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Wissenschaft
Pressemitteilung Nr. 64/2004 der Universität Bielefeld vom 22.4.2004
Kooperation mit den Industrie- und Handelskammern OWL
Die Nanowissenschaften haben in den letzten Jahren einen rasanten Aufschwung erfahren. Sie beschäftigen sich mit kleinsten Strukturen bis auf die Ebene einzelner Atome und Moleküle herab und bieten jetzt schon interessante praktische Anwendungsfelder. Seit längerem wird auch an der Universität Bielefeld auf dem Gebiet der ultrakleinen Dimensionen intensiv geforscht.
Auf Initiative der Bielefelder Physik-Professoren Dario Anselmetti, Armin Gölzhäuser, Ulrich Heinzmann, Günter Reiss und Markus Sauer ist jetzt das "Bielefeld Institute for Biophysics and Nanoscience" (BINAS) eingerichtet worden. Es soll über die Kooperation mit den Industrie- und Handelskammern Ostwestfalen zu Bielefeld und Lippe zu Detmold eine herausragende Rolle beim Wissens- und Technologietransfer spielen, interessierten Unternehmen als Ansprechpartner für technologische Fragen und Probleme zur Verfügung stehen und gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte vorantreiben.
Zur Eröffnung des "Bielefeld Institute for Biophysics and Nanoscience" wies Rektor Dieter Timmermann darauf hin, dass Biophysik und Nanowissenschaften zu denjenigen modernen Forschungsfeldern gehören, in denen sich die klassischen Disziplingrenzen mehr und mehr verwischen. Damit werde auch die von Beginn an gepflegte interdisziplinäre Tradition der Universität Bielefeld auf außerordentlich attraktiven Forschungsfeldern fortgeführt. An der Universität Bielefeld habe sich, so Timmermann, "die Liebe zu den kleinen Dingen" schon relativ früh entwickelt, und der Bereich der Nanowissenschaften sei als ein Schwerpunkt für die künftige Entwicklung der Universität definiert worden. Inzwischen sei von den Nanowissenschaften immer die Rede, "wenn das Thema 'Zukunftswissenschaft' angeschnitten wird". Dass man heute tatsächlich auf der Ebene einzelner Atome agieren und sogar biomolekulare Motoren konstruieren könne (wie dies Dr. Stefan Diez vom Dresdner Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik in einem Vortrag zur Eröffnung von BINAS darstellte), hätte sich außer den Fachleuten vor ein paar Jahren niemand vorstellen können.
Timmermann betonte, dass die Kooperation mit der regionalen Wirtschaft ein weiterer großer Schritt der Annäherung zwischen der Universität und den Unternehmen in ihrer Umgebung sei: "Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gibt es ja nicht nur auf vielen Feldern von Forschung und Entwicklung, sondern beispielsweise auch in der Lehre, etwa über Betriebspraktika für Studierende, oder auch im Engagement der Wirtschaft über die Westfälisch-Lippische Universitätsgesellschaft. Dabei geht es nicht um ein Verwischen der Grenzen zwischen beiden Bereichen, sondern um eine Partnerschaft aus klar definierten Positionen heraus. Die Universität verliert damit nicht ihre Identität als eine Stätte, an der in erster Linie Grundlagenwissen produziert wird, das sich nicht unbedingt sofort in Produkte oder unmittelbar gesellschaftlich umsetzbares Handeln umsetzen lässt." In vielen Fällen könne man gar nicht wissen, welcher praktische Nutzen aus Forschungsergebnissen irgendwann gezogen werden kann.
Herbert Sommer, Präsident der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), stellte in seiner Begrüßungsrede anlässlich der Eröffnung des BINAS dessen Bedeutung heraus. "Dieses innovative Institut setzt ein Zeichen für unsere Region", betonte Sommer. "Es steht für den Know-how-Transfer aus der Wissenschaft in die Wirtschaft." Dieser Transfer sei eine der wichtigsten Grundlagen der Zukunft für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum in Ostwestfalen-Lippe auf Basis von Innovationen. Sie seien ausschlaggebend für die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands. "Nur mit Innovationen können Unternehmen international wettbewerbsfähig bleiben, neue Märkte erschließen, Arbeitsplätze erhalten oder sogar neue schaffen", unterstrich der Präsident der IHK Ostwestfalen.
