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In der deutschen Bevölkerung sind die digitalen Kompetenzen ungleich verteilt. Vor allem ältere Menschen, Frauen, Personen mit geringer formaler Bildung oder Migrationshintergrund weisen unterdurchschnittliche digitale Kompetenzen auf. Auch bei Jugendlichen bestehen große Kompetenzunterschiede, die stark vom Elternhaus beeinflusst werden. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Sie wertet Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) aus.
Das Wichtigste in Kürze:
- In Deutschland weisen einzelne Bevölkerungsgruppen unterdurchschnittliche Digitalkompetenzen auf. Bei Erwachsenen gehören hierzu Personen mit Migrationsgeschichte, Frauen, ältere Menschen (ab einem Alter von 50 Jahren) sowie Personen mit weniger Jahren formaler Bildung (Hauptschul- oder Realschulabschluss).
- Bei Kindern ist die digitale Kompetenz unterdurchschnittlich ausgeprägt, wenn die Eltern nicht im MINT-Bereich arbeiten oder die Kinder einen Migrationshintergrund haben. Ist mindestens ein Elternteil erwerbstätig, haben Jugendliche zudem eine um bis zu 7,5 Prozentpunkte höhere digitale Kompetenz als Kinder arbeitsloser Eltern. Die Schere in den digitalen Kompetenzen („Digital Divide“) zwischen verschiedenen sozioökonomischen Gruppen öffnet sich bereits während der Schulzeit ab der Sekundarstufe I. Während die Kinder in der sechsten Klasse noch über sehr ähnliche Kompetenzen verfügen, sind in der neunten Klasse bereits deutliche Unterschiede nach Migrationshintergrund und elterlicher Berufstätigkeit messbar.
- Die Studienergebnisse legen nahe, dass digitale Kompetenzen im formalen Bildungssektor – spätestens ab der Sekundarstufe I – vermittelt werden sollten. Schulen sollten darüber hinaus Jugendliche mit Migrationshintergrund sowie Mädchen stärker für Themen mit Bezug zur Informatik begeistern und motivieren. Die Studie weist darauf hin, dass gerade in diesen Gruppen das Interesse an informatischen Berufsfeldern bereits gegen Ende der Schullaufbahn in der 12. Klasse nachlässt.
- Weiterhin würden ältere Menschen, insbesondere Frauen und Personen mit Migrationshintergrund, von zielgruppengerechten Weiterbildungsmaßnahmen profitieren, die ihre digitale Kompetenz stärken.
- Die Studie basiert auf einer umfangreichen Bestandsaufnahme digitaler Kompetenzen in Deutschland zwischen 2010 und 2013 mit Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS). Es wurden Daten zu Kindern und Jugendlichen der sechsten, neunten und 12. Klasse analysiert. Zudem umfassten die Daten Studierende, sowie Erwachsene vom Ausbildungs- bis ins Rentenalter.
„Die Studie zeigt, dass die digitalen Kompetenzen bereits bei Jugendlichen ungleich verteilt sind und stark vom Elternhaus beeinflusst werden“, sagt RWI-Wissenschaftlerin Friederike Hertweck. „Somit könnte die Corona-Pandemie bestehende soziale Ungleichheiten langfristig verstärken, da der Zugang zum digitalen Unterricht für Kinder aus benachteiligten Familien schwieriger war. Die Politik sollte den Aufbau digitaler Kompetenzen spätestens ab der Sekundarstufe I intensivieren und auch gezielte Weiterbildungsmaßnahmen für Frauen, ältere Menschen und Personen mit Migrationshintergrund anbieten.“
Friederike Hertweck, friederike.hertweck@rwi-essen.de , Tel. 0201 81 49-255
https://www.rwi-essen.de/publikationen/rwi-materialien/542/
http://Dieser Pressemitteilung liegen die RWI Materialien #150 „Digitale Kompetenz in Deutschland - eine Bestandsaufnahme“ von dem Autorenteam Ronald Bachmann, Friederike Hertweck, Rebecca Kamb, Judith Lehner, Malte Niederstadt und Christian Rulff zugrunde.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Wirtschaftsvertreter
Pädagogik / Bildung, Politik, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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