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26.04.2004 11:56

UNIK: Das wissenschaftliche Zentrum für Umweltsystemforschung wird 10 Jahre alt

Ingrid Hildebrand Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Kassel

    Seit 1994 hat Kasseler Expertenwissen zu Umweltsystemfragen einen Namen in der Welt: Zentrum für Umweltsystemforschung, kurz WZ III. Das interdisziplinäre Zentrum, das sich u.a. aus Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachbereiche aus der Universität Kassel zusammensetzt, hat vornehmlich Forschungsaufgaben zu erfüllen und trägt mit Expertenwissen auch zur Politikberatung bei. Das reicht von Simulationsmodellen zum Waldsterben bis zu Klimafolgeszenarien, etwa zum Kyoto-Protokoll oder zur Wasserverfügbarkeit zum Weltwassergipfel. Am 28. April findet ein Festakt zum zehnjährigen Bestehen des WZ III unter dem Titel "Globale Umweltveränderungen, Wasser und Gesellschaft" im Gießhaus der Universität statt. Beginn: 10.30 Uhr.

    Kassel. Seit 1994 hat Kasseler Expertenwissen zu Umweltsystemfragen einen Namen in der Welt: Zentrum für Umweltsystemforschung, kurz WZ III. Das interdisziplinäre Zentrum, das sich u.a. aus Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachbereiche aus der Universität Kassel zusammensetzt, hat vornehmlich Forschungsaufgaben zu erfüllen und trägt mit Expertenwissen auch zur Politikberatung bei. Das reicht von Simulationsmodellen zum Waldsterben bis zu Klimafolgeszenarien, etwa zum Kyoto-Protokoll oder zur Wasserverfügbarkeit zum Weltwassergipfel. Am 28. April findet ein Festakt zum zehnjährigen Bestehen des WZ III unter dem Titel "Globale Umweltveränderungen, Wasser und Gesellschaft" im Gießhaus der Universität statt. Beginn: 10.30 Uhr.

    Im Mai 1994 wurde unter Universitätspräsident Prof. Dr. Hans Brinkmann das wissenschaftliche Zentrum für Umweltsystemforschung als drittes interdisziplinäres Zentrum der Universität Kassel gegründet.

    Noch zu Zeiten der Gründung des Zentrums gab es in Deutschland kaum eine Universität, an der Umwelt- und Systemwissenschaften als eigenständige Bereiche gelehrt wurden, so dass das neu gegründete Zentrum ein Novum darstellte und auch heute noch eines unter wenigen derartigen universitären Einrichtungen in Deutschland ist. Das Zentrum wurde als interdisziplinäre Einrichtung gegründet und zielt mit seinen Arbeiten auf Umweltprobleme unter Einsatz von Werkzeugen und Methoden der Systemanalyse. Es sollten hier also Kompetenzen aus den Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie den Verhaltens- und Sozialwissenschaften zusammen kommen. Heute arbeiten am Zentrum Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus der Geologie, Hydrologie, dem Bauingenieurwesen, Maschinenbau, der Geografie und Informatik, sowie aus der Psychologie und Soziologie. Von Anbeginn an hat das Zentrum auch politische Aufmerksamkeit auf sich gezogen, da konkrete, gesellschaftlich relevante Themen analysiert wurden. Im Laufe der Jahre haben namhafte Politiker wie Hans Eichel, Antje Vollmer, Ulrich Steger, Matthias Berninger und Ruth Wagner, um nur einige zu nennen, das Zentrum besucht oder waren auch, wie Antje Vollmer und Matthias Berninger, Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats.

    Am Anfang konzentrierten sich die Arbeiten unter Prof. Dr. Hartmut Bossel, dem ersten Direktor des Zentrums, auf Konzepte nachhaltiger Energieversorgungssysteme, regionale Energiekonzepte und auf Energiepotentialstudien z.B. für Wind- und Wasserkraft in Hessen. Mit erheblicher internationaler Resonanz wurden zudem Waldwachstumsmodelle entwickelt, u.a. als wissenschaftliche Antwort auf das Waldsterben in Deutschland, die dann aber nicht nur in Deutschland, sondern z.B. auch in Indonesien zum Einsatz kamen.

    Nachdem sich die Vorläuferarbeiten des Zentrums auf die naturwissenschaftlichen und technischen Fragen konzentriert hatten, bei denen die Systemanalyse als wichtigstes Werkzeug zur umfassenden Problemlösung zum Einsatz kam, war es ein Hauptaspekt des neu gegründeten Zentrums, verstärkt menschliches Handeln in die Analysen mit einzubeziehen. Nachdem Prof. Dr. Ernst-Dieter Lantermann aus dem Fachbereich Psychologie Gründungs- und Direktoriumsmitglied des wissenschaftlichen Zentrums war, wurde 2002 eine neue Professur speziell für das Zentrum geschaffen, die jetzt Prof. Dr. Andreas Ernst, ein Umweltpsychologe, inne hat. Er erarbeitet sogenannte agentenbasierte Modelle, die menschliche Verhaltensweisen im Umweltbereich abbilden. So lassen sich z.B. mit dem DUNE-Modell der Trinkwasserverbrauch und die Zufriedenheit mit der Trinkwasserversorgung aller süddeutschen Haushalte berechnen; DUNE wiederum ist Teil eines integrierten Modells DANUBIA zur Beschreibung des Wasserkreislaufs der oberen Donau.