Auf die "Bedeutung der Nanotechnologie für Unternehmen in OWL" ging Dr. Hannes Frank, Präsident der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold und Vorstand der Detmolder Jowat AG, in seinem gleich lautenden Vortrag anlässlich der BINAS-Eröffnungsveranstaltung ein. Die Nanotechnologie werde sich seinen Worten nach zu einer der wichtigsten Technologien des 21. Jahrhunderts entwickeln. Dr. Frank wörtlich: "Sie bietet immense Chancen gerade auch für mittelständische Unternehmen in OWL. Es muss uns gelingen, ein gutes Stück dieses Milliardenmarktes nach OWL zu holen. Wenn wir in Zukunft intensiv mit dem BINAS kooperieren und die hier ausgebildeten Ingenieure für unsere Unternehmen gewinnen, kann die Nanotechnologie zu einem wichtigen industriellen Standbein für OWL werden."
Der Sprecher des Vorstands des Centrums für Biotechnologie (CeBiTec), Professor Alfred Pühler, begrüßte die Neugründung des Instituts für Biophysik und Nanowissenschaften. BINAS werde neben den beiden Instituten für Bioinformatik und für Genomforschung das Fächerspektrum des Centrums wesentlich erweitern. Das Centrum erhoffe sich durch die Aufnahme von BINAS, den Aufwärtstrend bei der Einwerbung von Drittmittelprojekten fortsetzen zu können. Augenblicklich beherberge das Centrum eine International NRW Graduate School, ein Großprojekt aus der DFG-Inititative "Bioinformatik" und ein BMBF-Kompetenznetzwerk über bakterielle Genomforschung. Pühler verwies darauf, dass diese Projekte über einen Zeitraum von fünf Jahren laufen und insgesamt mit einem Finanzvolumen von 30 Millionen Euro ausgestattet seien. Zudem werde der Erfolg des Centrums noch durch einen Neubau gekrönt, der die drei genannten Institute vereinigen soll.
Der Bielefelder Biophysiker Dario Anselmetti machte deutlich, dass die Universität Bielefeld mit dem neuen BINAS-Institut unter dem Dach des CeBiTec ihre anwendungsorientierten Forschungs- und Entwicklungsprojekte auf den Gebieten der Nanophysik und Biophysik bündele, "um in enger Zusammenarbeit mit den Unternehmen in OWL Technologien, Know-how und Unterstützung in technologischen Fragestellungen anzubieten". Neben diesem forschungsorientierten Ziel werde BINAS in den neuen Bachelor-Studiengängen Biophysik und Nanowissenschaften anwendungsorientierte Forschung einbringen. BINAS werde eng mit Wissenschaftlern aus der Biologie, der Chemie und der Technischen Fakultät zusammenarbeiten. Anselmetti fügte hinzu, dass "BINAS eine Plattform für den offenen Dialog zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik auf den Gebieten der Nano- und Biophysik sein will".
Foto: Vertragsunterzeichnung zwischen Universität Bielefeld und den Industrie- und Handelskammern OWL sowie Eröffnung des Instituts für Biophysik und Nanowissenschaften (vorne von links): Herbert Sommer (Präsident IHK Bielefeld), Rektor Dieter Timmermann, Dr. Hannes Frank (Präsident IHK Lippe) und dahinter (von links) die Professoren Markus Sauer und Armin Gölzhäuser, Dr. Christoph von der Heiden (IHK Bielefeld), Professor Günter Reiss, Axel Martens (IHK Lippe), die Professoren Dario Anselmetti und Ulrich Heinzmann, Heiner Kleffner (NRW-Wissenschaftsministerium) sowie Professor Alfred Pühler.
Pressemitteilung Nr. 64/2004/2004
Universität Bielefeld
Informations- und Pressestelle
Dr. Gerhard Trott
Telefon: 0521/106-4145/4146
Fax: 0521/106-2964
E-Mail: gerhard.trott@uni-bielefeld.de
Internet: www.uni-bielefeld.de
http://www.physik.uni-bielefeld.de/biophysik/binas/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Gesellschaft, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Wirtschaft
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