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Wissenschaft
Die Bedeutung der Taiwanstudien soll in einem an der Universität Trier gesteuerten überregionalen Forschungsprojekt gestärkt werden.
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit über zwei Millionen Euro geförderte Projekt Taiwan als Pionier (TAP) soll in den nächsten vier Jahren Strukturen zur nachhaltigen Stärkung der Taiwanforschung in Deutschland schaffen. Das Team setzt sich aus vier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an drei universitären Standorten (Trier, Bochum, Tübingen) zusammen. Sie vereinen unterschiedliche disziplinäre Schwerpunkte und haben alle mehrere Jahre in Taiwan studiert und gelebt.
„Es gibt bislang in Deutschland nur sehr wenige Universitäten und wissenschaftliche Institutionen, die sich mit Taiwan beschäftigen. Oft werden Untersuchungen zu Taiwan lediglich als optionaler Teil der Chinastudien betrachtet“, merkt Prof. Dr. Christian Soffel von der Universität Trier kritisch an. Die Leitung des Projektes ist an seiner Professur angesiedelt. „Ziel des Projektes ist es, die universitären Standorte, die in Deutschland bereits Taiwanstudien betreiben, zu vernetzen und somit das Fachgebiet an sich zu stärken.“
„Indem wir unterschiedliche Disziplinen und Regionen in diesem Projekt vereinen, versuchen wir, in andere Fächer auszustrahlen. Dafür soll es unter anderem jährlich stattfindende Workshops geben“, unterstreicht Projektleiterin Dr. Josie-Marie Perkuhn eines der zentralen Vorhaben. „Ziel dieser Workshops ist es, fächerübergreifende Netzwerke von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu etablieren, die sich mit Taiwan-spezifischen Fragen beschäftigen.“ Der erste dieser Workshops soll bereits im Herbst dieses Jahres in Trier stattfinden. Hierfür können jährlich drei Forschungsreise-Stipendien vergeben werden.
Taiwan ist ein politischer und gesellschaftlicher Pionier sowie Vorreiter in Sachen Digitalisierung. Mit der Einrichtung eines Digitalministeriums unter Audrey Tang hat Taiwans Regierung neue partizipative und reaktionsschnelle Formen von Demokratie geschaffen. Dank einer weltweit führenden IT-Industrie innerhalb der Verwaltung stehen Taiwan sowohl hocheffiziente Kanäle zur Aufdeckung von Desinformation und Wahlmanipulation als auch eine exzellente Cyberabwehr zur Verfügung. In der Umweltpolitik beschreitet Taiwan neue Wege im Dialog mit der Zivilgesellschaft, und die Eindämmung der Covid 19-Pandemie im Jahr 2020 ist auch dank digitaler Methoden erfolgreich gelungen.
Doch welche institutionellen Rahmenbedingungen und sozialen Akteure haben es Taiwan ermöglicht, eine solche Vorreiterrolle einzunehmen? „Wir Projektbeteiligten sind überzeugt, dass die Taiwanforschung einen großen Nutzen für die europäische Bevölkerung bietet. Taiwan ist international sehr bedeutend und kann sowohl politisch als auch gesellschaftlich ein relevantes Beispiel für uns sein, aber erhält zu wenig wissenschaftliche Beachtung“, erklären Josie-Marie Perkuhn und Christian Soffel. So soll im Laufe des Projektes eine öffentlich zugängliche Datenbank entstehen, die allen, die sich mit Taiwan auseinandersetzen, wie beispielsweise Politikern und Politikerinnen, wichtige Informationen liefert.
Gerade der Politikwissenschaftlerin Perkuhn ist es ein wichtiges Anliegen, darauf aufmerksam zu machen, dass die Debatte um die Unabhängigkeit Taiwans ein weltweites Konfliktpotenzial darstellt. „Im Zusammenhang mit dem politischen Status Taiwans treten spannende neue politische Aspekte für die Internationalen Beziehungen auf, die durch umfängliches Wissen fundiert werden müssen“, betont die Leiterin des Projekts. „Darüber hinaus ist es thematisch spannend, wie diese Demokratie in den letzten Jahren neue Konzepte geschaffen hat, um mit Megatrends wie der Digitalisierung umzugehen.“
Die intensivere wissenschaftliche Beschäftigung mit Taiwan ist laut Perkuhn und Soffel nicht nur hinsichtlich der zunehmenden gesellschaftlichen und politischen Pionierrolle Taiwans im asiatischen Raum, wie auch weltweit, relevant. Durch sie könnten ebenso interessante neue Erkenntnisse über den großen Nachbarn China gewonnen werden. „Taiwan bietet neue Perspektiven auf die traditionelle chinesische Kultur, die man in Festland-China aus politischen Gründen nur sehr schwer finden kann“, erklärt Christian Soffel, der selbst fünf Jahre in Taiwan gelebt und geforscht hat.
Dr. Josie-Marie Perkuhn
Sinologie
Mail: perkuhn@uni-trier.de
Tel. +49 651 201-3206
Prof. Dr. Christian Soffel
Sinologie
Mail: soffel@uni-trier.de
Tel. +49 651 201-3202
http://Weitere Informationen: https://www.uni-trier.de/universitaet/fachbereiche-faecher/fachbereich-ii/faeche...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Gesellschaft, Kulturwissenschaften
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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