    Aus der Entwicklung nachhaltiger Energieversorgungssysteme hat sich inzwischen ein wesentlich umfangreicheres Forschungsgebiet nachhaltiger Versorgungssysteme im allgemeinen ergeben. Zur Zeit werden z.B. Sanierungskonzepte für alte, osteuropäische Plattenbausiedlungen entwickelt, ein EU-Projekt, das vom Zentrum nicht nur initiiert wurde sondern jetzt auch federführend durch Dr. Hartmut Hübner betreut wird. Ziel dieses Projektes ist es nach Abschluss der Konzepterstellung einen Plattenbau in Ungarn exemplarisch im Passivhausstandard zu sanieren und so Visionen nachhaltiger Entwicklung in die Realität umzusetzen.

    Als 1996 Prof. Dr. Joseph Alcamo das Zentrum als Direktor übernahm, brachte er als neues Thema die Klimafolgenforschung mit, wodurch sich der Aufgabenbereich auf globale Fragestellungen ausdehnte; das Zentrum wurde damit ein wichtiger wissenschaftlicher Partner in zahlreichen internationalen Gremien und in mehreren EU-Projekten. 1998 war das Zentrum z.B. durch seine Arbeiten zur Entwicklung unterschiedlicher Klimafolgenszenarien wesentlich an den Klimaverhandlungen zum Kyoto-Protokoll beteiligt. Durch seine Forschungsbeiträge im Bereich der Wasserverfügbarkeit leistete das Zentrum wichtige Beiträge zum Weltwasser-Forum in Den Haag und zum Umwelt- und Entwicklungsgipfel in Johannesburg. Es wurden neue integrierte Analysewerkzeuge entwickelt, wie das WaterGAP Modell zur Untersuchung der Wasserverfügbarkeit und Wassernutzung weltweit oder das GLASS Modell zur Untersuchung umwelt-bedingter internationaler Konfliktpotentiale. Mit dem WaterGAP Modell wurde z.B. errechnet, dass weltweit nur zwei von drei Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, eine Zahl, die sowohl in wissenschaftlichen Gremien (wie dem International Global Biosphere Program (IGBP)) wie auch in der internationalen Presse immer wieder zitiert wird. Das GLASS Modell wurde dazu verwendet, um für Russland zu berechnen, ob eine Unterzeichnung und Umsetzung des Kyoto Klimaabkommens sich positiv oder negativ auf die landwirtschaftliche Produktion im Land auswirken würde. Damit wurde eine erste wissenschaftlich untermauerte Begründung dafür geliefert, dass eine globale Emissionskontrolle von Treibhausgasen vorteilhaft für die russische Landwirtschaft wäre.

    Als Themen wurden u.a. bearbeitet (Auswahl):

    * Konzepte nachhaltiger Energieversorgung, regionale Energiekonzepte/Waldwachstumsmodelle als Antwort auf das Waldsterben in Deutschland (Prof. Dr. Hartmut Bossel)

    * Globale Untersuchungen, etwa Entwicklung unterschiedlicher Klimafolgeszenarien als Beitrag der Klimaverhandlungen zum Kyoto Protokoll 1999/Weltweite Wasserverfügbarkeit und Wassernutzung als Beitrag zum Weltwasserforum in Den Haag und zum Umweltgipfel in Johannesburg 2002/Max-Planck-Forschungspreis 1998 (Prof. Dr. Joseph Alcamo)

    * Beteiligung am Sonderforschungsbereich der DFG "Stabilität von Waldrandzonen in Indonesien" zusammen mit der Universität Göttingen mit einem Projekt zur Modellierung von Landnutzungsänderungen

    * Umwelt und Sicherheit / Lebensstile und Naturschutz / Trinkwassernutzung im Donauraum (Prof. Dr. Andreas Ernst seit 2002)

    * Der Einfluss menschlichen Handelns auf die Umwelt / Umweltlernen u.a. (Prof. Dr. Ernst-Dieter Lantermann)

    * Umweltbilanzierung / EU Projekt Nachhaltige Versorgungssysteme: Vom ungarischen Plattenbau zum Passivhausstandard ( Dr. Hartmut Hübner)

    * Vergleich der Umweltbelastungen aus verschiedenen Lebensweisen (größere Gemeinschaften z.B. in Ökodörfern im Unterschied zu Einzelhaushalten)

    * Seit 2002 Beteiligung an Graduiertenkolleg der internationalen Max Planck Research School über Earth Systems Modellierung als gemeinsame Initiative mit dem Max Planck Institut für Meteorologie in Hamburg und WZ III

    * Zahlreiche weitere geförderte Projekte durch BMBF, EU, Europäische Umweltagentur, Umweltbundesamt, u.a.

    Das Zentrum erhält eine vergleichsweise geringe Basisfinanzierung von der Universität und ist maßgeblich auf Drittmittel angewiesen, die sich in den letzten 10 Jahren verfünffacht haben und heute bei etwas über einer Million Euro im Jahr liegen. Auch hat sich die Zahl der Doktoranden am Zentrum ständig erhöht, und das Zentrum nimmt seit 2002 an einem Graduiertenkolleg, der internationalen Max Planck Research School über Earth Systems Modellierung, teil, eine gemeinsame Initiative mit dem Max Planck Institut für Meteorologie in Hamburg. In diesem Kolleg gibt es die Möglichkeit für multi- sowie interdisziplinäre Promotionsvorhaben in dem umfassenden Gebiet der Klimaforschung und Earth Systems Studien und insbesondere ihrer numerischen Modellierung.
    Barbara Lübkert-Alcamo/au
    8.294 Zeichen

    Infos
    Universität Kassel
    Prof. Dr. Joseph Alcamo
    Dr. Karl-Heinz Simon
    Wissenschaftliches Zentrum für Umweltsystemforschung
    tel (0561) 804 3266/2231/2273
    internet http://www.usf.uni-kassel.de/usf/


    Weitere Informationen:

    http://www.usf.uni-kassel.de/usf/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Gesellschaft, Meer / Klima, Psychologie, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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