden, um künftig mit den neuen Systemen zusammenzuarbeiten. Aber ein Grundverständnis der Technologie und vermehrt soziale und kommunikative Kompetenzen sind in allen Tätigkeitsbereichen notwendig. Dieser Weiterbildungsbedarf auch bei den gering Qualifizierten wurde von den befragten Unternehmen häufig nicht gesehen“, sagt Elisabeth André, Professorin für Informatik der Universität Augsburg und Co-Leiterin der Arbeitsgruppe Arbeit/Qualifikation, Mensch-Maschine-Interaktion.

    Für gering Qualifizierte und Leiharbeitnehmer bieten die befragten Unternehmen kaum Weiterbildungen an. Auch für diese Beschäftigtengruppe gilt es angemessene Qualifikationsangebote zu schaffen, etwa um die Zuverlässigkeit der Geschäftsprozesse zu sichern. Nur wenige Unternehmen erachten zudem soziale und kommunikative Kompetenzen, Eigeninitiative, Kreativität oder Problemlösungsfähigkeit für die Zusammenarbeit mit KI-Systemen als notwendig. Die Autorinnen und Autoren der Studie werten diese Fähigkeiten hingegen als wichtigen Baustein, um den Transformationsprozess im Unternehmen zu bewältigen.

    Über den Projektbericht

    Die Onlinebefragung betrieblicher Expertinnen und Experten „KI-Kompetenzentwicklung bei Sach- und Produktionsarbeit“ wurde vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und der Universität Augsburg im Auftrag der Arbeitsgruppe Arbeit/Qualifikation, Mensch-Maschine-Interaktion der Plattform Lernende Systeme vom 01. Mai bis zum 15. Juli 2021 durchgeführt. Die empirischen Erkenntnisse der Befragung wurden im Herbst 2021 im Rahmen eines öffentlichen Webtalks der Plattform Lernende Systeme von einem Expertengremium kommentiert und unterfüttern das im September 2021 erschienene Whitepaper „Kompetenzentwicklung für KI“ . Der Projektbericht steht zum kostenfreien Download zur Verfügung.

    Über die Plattform Lernende Systeme

    Die Plattform Lernende Systeme ist ein ExpertInnen-Netzwerk zum Thema Künstliche Intelligenz (KI). Ihr Ziel ist es, als unabhängiger Makler den interdisziplinären Austausch und gesellschaftlichen Dialog zu KI zu fördern. Die knapp 200 Mitglieder aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft entwickeln in Arbeitsgruppen Positionen zu Chancen und Herausforderungen und benennen Handlungsoptionen für den verantwortlichen Einsatz von Lernenden Systemen. Die Plattform Lernende Systeme wurde 2017 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) auf Anregung des Fachforums Autonome Systeme des Hightech-Forums und acatech gegründet. Die Leitung der Plattform liegt bei Bundesministerin Anja Karliczek (BMBF) und Karl-Heinz Streibich (Präsident acatech).


    Originalpublikation:

    https://www.plattform-lernende-systeme.de/files/Downloads/Publikationen/AG2_WP_P... - Der Projektbericht KI-Kompetenzentwicklung bei Sach- und Produktionsarbeit der Plattform Lernende Systeme


    Bilder

    Der Projektbericht "KI-Kompetenzentwicklung bei Sach- und Produktionsarbeit" der Plattform Lernende Systeme
    Der Projektbericht "KI-Kompetenzentwicklung bei Sach- und Produktionsarbeit" der Plattform Lernende ...

    Plattform Lernende Systeme


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Informationstechnik, Maschinenbau, Pädagogik / Bildung, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).